Männerchor Bachem in Holzweiler
GRAFSCHAFT-HOLZWEILER / BACHEM. Gleich zwei Chöre - der „Männerchor Bachem 1904“ und das „Vokalensemble belCanto“ - präsentierten sich am 10. August gemeinsam in der Pfarrkirche "St. Martin" in Grafschaft-Holzweiler. Und sie stießen auf viel Resonanz: Alle Kirchenbänke und zahlreiche zugestellte Stühle waren besetzt. Beide Chöre werden von Hans-Albert Jahn (Bölingen) geleitet, der mit dem Konzert nicht zuletzt auch die - für Chöre nicht immer einfache - Akustik der 2022/23 renovierten Kirche einem breiteren Publikum näherbringen wollte. Viele Lieder hatten einen kirchlichen Bezug, aber das Programm reichte von klassischer Kirchenmusik über Volksmusik bis hin zu moderner Popmusik.
Der Männerchor Bachem eröffnete das Konzert mit "Im Dorf da geht die Glocke schon", ursprünglich ein Volkslied aus der Bretagne, mit dem traditionell das Angelus-Gebet eingeläutet wurde. Wilfried Manheller als Vertreter des lokalen „Teams vor Ort" begrüßte Besucher und Musiker. Danach übernahm Wolfgang Eschner für den Männerchor Bachem das Mikrofon und führte mit kurzen, launigen und immer sehr informativen Moderationen durch den ersten Block von Liedern des Männerchores. Dessen erstes Lied "Weiß ich den Weg auch nicht" wurde von Gerhard Augustin, welcher diesen Chorsatz geschrieben hat, auch persönlich dirigiert. Mit "All Night, all Day" folgte ein bekanntes Spiritual, und mit "Maria lassu" (in deutscher Übersetzung) erklang dann ein italienisches Volks- und Marienlied, bei dem die Sänger dem Text „Töne klingen von ferne, sanft wie der Wind vom Meere" voll gerecht wurden. Den Abschluss der Präsentation des Männerchores bildete dann "Dank sei dir, Herr". Dieses Lied wird allgemein Händel zugeschrieben, stammt aber wohl aus der Feder eines Berliner Chorleiters, der es bei der Aufführung eines Händel-Oratoriums einfach mit einbaute. Bei diesem Lied stellten sich die belCanto-Sopranistinnen Petra Fritsche und Heike Kettel zu den Bachemer Sängern und sorgten mit klaren, hellen Oberstimmen für Begeisterung. Dem Liederblock vom Männerchor Bachem folgte ein musikalisches Intermezzo. Fabienne Höthker (Fagott) und Hans-Albert Jahn (Flügel) spielten das Largo aus Dvořáks „Aus der Neuen Welt", und in „Worten der Lesung" tauschten Claudia Wald und Anja Schopp in Verkörperung der Kirchenpatrone Martin und Maternus in einem Zwiegespräch Gedanken aus. Der zweite Gesangsblock war dann dem Vokalensemble belCanto vorbehalten. Sigrid Meissner und Klaus Mommsen moderierten die einzelnen Lieder an. belCanto begann mit „You Raise Me Up". Es folgte mit „Freiheit" (Marius Müller-Westernhagen) eine thematisch etwas aus dem Rahmen fallende Polit-Ballade, die beim Publikum - wohl auch angesichts der aktuellen politischen Lage - aber sehr viel Anklang fand. „Only Time" der irischen Sängerin Enya verblüffte mit Wechselgesang der einzelnen Stimmen, wobei der Effekt noch dadurch verstärkt wurde, dass die Sänger und Sängerinnen nicht stimmenmäßig, sondern durcheinander standen. Es folgte das a-cappella gesungene „Ave Maria" von Jacob Arcadelt. Den Schluss- und wohl auch Höhepunkt setzte „Panis Angelicus" (César Franck), bei dem Petra Fritsche und Heike Kettel im Solopart mit ihren klaren, ungekünstelten Stimmen das Publikum im wahrsten Sinne des Wortes bezauberten. Dem belCanto Liederblock folgte ein weiteres Zwischenspiel. Fabienne Höthker (Fagott) und Hans-Albert Jahn (Flügel) spielten Variationen zu „Scarborough Fair", und Claudia Wald und Anja Schopp setzten als Kirchenpatrone Martin und Maternus ihren Dialog fort. Der dritte Liederblockgehörte dann beiden Chören, bei dem teils eigens für dieses Konzert geschriebene, 7- und 8-stimmige Arrangements zu einer "Uraufführung" kamen. Während der Männerchor Bachem weiterhin unten vor dem Altar sang, stimmte belCanto von der Empore ein. Das Publikum zeigte sich verblüfft, dann begeistert. Den Auftakt machte „Sancta Maria" (Schweitzer/Waßmer) in einem 7-stimmigen Satz. Es folgte „Wenn ich ein Glöcklein wär", bei dem die von der Empore kommenden Frauenstimmen dem bekannten „Paradestück" für Männerchöre völlig neue Impulse gaben. Abschließender Höhepunkt war dann „Jerusalem - Heilige Stadt", eine religiöse Ballade aus dem Jahr 1892. Hier wurde der souverän als Solist singende Bachemer Bariton Wolfgang Erbeling durch 8-stimmige „mächtige" Begleitung von unten und oben ergänzt. Nach Schlussworten von Pfarrer Alexander Burg stellte sich belCanto im Altarraum zum Männerchor Bachem, um gemeinsam das Schlusslied „Abendfrieden" (Rudolf Desch) in einer ebenfalls 8-stimmigen Chorfassung zu singen. Anschließend waren alle Besucher eingeladen, noch in der Kirche zu verweilen und bei kalten Getränken in Gesprächen das Gehörte Revue passieren zu lassen. Ein wunderbar-harmonisches Konzert, welches noch länger nachwirken wird.