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Grafschafter Zeitung
Ausgabe 51/2022
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Eckendorfer Wehr lässt sich nicht länger hinhalten

Eckendorfer Wehrleute präsentierten dem Ortsbeirat um Ortsvorsteher Johannes Jung (mit Maske) einen schimmelnden Schlauch und feuchte Uniformjacken.

„Zustände wie in der Steinzeit“: Ortsbeirat fordert sofortiges Handeln

ECKENDORF. TW. So allmählich reicht es der Eckendorfer Wehr: ins achte Jahr gehen die provisorischen Unterkünfte der personell größten Löschgruppe der Gemeinde Grafschaft, die ihre aktuelle Aufenthaltssituation dem Mitleid eines Bürgers im Ort verdankt und dennoch von einem „Stall“ spricht. Mittlerweile rücken Wehr und Ortsbeirat von ihren bislang kollegial und zurückhaltend geführten Gesprächen mit Bürgermeister Achim Juchem (CDU), Rat und Verwaltung ab und stellen Forderungen, die nach Meinung aller Beteiligten aus dem Ort mehr als berechtigt sind. Denn seit die Unfallkasse das seinerzeit viel zu kleine Spritzenhaus in Eckendorf dichtgemacht hat, führen die Wehrleute ein Nomadendasein in Ställen und Scheunen. „Zustände wie in der Steinzeit“, nennt es Ortsvorsteher Johannes Jung (CDU), der auch Löschgruppenführer ist. Zwar stellte die Verwaltung in einem Schreiben der Wehr jüngst einmal mehr die aktuellen Planungen zum Neubau eines Spritzenhauses am Ortsrand vor, mehr als diese Zeichnungen gibt es aber nicht.

In der Vergangenheit mussten sich Wehr und Kommune immer wieder mit Problemen des neuen Geländes beschäftigen. Mal forderte der Landesbetrieb Mobilität eine Linksabbiegespur von der Scheidtstraße aus Richtung des nordrhein-westfälischen Fritzdorf. Vor drei Jahren kam dann die Meldung auf, ein Biotop werde mit dem Neubau gefährdet. Weil man kein weiteres Jahr in den Planungen verstreichen lassen wollte - solange hätte die Erstellung eines entsprechenden Gutachtens gedauert - schlug der Bürgermeister die Herausnahme des entsprechenden Teilstücks aus dem Plan vor. „Einen neuen Flächennutzungsplan habe ich seitdem nicht gesehen, in der jetzt abgelaufenen Zeit hätte man zwei oder drei Gutachten erstellen lassen können“, so Jung. Aktuell gibt es Planungen, nicht nur die Eckendorfer Wehr im Neubau unterzubringen, sondern dort auch Lagerflächen für den Katastrophenschutz des Landkreises Ahrweiler zu bauen. Mehrzweckräume, Toiletten und Duschen könnte man gemeinsam nutzen. Nach der Flutkatastrophe im Ahrtal hatte die Kreisverwaltung dann die Idee, neue Räumlichkeiten der Technischen Einsatzleitung (TEL) des Kreises, die bei größeren Schadenslagen zusammenkommt, in Eckendorf in dort ohnehin geplanten Bereichen des Gebäudes unterzubringen. Mit Verweis auf die fortgeschrittenen Planungen wies die Gemeinde Grafschaft diese Idee zurück, schlug aber ihrerseits den Bau einer neuen Rettungswache des DRK-Kreisverbandes im Grafschafter Innovationspark Rheinland vor, in das die TEL integriert werden könnte. Seit diesem Vorschlag herrscht in Sachen „Neubau Feuerwehrhaus Eckendorf“ Funkstille. Kreis und Gemeinde schieben sich hinsichtlich des Fortgangs der Arbeiten den Schwarzen Peter zu – zu Lasten der Wehrleute in Eckendorf.

Drei der sechs Ortsbeiratsmitglieder gehören der Feuerwehr an, die aktuell auf einem Gehöft in der Scheidtstraße ein tristes Dasein fristet. Die Mängelliste scheint kein Ende zu nehmen. In dem Stall gibt es Mäuse, der Putz bröckelt von den Wänden. Es gibt keine Umkleiden oder Duschen, schon gar keine getrennten, aber der Wehr gehören auch vier Frauen an. Im Winter ist es kalt und die einzige Toilette ist nach Ansicht der Wehrleute nicht für Frauen geeignet. Mittendrin im Raum steht das ziemlich neue Löschfahrzeug, darunter und daneben liegen aktuell Heizstrahler, um bei den derzeitigen Minustemperaturen ein Einfrieren des Löschwassers zu verhindern, dass das Löschfahrzeug für einen Schnellangriff an Bord hat. Die Strahler sind Stolperfallen. Es gibt aber weitaus gravierendere Mängel: der Zugang der Wehrleute zu ihrer Unterkunft ist gleich der Ausfahrt des Feuerwehrautos, was rechtlich unzulässig ist. An den viel zu engen Örtlichkeiten stößt das Fahrzeug immer mal wieder an, was Beschädigungen an Fahrzeug und Gebäude nach sich zieht. Und wenn auf der Scheitstraße mal ein Auto falsch parkt, kommt die Wehr gar nicht raus aus ihrem Stall. Dort musste sie auch bei einem Stromausfall im Herbst, der einen Einsatz nach sich zog, verbleiben, weil sich das elektrisch betriebene Tor nicht öffnen ließ. Hinzu kommen Feuchtigkeitsprobleme in der aktuellen Jahreszeit. Die Folge: die Schläuche beginnen zu schimmeln und die Bekleidung der Wehrleute wird klamm. „Wenn man mit feuchter Ausrüstung als Atemschutzträger in ein brennendes Gebäude geht und kommt dem Feuer zu nahe, wird man gedünstet“, so Ortsvorsteher und Löschgruppenführer Jung.

Der Ortsbeirat stellte nun einen Forderungskatalog gegenüber der Gemeindeverwaltung auf. Zum einen fordert man die Trennung der Neubauplanungen in zwei Bauabschnitte, damit die beiden Garagen sowie die Mehrzweckräume der Wehr unabhängig von den Planungen des Kreises errichtet werden können. Weil auch das noch Jahre dauern wird, will man eine temporäre Unterkunft in einer Halle in Leichtbauweise umgesetzt wissen, wie es beispielsweise die Wehr in Mayschoß nach der Flut erhalten hat, wenn auch unter ganz anderen baurechtlichen Voraussetzungen. Anders, als im letzten Gemeinderat dargestellt, gebe es ein innerörtliches Grundstück hierfür.