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Grafschafter Zeitung
Ausgabe 40/2022
Aktuelles
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„Scheunenfest“ bei der Eckendorfer Wehr

Die Eckendorfer Wehr um Löschgruppenführer Johannes Jung (2.v.r.) begrüßte bei ihrem Tag der Einheit die Ratsmitglieder Ingo Derz (2.v.l.) und Mathias Heeb (m.).

Vor acht Jahren war man aus dem Spritzenhaus geworfen worden und fristet seither ein Nomaden-Dasein

ECKENDORF. TW. Den „Tag der Einheit“ nutzt man bei der Eckendorfer Wehr zu einem gut besuchten Tag der offenen Tür der Feuerwehr. In dem Grafschafter Ort muss es allerdings „Tag der offenen Scheune“ heißen, denn in einer solchen sind Fahrzeuge und Equipment untergebracht, und das schon seit acht Jahren. Seinerzeit hatte die Unfallkasse das damals schon viel zu kleine Spritzenhaus stillgelegt, die Wehr war von heute auf morgen zur Obdachlosigkeit verbannt. Nur dank der Bevölkerung gab es Unterschlupf, zunächst in einer Scheune mit Lehmboden, seit einigen Jahren mit verbesserter Bodensituation mitten im Ort. Hier gibt es keine Umkleiden, geschweige denn Geschlechtertrennung, keine Toiletten, keine Heizung. Im Winter sorgen Frostwächter dafür, dass das Löschwasser im Fahrzeug nicht einfriert. Noch gravierender: ein geplanter Neubau am Ortsrand lässt seit Jahren auf sich warten. Es gibt ein Grundstück, aber keine Baugenehmigung. Dafür immer wieder andere Probleme: mal will der Landesbetrieb Mobilität eine Linksabbiegerspur, obwohl wahrscheinlich nie jemand aus dem nächsten Ort Fritzdorf zum Einsatz anreisen wird, liegt Fritzdorf doch im Nachbarland Nordrhein-Westfalen. Mal vermutet ein Umweltverband „vielleicht ein Naturschutzgebiet“, und schon wieder stehen die Planungen still. Dann kommt die Idee, im geplanten Neubaubereich die Wehren des Kreises zu integrieren. Aber auch das ist schon eine Weile her. Dass dies Löschgruppenführer, Ortsvorsteher und CDU-Grafschaft-Vorsitzender Johannes Jung und sein trotz aller Probleme stetig wachsendes Team ertragen, ist schon ungewöhnlich.

Aber was wäre die kurzfristige Alternative? Möglicherweise eine temporäre Containerlösung, wie man sie beispielsweise in Mayschoß nach der Flutkatastrophe im Ahrtal umsetzte. Die Idee bringt Wehrleiter Achim Klein ins Spiel und fordert, dass es endlich voran geht. Eventuell ließe sich eine solche Lösung abseits der Baufläche positionieren. Andere Möglichkeiten im Ort sehen er und auch Johannes Jung nicht. Will man ansonsten etwas ändern, könnte man die Unfallkasse noch einmal einschalten. Dann aber kann es passieren, dass man die Wehr möglicherweise abmelden muss, wenn auch nur temporär. Einsätze müssten dann Nachbarwehren aus Gelsdorf oder Vettelhoven leisten, oder aus besagtem Fritzdorf. „Die Konsequenz wäre aber auch eine höhere Gefährdung der Bevölkerung im Schadensfall und man sieht ja auf Kreisebene, wie schnell Ehrenamtler in die Verantwortung gezwungen werden“, malt Achim Klein ein düsteres Szenario und hofft auf ein Durchhalten der Eckendorfer Wehr. Eine Abmeldung ist für ihn und die Wehr jedenfalls keine akzeptable Lösung.

Die Löschgruppe hatte zu ihrem „Fest der Einheit“ den gesamten Gemeinderat eingeladen, um diesem die Situation einmal „live“ zu zeigen. Der Einladung folgten mit Mathias Heeb (Die Grünen), dem Beigeordneten Ingo Derz (FWG) und Richard Horn (CDU) gerade einmal drei von 28 Ratsmitgliedern. Bürgermeister Achim Juchem entschuldigte sich immerhin. „Wir hätten etwas mehr Besuch der eingeladen Ratsmitgliedern erwartet“, so Jung.