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Bergener Vachendorfer Gemeindenachrichten
Ausgabe 16/2023
Gemeinde Bergen
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Föhn

„Kössen voll Schnee und bei uns aper“: innerhalb von kurzer Zeit hat der Föhn den Schnee in Schleching „weggeleckt“, während Kössen weiß bleibt (Blick von der Hochplatte ins Schlechinger Tal um 1990) ©Fritz Irlacher

Fantastische Fernsicht versus Katastrophale Kopfschmerzen

Am Vormittag des 11. August 1999 kann in Deutschland eine totale Sonnenfinsternis beobachtet werden – zumindest dort, wo das Wetter mitspielt. In Stuttgart ist es bewölkt und regnerisch, die Sonne ist nicht zu sehen. Im Achental hingegen blauer Himmel, angenehme Temperaturen und eine perfekt zu beobachtende totale Sonnenfinsternis – dem Föhn sei Dank!

Wenn Luft vor einem Gebirge (Luv-Seite) zum Aufsteigen gezwungen wird, entsteht auf der Lee-Seite ein warmer, trockener Fallwind, den wir als (Alpen-) Föhn bezeichnen. Auf der Luv-Seite bilden sich Wolken, es regnet oder schneit. Die abwärts gerichtete Vertikalbewegungen im Lee der Gebirge geht mit deutlichem Lufttemperaturanstieg und zumeist mit Wolkenauflösung einher.

Der Föhn bringt eine klare, fantastische Fernsicht und tiefblauen Himmel mit sich. Der Boden trocknet ab und der (noch) vorhandene Schnee wird förmlich weggefressen. Oftmals sind linsenförmigen Wolken (Altocumulus lenticularis) – auch Föhnfische genannt – zu beobachten. Wetterfühlige Menschen können sich an der angenehmen Situation wenig erfreuen, für sie bringt der Föhn oft Kopfschmerzen oder gar Übelkeit mit sich.

Modernen Forschungserkenntnissen zufolge ist der Föhn das Ergebnis sehr komplex verursachter Prozesse, dessen Ursachen und Beeinflussung sowie Erscheinungsformen sehr vielfältig und zum Teil auch noch unverstanden bzw. unerforscht sind.

Föhnwinde gibt es nicht nur in den Alpen. Neben dem Alpenföhn gibt es beispielsweise auch den Santa Ana Wind (Rocky Mountains, Südkalifornien/USA), den Chinook Wind (Rocky Mountains, Alberta/Kanada) oder den Aspr (Zentralmassiv, Frankreich).

Der Föhn als Schneefresser

In Schleching ist der Föhn vom Wilden Kaiser als „Tiroler Wind“ bekannt. Die Engstelle am Klobenstein wirkt dabei wie eine Düse, was den Fallwind verstärkt (Düseneffekt). Fritz Irlacher berichtet: „Das Phänomen ist, dass Kössen und Reit im Winkl föhnfrei bleiben – dort bleibt der Schnee liegen und bei uns wird das weiße Gold innerhalb kürzester Zeit weggeblasen.“