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Grafschafter Zeitung
Ausgabe 18/2023
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Wehr rettet Kinder aus brennendem Haus

Das DRK richtete einen Sammelplatz für die geretteten Personen ein.

Dichter Rauch nahm den Rettungskräften im Haus die Sicht.

Die Drehleiter war bei Personenrettung und Brandbekämpfung eine große Hilfe.

Übung: Szenario in Ringen fordert Grafschafter Rettungsfamilie

RINGEN. TW. Wenn bei einem Rettungseinsatz Kinder im Spiel sind, ist das auch für Feuerwehren und Sanitäter immer ein Horrorszenario. Ein solches stellte sich bei einer Großübung der Wehren des Ausrückbereichs Mittlere Grafschaft mit den Wehren aus Ringen, Lantershofen und Leimersdorf am Donnerstagabend. Der Ringener Löschgruppenführer Christoph Schmitt und der Grafschafter Wehrleiter Achim Klein hatten sich hierbei einiges ausgedacht und auch DRK und die Pressegruppe der Grafschafter Wehr in die Übung integriert. Ein Ringener Bürger, der dem örtlichen Feuerwehrwesen sehr zugetan ist, hatte der Wehr ein leerstehendes Haus direkt an der L79 zur Verfügung gestellt. Dort simulierten sieben fröhliche Kinder aus dem Ortsbezirk im obersten Geschoss die Feier eines Kindergeburtstages, als plötzlich ein Feuer ausbrach. Wie sich später herausstellen sollte, brach der Brand im Treppenhaus aus. Den Kids war damit jeglicher Fluchtweg abgeschnitten.

Als die ersten Rettungskräfte an dem brennenden Gebäude eintrafen, fanden sie eine starke Rauchentwicklung vor. In Mark und Bein aber gingen den Wehrleuten vor allem die Schreie der Kinder aus der oberen Etage. Sie verhielten sich als Teil des Szenarios genauso, wie es sich die Wehrleitung gewünscht hatte. Aber die Kinder waren nicht die einzigen Personen, die zum Zeitpunkt des Brandausbruchs in dem Haus waren. Es stellte sich schnell heraus, dass auch zwei Personen im Erdgeschoss und ein Mensch im Keller vermisst wurden. Das bedeutete besonderen Hochbetrieb für die Wehr, steht die Menschenrettung doch vor allem anderen. Dennoch behielten die Verantwortlichen vor Ort die Übersicht, sehr zur Zufriedenheit der beiden Initiatoren. „Es war ein Ziel der Übung, dass hier bewusst keine Hektik entstehen soll“, sagte Wehrleiter Klein später. Wichtig für die Brandbekämpfer und die weiteren Retter war die schnelle Erkundung der Lage. Hierbei war eine Drohne des Grafschafter DRK eine große Hilfe. In wenigen Minuten aufgebaut, lieferte sie der Einsatzleitung wichtige Bilder aus der Luft und aus allen Richtungen rund um das Gebäude. Übertragen wurden diese auf einen großen Bildschirm direkt in das Einsatzleitfahrzeug, dass in Bengen stationiert ist und das ebenfalls alarmiert wurde. Direkt von der Einsatzleitung aus erhielten die Lenker der Drohne ihre Anweisungen. Die Luftbilder halfen aber nicht nur bei der Erkundung der Lage, wie sich schnell herausstellen sollte.

Größter „Feind“ der Wehr war der Theaternebel. Der sorgte für eine Menge Rauch, der aus Fenstern, Türen und dem Dach drang. Da sahen die insgesamt acht Atemschutzträger, die sich ins Innere des Hauses zur Bekämpfung des angenommenen Brandes, in erster Linie aber zur Personenrettung aufmachten, die Hand vor Augen nicht. Da gleich neben dem „brennenden Gebäude“ ein Feldweg verläuft, konnte die Grafschafter Drehleiter, die in Ringen stationiert ist, hier anfahren und parallel zur Suche im Innern an einem Fenster im Obergeschoss ansetzen. Über die Leiter konnten die sieben Kinder gerettet werden. Sie wurden dem Roten Kreuz übergeben und auf einer Wiese an der anderen Straßenseite von den Sanitätern erstversorgt. Hier wurde festgestellt, dass niemand ernsthaft verletzt ist.

Bei der Suche nach den weiteren Vermissten leistete dann die Drohne wieder tatkräftige Mithilfe. Sie ist unter anderem mit einer Wärmebildkamera ausgestattet, die nicht nur Brandherde ermitteln kann. Denn mittels des fliegenden Helfers, der bei Einsätzen bis zur Höhe von 120 Metern aufsteigen darf, wurde eine der vermissten Personen im Garten hinter dem Unglückshaus gefunden und konnte dort von den Rettungskräften geborgen werden. Sie bargen auch eine weitere Person im Erdgeschoss, die im Keller vermutete Person hatte das Haus mittlerweile aus eigener Kraft verlassen können. Die Brandbekämpfung mittels Löschwassers nahmen die Wehren in der Folge nur symbolisch vor, um dem Gebäude keinen Schaden zuzufügen. Der angesetzte Lüfter ließ den Theaternebel zudem schnell verschwinden, so dass die Übung nach rund 90 Minuten beendet werden konnten und sich die rund 30 eingesetzten Retter zur Nachbesprechung ins Ringener Spritzenhaus begeben konnten. Schon am Übungs-Brandort selbst zeigte sich Wehrleiter Achim Klein zufrieden: „Das ganze Szenario wurde so organisiert, wie wir uns das vorgestellt hatten“, so Klein. Er betonte, dass neben der Vermeidung von Hektik auch die besondere Verkehrssituation an der gut frequentierten L79 beachtet werden musste. Das hätten die Wehren hervorragend gemeistert, der Verkehr konnte während des gesamten Einsatzes einspurig an der Unglücksstelle vorbeigeführt werden, es kam zu keinerlei Staus. „Abends mache ich mir mit solchen Einsätzen gar keine Gedanken. Tagsüber mit der vorhandenen Alarmschwäche könnte es natürlich sein, dass noch ein paar Fahrzeuge mehr anrücken“ so Klein zu möglichen größeren Verkehrsbehinderungen. Brennt es tagsüber, werden oftmals gleich mehrere Ausrückebereiche der Gemeinde Grafschaft alarmiert, um personell gut aufgestellt zu sein.