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Grafschafter Zeitung
Ausgabe 43/2022
Hauptthemen
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Hauptthemen

Das Ende der Schlange ist nicht in Sicht, die Wartezeit betrug bis zu drei Stunden.

Süße Leckereien warteten darauf, gegen Waldfrüchte getauscht zu werden.

Beliebt waren die Aktionen für kleine und große Kinder, wie dieser Basteltisch zeigt.

Kiloweise Eicheln hat dieser Mann gesammelt.

84. Kastanienaktion bei Haribo lockte Menschenmassen an

RINGEN. TW. Nachdem die mittlerweile 84. Kastanienaktion des Süßwarenherstellers Haribo im Innovationspark Rheinland in der Grafschaft am Freitag nur ganz allmählich angelaufen war, steigerte sich der Zulauf von Menschen, die Eicheln und Kastanien gesammelt hatten, um sie an der neuen Zentrale in der Grafschaft gegen allerlei Süßwaren umzutauschen, noch im Laufe des ersten Tages von Stunde zu Stunde. Am Samstag trat dann genau das ein, was der Leiter der Unternehmenskommunikation, Burkhard Zyber, tags zuvor vorhergesagt hatte. Zyber hatte aufgrund der guten Wetterprognosen und der Tatsache, dass vor allem im benachbarten Nordrhein-Westfalen, wo Unternehmensgründer Hans Riegel Senior im Jahr 1936 auf die Idee dieses Sammel- und Tausch-Spaßes für Kinder aus der Nachbarschaft gekommen war, prognostiziert, dass die Warteschlangen vor den Abgabestellen sich gegenüber den ersten Stunden noch erheblich steigern würden.

Das taten sie bereits am Freitag, als es aufklarte und der Regen vom Morgen sich mehr und mehr verzog. „Wir waren am Ende auch von der Resonanz des ersten Tages schon sehr positiv überrascht“, sagte Unternehmenssprecher Stefan Schulz. Was sich dabei schon zu Beginn der Aktion andeutete, setzte sich im Lauf des Tages fort. Die Menge der Eicheln, die sich in den vergangenen Jahren immer bei einem Drittel gegenüber der Menge der Kastanien eingependelt hatte, war in diesem Jahr bedeutend höher. Nach zwei Tagen waren insgesamt 235 Tonnen zusammengekommen, und zwar 158 Tonnen Kastanien und 77 Tonnen Eicheln, diese werden nun an Wildgehege in Deutschland und Österreich gespendet.

Am Samstag hatten die knapp 80 Haribo-Beschäftigten dann von Beginn an alle Hände voll zu tun. Schon um vier Uhr in der Früh waren die ersten Menschen mit ihren gesammelten Werken angereist, auf Campingstühlen machte man es sich gemütlich, so gut es ging. Aus Thermoskannen flossen heißer Kaffee oder Tee, Butterbrote wurden ausgepackt. Man konnte den Eindruck gewinnen, es gäbe Tickets für ganz besondere Events oder aber das allerneueste Smartphone zu kaufen. „Wir haben dann um kurz vor sieben Uhr aufgemacht, schon einige Minuten früher, als geplant. Da standen schon rund 100 Menschen in der Schlange vor dem Eingang“, so Schulz.

Besagter Eingang führte auf einen Parkplatz, wo die gesamte Logistik der Tauschaktion zu finden war. Hier standen große Lastwagen voll mit Süßwaren, die den Gegenwert zu den Waldfrüchten bildeten. Für zehn Kilo Eicheln gab es ein Kilo Haribo-Artikel. Besser war der Kurs bei den Eicheln, wo fünf Kilo genügten, um ein Kilo Süßes zu erhalten. Das Ende der Warteschlange verloren die, die am Eingang zu besagtem Parkplatz standen, schnell aus den Augen, denn die Zahl derer, die Tauschen wollten, wurde immer mehr. Scharen von Sicherheitshelfern regelten den Verkehr. Sie hatten die Joseph-von-Fraunhofer-Straße beidseitig mit Absperrgittern versehen, es sah aus wie am Zieleinlauf einer Tour-de-France-Etappe. So wurden die Fußgänger, unter denen sich viele Kinder befanden, von den Autofahrern getrennt. Rund 900 Parkplätze hatte man eingerichtet, benachbarte Gewerbe und freie Flächen halfen ungemein. Die Parkplatzsituation des Helfer-Shuttles nach der Flutkatastrophe im Ahrtal, dass gleich in der Haribo-Nachbarschaft eingerichtet war, diente als gutes Vorbild. Mehrere Einheiten der Grafschafter Feuerwehr und auch das DRK waren vor Ort. Es galt, den zu- und abfließenden Verkehr zu regeln, zumal auch fast minütlich große Sattelschlepper aus dem Haribo-Werk oder dem benachbarten Obstgroßhandel ebenfalls auf die Joseph-von-Fraunhofer-Straße in Richtung Autobahn drängten. Von dort in die Gegenrichtung wurde der Andrang immer mehr. Als sich ein Rückstau beinahe bis auf die Autobahn gebildet hatte, griff die Polizei ein und half, das drohende Verkehrschaos aufzulösen. Unterdessen wurde der Stau der Menschen mit Eicheln und Kastanien immer länger, es ging in Spitzenzeiten zurück durch den gesamten Ring der Konrad-Zuse-Straße. Wer sich dort am Ende einordnete, hatte rund 800 Meter oder knapp drei Stunden Wartezeit vor sich. Dass es bis zu den Waagen dennoch schneller ging, als in früheren Jahren, lag auch daran, dass die Annahme optimiert wurde. „Wir lernen auch von Jahr zu Jahr dazu“, so der Ringener Werkleiter Christian Bahlmann. Es gab in diesem Jahr vier Wiegeplätze, von dort liefen die gesammelten Früchte über sechs Fließbänder in ebenso viele Container. Gleich nebenan gab es die abgepackten 2,5 Kilo-Pakete mit Süßwaren, danach konnten die Sammler sich auf den Heimweg machen, aber auch das bunte Spieleparadies für Kinder jeden Alters besuchen, hier wurde gemalt, gekegelt oder gekickt, ein Glücksrad drehte sich und überall gab es Süßigkeiten zu gewinnen. Im benachbarten Werkverkauf ging zeitweise gar nichts mehr, die Schlange vor den Toren wurde auch dort immer länger.