Die drei schnellsten am Hauchenberg: v.l. Quirin Schmölz (Missen/Sport Haschko), Luca Hilbert (SV OBerreute), Jakob Mayer (Sport Haschko),
Nach vier Jahren Pause durften sich beim Neustart des Walter-Riedle-Hauchenberglauf ein Stück weit alle Beteiligten als Sieger fühlen. In erster Linie galt das natürlich für Luca Hilbert vom SV Oberreute, der in sehr schnellen 28:47 die Gesamtwertung für sich entschied und dabei den Streckenrekord des Eritreers Yossief Tekle aus dem Jahr 2015 (27:50) um eine knappe Minute verfehlte. Das galt auch für Felicitas Deutschkämer vom Endless Local Runningteam aus Burgberg, die in ebenfalls beachtlichen 35:06 als schnellste Dame die Ziellinie auf 1242 Metern überschritt. Und das galt auch für das Läuferehepaar Lisa und Quirin Schmölz aus Missen, die an ihrem Hausberg jeweils Platz zwei in der Gesamtwertung der Damen und Herren holten. Das galt auch für den Triathleten Alexander Höhne vom TV Weitnau, der sich in 32:10 nicht nur einen starken sechsten Platz in der Gesamtwertung und Sieg in seiner Altersklasse M40 sondern auch den Pokal des schnellsten Weitnauer Läufers sicherte. Glückliche Gewinner gab es auch noch jenseits der sportlichen Leistungen, zunächst aber zum Rennen.
Schmölz und Hilbert lieferten sich dabei auf den ersten drei der insgesamt 6,8 Kilometern ein Kopf-an-Kopf-Rennen, bei dem vor allem Schmölz aufs Tempo drückte. Danach setzte sich Hilbert ab, der in einem „durch die vielen Rhythmuswechsel superharten Rennen“ über die größere Wettkampfhärte verfügte. Insgesamt 509 Höhenmeter sind auf der Strecke zum Alpkönigblick zu überwinden, dabei geht es auch durch zwei kurze Bergab- und eine längere Flachpassage. Hier konnte Hilbert, der unlängst auch die Premiere des Kugel-Berglaufes gewann, mehr Tempo machen. Für Schmölz war es das erste Rennen in der Saison überhaupt, auch er blieb in 29:35 deutlich unter der halben Stunden, was am Hauchenberg als Schallgrenze für absolute Topzeiten gilt. Immerhin aber in der Mannschaftswertung stand Schmölz zusammen mit Jakob Mayer und Michael Münz vom wie immer stark vertretenen Sport Haschko Team ganz oben auf dem Treppchen.
Damensiegerin Deutschkämer, die eigentlich auf flache Strecken spezialisiert ist, war spontan von ihrem Lebensgefährten für ihren allerersten Berglauf angemeldet worden und zeigte sich nicht nur wegen des Sieges begeistert. „Eine echt coole Strecke, die hat mir richtig getaugt, nächstes Jahr gerne wieder!“ Die von der Weitnauer Firma Herz&Lang ausgelobte Siegprämie nahm sie gern als „Aufbesserung der Haushaltskasse mit“. Die Zweitplatzierte Lisa Schmölz, die mittlerweile dreifache Mutter ist und nur noch mit Jogger-Kinderwagen zum Trainieren kommt, kam zwei Minuten hinter Deutschkämer ins Ziel und erklärte worum es letztlich geht: „Auch wenn’s mit dem Training oft schwierig ist, Laufen bleibt meine Leidenschaft!“
Neben sportlichen Top-Leistungen ist es eben auch diese familiäre Atmosphäre, die den Hauchenberglauf zu etwas Besonderem macht, das hob auch BLV-Laufwart Dieter Claus bei der Siegerehrung hervor, bei der dieses Jahr auch wieder die Schwäbischen-Seniorenmeister gekürt wurden. Ganz stark hat hier die LG Allgäu abgeschnitten. Die regionale Läufervereinigung stellte nicht nur 15 Einzelstarter im Hauptlauf, sondern holte sich jeweils auch die Titel bei den Männern und Frauen in der Gesamtwertung der Schwäbischen Seniorenmeisterschaft, dazu den Titel in der Damen-Mannschaftswertung. Auch das TV Weitnau-Laufteam war sportlich auf hohem Niveau unterwegs. Neben Alex Höhne kamen auch Elke Matthiesen-Streicher und Peter Rauch aufs Treppchen, sie erliefen jeweils den zweiten Platz in ihrer Altersklasse. Mit zehn Staffeln war der Wettbewerb wieder gut besetzt. Hinter phantasievollen Namen wie „0815“, Allgäuprise und TangoVictorWhiskey verbargen sich oft Fußballer und auch Volleyballer, die die dritte sportliche Großveranstaltung am dritten aufeinanderfolgenden Wochenende in Weitnau unterstützten.
Abwechselnd moderiert von Altbürgermeister Alexander Streicher und von TVW-Legende Charly Singer, der spontan auch noch eine junge Kunstturnerin als Glücksfee für die gut bestückte Tombola präsentierte, geriet auch die Siegerehrung zur kurzweiligen Angelegenheit, bei der erfreulicherweise auch ein Großteil der Athleten bis zum Schluss blieb.
Für anspruchsvolle Laufveranstaltungen gilt ja die alte Weisheit, dass sich alle Finisher als Sieger fühlen können. Nach drei Jahren Pause gilt das bei der 37. Auflage des Traditionslaufs besonders aber auch für das Orga-Team um Rosi Kremser und Marion Wiedemann vom TV Weitnau. Mit deutlich über 100 Teilnehmern, sportlichen Spitzenleistungen und diesmal reibungslosem Ablauf ist der Neustart mehr als gelungen. Zur Erinnerung: Schon vor der Corona-Zwangspause musste der Hauchenberglauf 2019 unmittelbar vor dem Start abgesagt werden. Ein Zuschauer der im oberen Teil der Strecke das Rennen verfolgen wollte, hatte einen lebensbedrohlichen Zusammenbruch erlitten und musste reanimiert werden. Dass dieser Zuschauer sich bei der Siegerehrung 2022 nun bei seinen Ersthelfern bedanken konnte machte ihn und die beherzten Ersthelfer von damals ebenfalls zu Gewinnern und rundete eine gelungene Veranstaltung ab.
Zahlreiche Bilder und Zusatzinformationen zum Walter-Riedle-Hauchenberglauf und Schülerlauf unter: https://www.tv-weitnau.de/bilder/bilder-laufen/ (mk)