Detail des Haarbildes aus dem Heimatmuseum Wertingen
Genau genommen ist der Begriff „Haarbild“ nicht korrekt, da es sich hier nicht um eine zweidimensionale Darstellung handelt, sondern um ein dreidimensionales Gebilde, eine Plastik. Als Material zur Gestaltung werden menschliche Haare verwendet. Das „Haarbild“ stellt meist ein florales Motiv dar, das aus Haaren eines Familienangehörigen oder einer nahe stehenden Person hergestellt wurde. Da es ein räumliches Gebilde ist, befindet es sich in der Regel in einem Kasten aus Holz oder Pappe. Als Blütezeit der Haarbilder gilt das 19. Jahrhundert und da vor allem das letzte Drittel des Jahrhunderts. Sie wurden in der Wohnung aufgehängt und dienten der Dekoration und der Erinnerung an einen lieben Menschen. Auch ein Memento mori (Symbol für die Vergänglichkeit des Lebens) lässt sich darin erkennen.
Das Objekt des Monats April im Wertinger Heimatmuseum ist ein solches Haarbild. Es stammt aus Günzburg. Mit Hilfe von Draht und Faden wurde in Schlingen- und Schlaufentechnik mit Haaren ein Kranz aus Blattwerk gestaltet, der mit kleinen türkisfarbenen Steinbrocken als Blüten geschmückt ist. Haarbilder wurden oft von Friseuren im Nebenerwerb hergestellt. So ist dies auch beim Objekt des Monats der Fall: Gefertigt wurde es im Friseursalon Uhlhart in der Hofgasse 22 in Günzburg. Das Gebäude, in dem sich der Salon befand, wurde 1980 abgerissen. An wen das Bild erinnern soll, wissen wir nicht, denn es enthält keinen Hinweis. Die Rückseite des quadratischen Kastens, der den Haarkranz enthält, weist durch den Firmenstempel auf den Hersteller des Bildes hin. Das Exponat ist unter Glas in einem quadratischen goldfarbigen Profilrahmen mit Ornamenten.