Birth Control um Frontmann Peter Föller (m.) im Winzerverein.
LANTERSHOFEN. TW. Hugo Heinzen, Musikhändler aus Bad Neuenahr-Ahrweiler, erinnert sich noch gut: im Alter von 13 Jahren besuchte er sein erstes Rockkonzert. In Bad Neuenahr war das, dort gab es eine Handwerksmesse, im Rahmenprogramm spielten Birth Control. 50 Jahre ist das jetzt her und Grund genug, die Altrocker noch einmal in die Region einzuladen. Im Grafschafter Verein Kulturlant fand Heinzen einen Verbündeten, zumal deren bespielte Bühne im Winzerverein Lantershofen prädestiniert für ein solches Konzert sei, befand Heinzen.
Am Freitag vergangener Woche standen sie also auf der Bühne: Birth Control in der aktuellen Besetzung. Die hat sich seit dem Jahr 2016 nicht mehr geändert, im Verlauf der 50 Jahre und der Zeit davor aber umso öfter. Zur allerersten Besetzung im Jahr 1966 gehörte eine spätere Lichtgestalt des Privatfernsehens, nämlich Hugo Egon Balder als Schlagzeuger. Immerhin: mit Sänger und Gitarrist Peter Föller stand nun in Lantershofen einer auf der Bühne, der auch vor 50 Jahren in Bad Neuenahr in die Saiten griff. Nur kann Föller sich an den Gig auf der Handwerksmesse nicht mehr erinnern, wie er zugab. „Das passiert oft, dass Fans kommen und „weißt Du noch“ fragen. Aber wir wissen es oft genug nicht mehr. Das waren damals die Glanzzeiten von Birth Control, wir hatten um die 100 Konzerte im Jahr zu spielen“, so Föller. Der eine Megahit „Gamma Ray“, den die Band im Jahr 1972 veröffentlicht hatte, trug sie über die Jahre, es war und ist ihr Aushängeschild und wurde auch beim Gig in Lantershofen zum Abschluss des Abends förmlich zelebriert. Es war Bernd Noske, der für den Hit verantwortliche zeichnete. Der Schlagzeuger wird gerne als „Mastermind“ der Band bezeichnet, die nach Noskes Tod im Jahr 2014 das zweite Mal vor der Auflösung stand, ehe die aktuellen Musiker im Jahr 2016 zusammenfanden, um das Vermächtnis von Birth Control hochzuhalten.
Peter Föller war von 1973 bis 1977 Mitglied bei Birth Control, erst im Jahr 2016 stieß der heute 75-jährige wieder zur Band, bei der er der einzige Rentner ist. „Die anderen arbeiten überwiegend bei Musikschulen“, erzählt er. Birth Control tingeln aktuell durch die Republik, wo sich im Schnitt 30 Konzerte im Jahr geben. Es mache viel Spaß, sagt Föller. Darum gebe es auch eine aktuelle Studioplatte, eine weitere sei in Planung. Auch ein Live-Album ist erschienen. Sie haben also noch viel vor, kreieren neue Musik, sagen aber auch: „Natürlich müssen wir immer Gamma Ray bei unseren Konzerten spielen.“ Die Fans feiern den Song, rund 250 waren es in Lantershofen, die die fünf Musiker feierten.
Föller nutzt die Auftritte und die Gespräche hinter den Kulissen auch, um mit einem Thema aufzuräumen: Birth Control werden landläufig als Vertreter des sogenannten „Krautrock“ bezeichnet. Dagegen wehrt er sich. „Selbst Bernd Noske hat sich an dem Begriff immer gestört“, sagt Föller. Er habe überhaupt nichts von Krautrock gekannt, als er 1973 zu Birth Control gekommen sei. „Wir waren sehr England-affin. Ich hatte zwar von der ein oder anderen Band des Krautrock gehört, aber das wars auch schon.“ Für die Band ging es von Lantershofen gleich weiter, schon am Samstag stand das nächste Konzert in Offenbach an.