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Bergener Vachendorfer Gemeindenachrichten
Ausgabe 1/2024
Gemeinde Bergen
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Ein Pfannenflicker, der’s versteht...

Die Pfannenflickergruppe 2014 vor dem Gasthaus zur Post in Bergen, die „Mannsbilder“ sitzend auf ihren Pfannenflicker-Kistln, dahinter stehend die „Dirndln“ – allesamt ledige Buam des Trachtenvereins Bergen

Das älteste Bilddmedqument des Brauchs aus dem Jahre 1909

Am diesjährigen Faschingssonntag darf sich die Bergener Bevölkerung wieder auf ein ganz besonderes Ereignis freuen: nach zehn Jahren Pause findet am 11. Februar 2024 in den verschiedenen Ortsteilen des Dorfes wieder der historische Pfannenflickertanz statt.

Mit dieser Veranstaltung wird eine in Bergen seit nachweislich über hundert Jahren bestehende Tradition fortgeführt. Die ältesten bekannten Bilddokumente gehen bis auf das Jahr 1909 zurück.

Die Pfannenflicker waren Wanderhandwerker, ähnlich wie Besenbinder, Korbflechter oder Scherenschleifer. Nach der letzten Pestzeit im 18. Jahrhundert gehörten sie, ähnlich wie die bekannten Schäffler in München, zu den ersten, die durch ihre bekannte Fröhlichkeit und eigenartigen Tänze wieder Leben in die Dörfer brachten. Durch ihre Wanderschaft konnten sie interessante Geschichten erzählen und brachten die Leute zum Lachen.

Als, durch die später veränderten Herstellungs- und Instandsetzungsmethoden die Pfannenflicker in Vergessenheit zu geraten drohten, taten sich wohl aus diesem Grund Anfang des 20. Jahrhunderts junge Menschen in Bergen zusammen, um die von den Pfannenflickern vorgezeigten Tänze zum Andenken nach eigenen Ideen umzuformen und in der arbeitsruhigen Zeit der Wintermonate zur Freude der Dorfbewohner öffentlich vorzuführen.

In den jüngeren Jahren findet der Tanz nun alle zehn Jahre statt, wogegen er in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts sogar nur alle 25 Jahre zur Aufführung kam – durchaus also ein Ereignis mit Seltenheitswert!

Zu den Mitwirkenden gehören neben den aktiven Buam des Trachtenvereins noch weitere, traditionsbewusste und vor allem ledige Burschen aus Bergen, denn nur wer noch keinen Ehering am Finger trägt, kann mit von der Partie sein. Das Kuriose am Tanz ist nämlich, dass die acht Tanzpaare ausschließlich aus Männern bestehen. Dabei tanzen die Burschen in Bundhosen und, der alten Bergener Tracht ähnliche, Joppen und Hüte. Die „Dirndl“ treten hingegen mit Mieder und Gretl-Frisur auf. Für die Männer gilt, ähnlich wie bei den Passionsspielen in Oberammergau, seit Beginn der Proben Anfang November ein „Barterlass“, das Rasieren ist unter Strafe strengstens verboten.

Der Tanz selbst ist eine Mischung aus Gesten und Gesang, in welchem zwischen den fünf Strophen eines alten, überlieferten Liedes auf humorvolle Weise erlaubte Unarten wie Läuse abbeuteln, Ohrfeigen geben oder auf den Boden spucken, dargestellt werden.

Begleitet wird der Zug am Faschingssonntag außerdem von einem Wirt und einer Wirtin, zwei Musikanten und einem Vorreiter hoch zu Ross.

Die einzelnen Tanzstationen bilden die verschiedenen Ortsteile von Bergen. Getanzt wird bei jeder Witterung an folgenden Stationen:

09.30 Uhr in Hausen, um 10.15 Uhr im Mühlwinkl, 10.45 Uhr in der Au, 11.30 Uhr in Anger, um 12.00 Uhr in Pletschau, 13.00 Uhr in Weidach, 13.30 Uhr in Weißachen, 14.30 Uhr in Gries, 15.30 Uhr in Stocka,

der letzte Auftritt ist dann gegen 16.00 Uhr am Dorfplatz.

Wer’s nicht verpassen will, der zieht sich am Faschingssonntag warm an und schaut sich den Tanz an einer oder mehreren Stationen an – denn das nächste Mal tanzen die Pfannenflicker erst wieder im Jahre 2034.

m.h.