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Grafschafter Zeitung
Ausgabe 26/2023
Aktuelles
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Grafschafter Radwegekonzept ist ein Puzzle mit 220 Teilen

Zwischen Ringen und der Kreisstadt haben Radfahrer viel Platz. Weil die Wege auch der Landwirtschaft offen stehen, sind die breiter, als einfache Radwege, in der Folge fällt die Förderung niedriger aus.

Gremien wollen hohe Fördergelder mitnehmen und haben Zeitdruck

LANTERSHOFEN. TW. Mit dem Fahrrad durch die Grafschaft fahren, das kann abenteuerlich sein. Nicht so zwischen Ringen in der Kreisstadt, hier gibt es einen gut ausgebauten Radweg. Wer aber von Bengen Richtung Kirchdaun unterwegs ist, darf sich die kurvenreiche und unfallträchtige Kreisstraße 39 mit PKWs, Lastwagen und Traktoren teilen. Dagegen geht es von Vettelhoven nach Holzweiler bequem auf eigener Trasse neben der K34 her, aber eben nur bis Holzweiler. Weiter nach Esch heißen die Alternativen: auf besagter K34 oder durch die Feldflur. Seit dem Jahr 2012 versucht die Gemeinde, ein geschlossenes Radwegenetz auf die Beine zu stellen. Nachdem nun das Bundesförderprogramm „Stadt und Land“ Zuschüsse bis 75 Prozent zur Verteilung über die Länder verspricht, sorgten die Grafschafter Grünen mit konkreten Vorschlägen für die Erstellung von Teilstücken für Bewegung im Thema. Aber besagtes Bundesförderprogramm läuft Ende 2023 aus. Eine Verlängerung und sogar eine Erhöhung der Zuschüsse sind im Gespräch, aber seitens des Landes noch nicht bestätigt.

Nachdem nun die Verwaltung auf Ratsbeschluss ein Radwegekonzept vorlegte, über das erste Gremien beraten haben und an dem die Ortsbeiräte ebenfalls noch einmal beteiligt wurden, ist ein Puzzle aus 220 Einzelteilen entstanden. Soll heißen: Das Radwegenetz wurde in besagte 220 qualitativ derzeit unterschiedliche Stücke aufgeteilt, meistenteils geht es dabei über Wirtschaftswege. Mit dabei sind auch wenige Teilstücke, die nicht in der Hoheit der Gemeinde liegen, sondern Sache von Land und Kreis sind und die diesen Trägern gemeldet werden.

Unabhängig davon, ob die geplanten Wege eher einen touristischen Charakter oder aber eine funktionelle Bedeutung als Weg zu Schule oder Arbeit haben, hat sich die Verwaltung die meisten dieser Wege anschauen und bewerten können. Dabei wurden Zustand und Sicherheit jeweils mit den Schulnoten eins bis fünf vergeben. Jedes Stück erhielt also zwei bis zehn Punkte, je mehr, desto schlechter der Weg und desto höher der Handlungsbedarf. Heraus kamen 28 Abschnitte mit acht bis zehn Punkten, Fahrradfahren ist dort eher unmöglich. In Summe sind das 13,4 Kilometer mit großem Handlungsbedarf. Weil die Verwaltung dabei pro Meter laufendem Ausbau 240 Euro ansetzte, ergibt sich ein Bedarf von 3,2 Millionen Euro. Klar ist: die Grafschaft hat weder das Geld noch die personellen Kapazitäten zur Planung des Ausbaus von 13,4 Kilometern. Schon gar nicht nur in diesem Jahr.

Also heißt es Prioritäten setzen: wo kann was am schnellsten umgesetzt werden? Wo sind die Kosten und damit auch die Förderungen besonders hoch? Im Grunde sind sich die Fraktionen in den Grafschafter Gremien in der Sache einig: ein funktionierendes Radwegenetz muss her. Unterschiedlich sind die Meinungen dagegen zu Teilbereichen.

Nachdem im Hauptausschuss unter anderem beschlossen wurde, die CDU-Idee einer priorisierten Umsetzung von funktionstüchtigen Radwegen für die Grafschafter Grundschüler zu verfolgen, legte die Verwaltung in Windeseile solche Vorschläge vor, damit diese nur eine Woche nach der Sitzung des Hauptausschusses im Gemeinderat diskutiert werden konnten. Der fasste dann in Sachen Radwegekonzept gleich mehrere Beschlüsse: abgelehnt wurde ein SPD-Vorstoß, den Bölinger Wald aus dem Radwegekonzept auszuklammern. Ebenfalls abgelehnt wurde der Antrag der FWG auf Bau einer Radwegebrücke über die L83 bei Ringen zur Umsetzung des Bahndamms als Radweg. Gebaut werden soll dagegen ein Teilstück von Birresdorf nach Oedingen. Und auch die seitens der Verwaltung vorgelegten elf möglichen Radwege zur sicheren Anbindung der Grundschulen sollen Baupriorität haben.