Großparkplatz oder Solarfeld? Für das Gelände südöstlich des Parkplatzes Goldene Meile gibt es mehrere Interessenten.
GRAFSCHAFT. TW. Seitdem ein Streifen von 200 Metern Breite längsseits von Autobahnen für den Bau von Photovoltaik-Anlage privilegiert wurde, ist die Grafschaft für derartige Projekte interessant geworden. Nachdem es einen ersten Aufschlag für ein Solarfeld direkt am Autobahndreieck Bad Neuenahr-Ahrweiler unweit von Beller gab, ist nun eine weitere Anfrage im Ringener Rathaus eingegangen. Dabei plant ein Investor auf einem Gelände von 4,0 Hektar eine Freiflächen-PV-Anlage zu errichten. Es handelt sich um den Bereich, der südwestlich unmittelbar an den Parkplatz „Goldene Meile“ an der A61 in Fahrtrichtung Süden angrenzt. Rund ein Drittel des geplanten Bereichs gehört zur Gemarkung Eckendorf, der Rest zur Gemarkung Vettelhoven. Die geplante Anlage besteht aus einer aufgeständerten Solarstromanlage für eine Anlagenleistung von rund 6,45 MWp sowie den erforderlichen Nebeneinrichtungen, nämlich drei Trafostationen und 23 Wechselrichtern. Die Modultische werden auf Metallpfosten aufgeständert, die fundamentlos in den unbefestigten Untergrund gerammt werden. Je nach Bodenbeschaffenheit beträgt die Rammtiefe zwischen 1,5 und 2,0 Metern. Dieses Verfahren vermeidet eine Versiegelung des Geländes. Geländereingriffe bei der Aufstellung der Anlage sind ebenfalls nicht nötig. Der erzeugte Strom soll in das öffentliche Stromnetz eingespeist und entsprechend vergütet werden. So weit, so gut.
Allerdings ist das besagte Gelände schon ganz anderen ins Auge gefallen. Bereits im Jahr 2019 berichtete der Grafschafter Bürgermeister Achim Juchem (CDU) anlässlich einer Einwohnerversammlung vom Vorhaben des Autobahnamtes Montabaur, die Kapazität des Parkplatzes Goldene Meile von 14 auf 80 LKW-Stellplätze zu erhöhen. In einer Infoveranstaltung des Autobahnamtes für die Grafschafter Bürger kurze Zeit später wurde es dann konkreter. Damals machte Stefan Schmitt das Ausmaß deutlich: 80 zusätzliche Stellplätze für Lkw, vier Bus- und 20 Pkw-Plätze sowie eine Toilettenanlage sehe das „Sofortprogramm“ in der Goldenen Meile vor. Über 580 Meter Länge und 120 Meter Tiefe soll sich die neue Raststätte erstrecken. Eine zur Autobahn hin gelegene vier Meter hohe Lärmschutzwand soll Brummi-Fahrern eine möglichst geräuscharme Nachtruhe bescheren. Passiert ist bislang augenscheinlich nichts. Zudem gehören die Grundstücke Bund, Land oder Kommune nicht, es drohte ein langwieriger Prozess.
Heute leitet Stefan Schmitt das Sinziger Büro des Landesbetriebs Mobilität, dass nach der Flutkatastrophe von 2021 für den Wiederaufbau des Ahrtals eingerichtet wurde. Das Autobahnamt ist in die Autobahn GmbH des Bundes aufgegangen. Im Gespräch mit der Grafschafter Zeitung sagte Stefan Schmitt, er gehe davon aus, dass die Autobahngesellschaft weiter an der Verwirklichung des Projekts interessiert sei, der Bedarf sei ja gegeben.
Der Grafschafter Bauausschuss erteilte jedenfalls für den größten Teil der angedachten Fläche sein Einvernehmen und verweigerte dies lediglich für rund 3.000 Quadratmeter, die innerhalb einer 40-Meter-Schutzzone liegen. Die Kreisverwaltung als genehmigende Behörde für das Solarfeld muss sich nun wohl mit der Autobahn GmbH auseinandersetzen.