Die Entwicklung des Baugebiets "Kalbsgraben" (links) scheint wegen Lärm der Kreisstraße und des Aussiedlerhofs (hinten) zu scheitern.
RINGEN. FD. Obwohl sich die Grafschafter Gremien schon seit 2020 mit der Thematik befassen, steckt die Planung für das Neubaugebiet „Kalbsgraben“ in Karweiler noch in den Kinderschuhen – und steht zum Leidwesen seiner Befürworter schon auf der Kippe. Stein des Anstoßes ist ein Schallgutachten, das zumindest aus Sicht der Ausschussmitglieder teils unverständliche Ergebnisse hervorbrachte.
Elisa Skalski vom beauftragten Fachbüro Pies in Boppard stellte dem Bauausschuss die Ergebnisse ihrer Untersuchungen vor, das sowohl den Einfluss des Verkehrs als auch umliegender Gewerbebetriebe berücksichtigt. Ihrem Gutachten zufolge entsteht schon durch die Verkehrsbelastung der K39, auf der hinter dem Ortsausgangsschild bis zu 100 Stundenkilometer erlaubt sind, Krach, zeitweise verstärkt durch Fernlärm von der Autobahn. Während der ansässige Getränkemarkt nicht zu hoher Belastung führe, sei der landwirtschaftliche Betrieb jedoch insbesondere durch große Gerätschaften, die auf dem gesamten Gelände betrieben werden können, insbesondere innerhalb der Erntezeit, für starken Lärm verantwortlich. Berechnungsgrundlage des Fachbüros sind Fragebögen zu den Betriebsabläufen, die den Gewerbetreibenden vorab zum Ausfüllen ausgehändigt werden. Alle Angaben seien plausibel gewesen, so Skalski.
Simulationen unter Einbeziehung einer acht Meter hohen Schallschutzwand oder eines -walls zeigen, dass selbst eine solche Maßnahme lediglich eine Verbesserung für Teilbereiche des Gebietes bewirken würde. Sollte das Neubaugebiet dennoch an der geplanten Stelle realisiert werden, müsste ein lärmbeeinträchtigtes Gebiet mit massiven Baubeschränkungen festgelegt werden. Dort könnten schutzbedürftige Räume, also Schlaf- und Wohnräume, sowie Außenbereiche nach Osten ausgerichtet und darüber hinaus nur mit Fenstern ausgestattet werden, die nicht zu öffnen sind. Maßnahmen, die ins Geld gehen und zugleich die gestalterische Freiheit möglicher Bauherren massiv beschränken.
So eindeutig die Ergebnisse des Fachgutachtens schienen, so uneinig waren sich die Fraktionen und Mitglieder des Bauausschusses dennoch über die Fortsetzung des Bauvorhabens, deckten sich doch die Ergebnisse des Schallgutachtens in weiten Teilen nicht mit den Erkenntnissen der Anwohner. Er habe sich wohl in seiner subjektiven Wahrnehmung getäuscht, so Hubert Münch (SPD), es sei angesichts der zu erwartenden Verteuerung wohl nicht sinnvoll, das Verfahren weiterzuführen. Erstaunt äußerte auch Reinhold Hermann (FWG), die Ergebnisse des Gutachtens deckten sich nicht mit seinen Wahrnehmungen. Tobias Wronka (Bündnis 90/Die Grünen) stellte gar die Belastbarkeit eines Gutachtens in Frage, das sich ohne eigene Schallmessungen alleine auf Statistik berufe. Auch Roland Schaaf (CDU) hinterfragte die Messwerte, betonte aber auch, man solle nicht auf der Grundlage subjektiver Einschätzungen zu einem komplexen Thema das professionelle Gutachten verwerfen. Sein Antrag, das Bauleitplanverfahren einzustellen, wurde jedoch mit sieben Gegenstimmen und keiner Enthaltung abgelehnt. Der Gemeinderat am 13. Oktober wird somit die endgültige Endscheidung über das Neubaugebiet Kalbsgraben treffen müssen.