Die neugewählte Vorstandschaft (v.li.) Bernhard Heim, Ottmar Bechteler, German Sutter, Anton Wolf, Stefan Bihler, Roland Schlechta, Peter Freytag, (ehem. Vorsitzender), Josef Ziegler (Präsident des Bayerischen Waldbesitzerverbands, Dr. Michael Hornstein, (2. Vorsitzender) und der neue 1.Vorsitzende Florian Schmid.
links Peter Freytag – rechts Josef Ziegler
links Peter Freytag – rechts Florian Schmid
Nach drei Jahren Corona-bedingter Online-Veranstaltungen trafen sich die Mitglieder der Waldbesitzervereinigung (WBV) Westallgäu e.V. erstmals wieder zu einer Mitgliederversammlung ohne Coronabeschränkungen in Gestraz. In diesem Jahr gab es ein besonderes Ereignis: Nach 36 Jahren ehrenamtlicher Tätigkeit im Vorstand der WBV stellte der bisherige Vorsitzende Peter Freytag sein Amt zur Verfügung.
Kein Geringerer als der Präsident des Bayerischen Waldbesitzerverbandes Josef Ziegler zollte dem scheidenden Vorsitzenden seine Hochachtung und lobte dessen jahrelangen ehrenamtlichen Einsatz für den Waldbesitz.
Ziegler skizzierte in seiner Festansprache die aktuellen Herausforderungen an den privaten Waldbesitz. Vor allem mit dem sich verstärkendem Klimawandel steige auch die Bedeutung der aktuellen Forstpolitik aus Berlin und Brüssel. Dabei übte er harsche Kritik: „Wissenschaftliche Erkenntnisse werden dort glattweg ignoriert. Die Stimmungslage in der Politik geht immer mehr in Richtung Extensivierung. Gleichzeitig soll aber der Waldumbau vorangetrieben werden. Dabei brauchen unsere Wälder für die Klimaanpassung ein entsprechendes Management und keine Extensivierung.“
Dazu kämen die EU-Beschlüsse zum Thema „Erneuerbare Energien“. Demnach gelten künftig Brennholz und Hackschnitzel aus dem Wald nicht mehr als nachwachsende Rohstoffe. Das Brennholz (Sägemehl, Hackschnitzel) aus dem Sägewerk hingegen behält die Bezeichnung als nachwachsender Rohstoff bei. Für Brennholz aus dem Wald soll dann künftig eine CO2-Abgabe bezahlt werden, für das aus dem Sägewerk nicht. Desweiteren kritisierte Ziegler, dass ab 2050 nach dem Willen der Gesetzgeber, die Öfen stillstehen sollen. „Damit dieses Szenario nicht eintritt, ist es notwendig, dass sich Waldbesitzende in Organisationen wie der WBV zusammenschließen, um die Interessen des Eigentums und der Familienforstbetriebe vertreten zu können.“
Der neue stellvertretende Bereichsleiter Forsten am AELF Kempten Bernhard Schmieder stellte sich vor und würdigte das jahrelange ehrenamtliche Engagement von Peter Freytag. „Freytag war länger in der WBV aktiv, als ich alt bin!“. Schmieder zeigte die aktuellen Aktivitäten der Verwaltung auf und ging kurz auf die Herausforderungen wie Klimawandel und gesellschaftliche Ansprüche ein. „In den wechselvollen Zeiten ist die WBV mehr denn je ein wichtiger Partner der Waldbesitzenden“, so Schmieder.
In seinem Tätigkeitsbericht über das vergangene Jahr und dem Rückblick auf die 36 Jahre Vorstandstätigkeit beschrieb der scheidende Vorsitzende die Entwicklung der WBV vom Informationsverein hin zu einem leistungsfähigen, starken und zuverlässigen Partner der Waldbesitzer im Westallgäu. „Nicht nur im Bereich der Dienstleistungen ist die WBV für ihre Mitglieder da, sondern auch zunehmend in der Wahrnehmung und Vertretung der forstpolitischen Interessen“, so Freytag.
Geschäftsführer Andreas Täger legte seinen Jahresbericht vor, in dem er die Leistungen der WBV im Jahr 2021 mit Zahlen und Graphiken darstellte. So konnte sich die WBV im Jahr 2021 über 54 neue Mitglieder und im aktuellen Jahr bereits über 88 neue Mitglieder freuen. Der Verein zählt jetzt insgesamt 2.420 Mitglieder. „Die Zahl nimmt stetig zu, gleichzeitig sinkt die durchschnittliche Besitzgröße weiter auf inzwischen 3,6 ha pro Waldbesitzer“ betonte Täger. Diese Entwicklung zeige, dass immer mehr Waldbesitzer mit kleinen Waldflächen unter einem Hektar beitreten.
Die Vermarktungsmenge 2021 betrug 68 939 fm und zeigte noch Nachwirkungen aus dem Kalamitätsjahr 2020. Rund 28 Prozent der Mitglieder haben ihr Rundholz mit der WBV vermarktet. Aktuell, im Jahr 2022, sind es rund 52 000 fm. „Der Rundholzmarkt ist nach wie vor sehr volatil“, so Täger. Der Geschäftsführer betonte, dass der aktuelle Rundholzpreis für das Leitsortiment (Fi BC L2b-4) zwar auskömmlich sei, aber auf dem Preisniveau von 1990 liege. „Die Wohlfühlzone, in der von einem guten Rundholzpreis gesprochen werden kann, liegt aber bei 180.- €/fm plus“, so Täger.
Wie sehr sich die WBV um den kleinstrukturierten Waldbesitzenden bemüht, zeige der Blick auf die Größe der Holzlisten. So machten 70 Prozent aller Holzlisten nur 30 Prozent der Holzmenge aus. Wichtig ist es dem Geschäftsführer, dass die WBV ein großes Portfolio an Kunden hat, um die Vielfalt der anfallenden Holzsortimente entsprechend optimal vermarkten zu können. So gingen im Berichtsjahr 33 Prozent der Vermarktungsmenge über die „in.Silva eG“ an die Sägeindustrie, 35 Prozent ins benachbarte Vorarlberg und 20 Prozent an regionale Säger. 12 Prozent waren Waldhackschnitzel.
Die Bemühungen um den Waldumbau zu stabilen Mischwäldern zeigt sich auch bei den 2021 über die WBV vermittelten Pflanzen. 73 Prozent Laubhölzer und nur 23 Prozent Nadelhölzer wurden bestellt und gepflanzt. In der Summe waren es rund 56 800 Pflanzen. Von diesen wurden 52 Prozent mit Einzelschutz (Wuchsgitter, Tubex, Verbiss-Schutz) versehen. Dem Warenwert der Pflanzen in Höhe von rund 55 000 EUR standen rund 88 500 EUR für Einzelschutz gegenüber. Mit den Pflanzen wurden etwa 12 Hektar, meist Kalamitätsflächen, wieder aufgeforstet. Eine Besonderheit im Berichtsjahr 2021 war die Unterstützung der Mitglieder bei der Antragstellung für die Bundeswaldprämie. „Dabei haben 533 Mitglieder mit einer Fläche von 4 172 Hektar – im Durchschnitt 7,55 ha pro Antrag – von der Bundeswaldprämie profitiert“, berichtet der Geschäftsführer.
Mit dem Projekt „Wald-Klima-Klasse“ habe die WBV inzwischen mit drei Schulen und einem Sportverein (14 Gruppen) eine Vereinbarung, so Täger weiter. Seit 2019 wurden dabei von 307 Schülern 3 710 Waldbäume auf 0,86 ha gepflanzt. „Jedes Jahr kommen die Klassen auf ihre Fläche. Dabei wird die Entwicklung beobachtet und dokumentiert. Ziel ist es, die nachhaltige Waldbewirtschaftung und den Wald als Klimakönner bei den jungen Menschen ins Bewusstsein zu bringen“.
Er dankte allen für die Zusammenarbeit und ehrte Jutta Kleimeier für ihre nunmehr 20-jährige Tätigkeit für die WBV. Ebenso dankte er persönlich dem scheidenden Vorsitzenden für die gemeinsamen fast 20 Jahre und das damit verbundene Vertrauen mit einem besonderen Buch über den Alpenwald.
Die Finanzen der WBV bezeichnete er als solide. Sie wiesen für das Jahr 2021 einen Überschuss in Höhe von rund 30.300 EUR auf. Bei den Erträgen spielten die Einnahmen aus der Vermarktung und der Förderung zwar immer noch eine große Rolle (knapp 50 Prozent), doch die Diversifizierung der Einnahmen werde immer besser. Bei den Aufwendungen seien Personalkosten und Sozialleistungen der Hauptkostenfaktor diese seien aber notwendig um die Mitglieder optimal beraten und betreuen zu können. Waldbewirtschaftung hat mit Menschen zu tun und um diese zu erreichen, brauche es qualifiziertes und ausreichendes Personal.
Bei den Vorstandswahlen wurden die von der Vorstandschaft vorgeschlagenen Kandidaten für den 1. und 2. Vorsitzenden sowie die Beiräte gewählt. Somit hat die WBV mit Florian Schmid, dem Bürgermeister des Marktes Weitnau, einen neuen Vorsitzenden. Als sein Stellvertreter wurde Dr. Michael Hornstein aus Nonnenhorn wieder gewählt. Die Besitzer sind Ottmar Bechteler (Heimenkirch), Stefan Bihler (Lindenberg), Bernhard Heim (Scheidegg-Scheffau), Roland Schlechta (Weiler-Simmerberg), German Sutter (Wengen) sowie Anton Wolf (Stiefenhofen).
Der vorletzte Tagesordnungspunkt sah die Ehrung verdienter ehrenamtlich tätiger Mitglieder vor. Für ihre 20-jährige Tätigkeit als Obmann und um die Verdienste für die WBV und der naturgemäßen Waldwirtschaft wurden Dank und Anerkennung an Norbert Röhrle (Röthenbach) und Alfred Fäßler (Scheidegg) ausgesprochen. Die Geehrten erhielten eine Urkunde und ein kleines Präsent.
Der alte und neue 2. Vorsitzende Dr. Michael Hornstein ergriff das Wort und dankte dem scheidenden Vorsitzenden. Dabei ging er auf die Leistungen von Peter Freytag ein (siehe nebenstehenden Bericht).
„Die Professionalisierung der WBV war der zentrale Meilenstein, der in den vergangenen Jahren unter der Führung ihres Vorsitzenden umgesetzt und vorangetrieben wurde. Mit der Vermarktung von Stammholz, der Einstellung eines hauptamtlichen Geschäftsführers, der Standortskartierung des WBV Gebietes als eine der ersten WBV´en in Bayern, die Mitgründung des AllgäuHolz Markenverband, die Aufhebung des Rotwildgebietes im Bereich des Marktes Weitnau, Zertifizierung nach PEFC, die Mitbegründung der in.Silva eG sind nur ein Ausschnitt aus dem Engagement mit dem sich Peter Freytag für die WBV und damit für die Waldbesitzenden im Westallgäu einsetzte“, so Hornstein.
Josef Ziegler, dankte Peter Freytag für die geleistete Arbeit im Namen des Präsidiums und des Ausschusses des Bayerischen Waldbesitzerverbandes. „Vorsitzende mit diesem Weitblick, dem Mut und dem Engagement sind für den Privatwald und die nachhaltige Waldbewirtschaftung von großer Bedeutung.“ Er überreichte ihm ein Buch. Die goldene Ehrennadel des Verbandes hat Peter Freytag schon erhalten.
Die Waldbesitzervereinigung Westallgäu e.V. (WBV) wurde 1955 von Waldbesitzern gegründet um die Strukturnachteile des kleinteiligen Waldbesitzes auszugleichen. Heute sind wir ein moderner leistungsfähiger Dienstleister für unsere rund 2.400 Mitglieder und damit mit rund 9.000 ha Mitgliedswaldfläche.
Die WBV gibt der nachhaltigen Familienforstwirtschaft in der Region eine Stimme. Dies bedeutet vor allem für den Schutz des Eigentums , für gesunde, stabile und leistungsfähige Wälder durch Beratung, Pflege und Bewirtschaftung einzutreten und dabei die Multifunktionalität unserer Wälder für Schutz und Erholung im Interesse der Landeskultur und des Umwelt- und Klimaschutzes zu erhalten – Heute und Morgen unter dem Motto: Wald natürlich nutzen!
Kontakt:
Geschäftsführer Andreas Täger
WBV Westallgäu e.V. Austraße 29; 88161 Lindenberg
Tel.: 0 83 81 / 80 173-15 Mobil: 0171 / 774 37 80
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