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Unsere Bergstätten Mitteilungsblatt mit amtlichem Bekanntmachungsteil
Ausgabe 50/2023
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Weitnauer Baerbele beim winterlichen Treiben

Weitnau – Ihre Rutenschläge sollen Männer fruchtbar machen. Ihre Masken sehen furchterregend aus. Und sie tauchen mit großem Getöse und lodernden Fackeln wie aus dem Nichts auf - die „Bärbele“. Junge unverheiratete Frauen in „Fetzenkleidern“, die mit langen Ruten bewaffnet und schweigend durch immer mehr Oberallgäuer Gemeinden ziehen. Am Gürtel tragen sie Kuhschellen, die bei ihren wilden Sprüngen ohrenbetäubenden Lärm machen.

Am Barbaratag (4. Dezember) sind sie unterwegs. Nach alter Tradition eigentlich um das Unreine aus den Häusern und Ställen zu fegen, heute eher um junge vorwitzige Burschen zu tratzen und braven Kindern Nüsse oder Mandarinen zu schenken. Wer sie anspricht, muss mit „Züchtigung“ rechnen.

Bärbele: Wilde, aber freundliche Wesen

Beim Bärbeletreiben in Weitnau mischten 15 junge Frauen die Zuschauer ordentlich auf, vor allem bei Kindern mit großer Resonanz. „Die Bärbele sind aber im Grunde freundliche Wesen“, so Zuschauerin Barbara Rist, die wegen ihrer beiden Enkeltöchter Rebecca und Stefanie in der extra ausgewiesenen „bärbelefreien Zone“ stand.

Beide Enkelinnen hüpften, rannten und tanzten wie Irrwische durch die kalte Nacht, die Gesichter unter phantasievoll gestalteten Larven versteckt. „Die basteln da stundenlang dran herum“, erklärte die stolze Großmutter, „die Masken werden mit den Schuppen von Tannenzapfen verziert oder mit Moos.“

Bis Mitternacht am 4. Dezember dauerte das wilde Treiben, inklusive „Hausbesuche“ im Dorf. Punkt null Uhr war der Spuk vorbei.

Viele Jahre lang hatte das „Bärbeletreiben“ nur noch in Oberstdorf stattgefunden, andernorts war diese Tradition vergessen. Erst in jüngster Zeit nimmt die Zahl der jungen wilden Weiber in ihren spektakulären Masken wieder zu.

Text und Foto: Lutz Bäucker