Weitnau/Seltmans - Vor acht Monaten war sein Schicksal schon besiegelt, das Aus stand vor der Tür. Wegen unerklärlich-unheimlicher Wasserverluste sollte das beliebte kleine Schwimmbad von Seltmans dicht gemacht werden. Im Gemeinderat gab niemand mehr einen Pfifferling mehr für die über 60 Jahre alte Anlage, sie war mausetot. Doch dann, so Bürgermeister Florian Schmid,“machte sich in der Bevölkerung Unmut breit“, die Bürger gingen auf die Barrikaden und forderten mit Hilfe der lokalen Presse: “Lasst unser Freibad nicht sterben!“ Auf der ersten Jahresversammlung des damals gegründeten Fördervereins Freibad Seltmans e.V. am vergangenen Freitag in der „Krone“ wurde jetzt deutlich: das Oberallgäuer Kult-Bad lebt.
Bayernweit außergewöhnliches Engagement der Bürger
Sie haben gebuddelt und gebaggert, Kies geschleppt und Platten gestapelt, marode Leitungen ersetzt, das Schwimmbecken dicht gemacht, Bäume gefällt, Interviews gegeben und Spenden gesammelt.Die ehrenamtlichen Helfer und Mitglieder des „Fördervereins Freibad Seltmans“ haben bisher rund 600 Arbeitsstunden geleistet, um „ihr“ Freibad zu retten: “Wir können stolz auf uns sein!“ frohlockte Thomas Dölle, der Vorsitzende des mittlerweile über 400 Mitglieder starken Vereins. „Als Gemeindeverwaltung hätten wir das nie so gut wie ihr hinbekommen,“ räumte Bürgermeister Schmid unumwunden ein und applaudierte den Freibad-Rettern: “Euer ehrenamtliches Engagement ist bayernweit außergewöhnlich!“
Überregionales Interesse
Das bisher Erreichte kann sich in der Tat sehen lassen. Als Ursache für den täglichen Wasserverlust von rund 50 Kubikmetern sind eindeutig die vielen Lecks und Löcher im Leitungssystem der Anlage identifiziert worden. Diese sind noch vor der Winterpause eliminiert und durch neues Material ersetzt worden.“Wir haben so geschuftet, dass die Schwielen an unseren Händen immer dicker wurden,“ lachte Dölle. Defekte Kupferrohre wurden gewinnbringend an einen Schrotthändler verkauft. 20.000 Euro stellte die Marktgemeinde zur Verfügung, nicht zuletzt auch deshalb, weil viele Skeptiker im Gemeinderat ihre Bedenken fahren liesen:“ Das Rettungskonzept hat uns überzeugt,“ so Florian Schmid vor den etwa 70 Besuchern der Versammlung. Fast 7000 Euro an Spenden sind bisher eingegangen, mehrere Tausend Euro aus Mitgliedsbeiträgen sind in der Kasse. „Jeden Tag kommen neue Unterstützer dazu,“ freut sich die zweite Vorsitzende Traudl Fleschhut. Der Kampf ums Kult-Bad schlägt bereits überregional Wellen, immer mehr Nichtallgäuer Medien möchten wissen, wie die Rettungsaktion des fast schon Totgesagten weiter geht.
Große Pläne
Mitte Mai soll das Bad in Seltmans in die neue Saison starten. Mit einem neuen Pächter für den beliebten Schwimmbad-Kiosk, mit Schwimmkursen, Wassergymnastik-Stunden und einem großen Schwimmbadfest im Juli. Über eine neue Photovoltaik-Anlage wird ebenso nachgedacht wie über eine eigene Ladestation für die E-Bikes von Urlaubern und Einheimischen.“Wir werden einen attraktiven Plan für die kommenden fünf Jahre entwickeln,“ versprach Thomas Dölle.