Tradition und Gemeinschaft seit über 100 Jahren
Schützengau Traunsteiner feierte 100jähriges Jubiläum
Bergen (tb) – Festlich, farbenfroh und fröhlich, so feierte der Schützengau Traunstein gemeinsam mit seinem Ortsvereinen sein 100jähriges Jubiläum in der Bergener Festhalle. Geschenke wurde überreicht, Festreden gehalten und die neuen Gauschützenkönige proklamiert. Perfekt vorbereitet und organisiert konnte ein würdiges Fest ausgerichtet werden. Andi Wimmer, Gauschützenmeister führte durch den Abend, unterstützt von der Raschberger Musikkapelle.
Begrüßt wurden die vielen Ehrengäste aus den Ortsvereinen, die Dorfschützenmeister, die Fahnenabordnungen, die Schützenmeister, Vertreter des Landessport-Schützen und des Bezirks wie auch aus Tirol mit Salutschüssen der Böllerschützen, die in den Festsaal lautstark hereindrangen. Anschließend zogen feierlich die Fahnenabordnungen der im Schützengau vereinten Schützengesellschaften in den Saal und postierten sich auf der Bühne. „Der Gau das sind wir alle“, betonte Gauschützenmeister Andreas Wimmer und informierte, dass 36 Vereine im Gau organisiert werden. Leider seien zwei Vereine am Auflösen. Zwei Vereine hätten zwar Schießstätten, können aber nicht schießen, zum einen Reit im Winkl, die keinen Strom haben und zum anderen die Trenkmooser, die noch immer keine Genehmigung zum Betrieb der alten Bundeswehrschießstätte haben. Das 100jährige Jubiläum wurde das ganze Jahr mit verschiedenen Aktionen in den Gemeinden gefeiert. Wimmer erinnerte an das Freundschaftsschießen, das Lichtgewehr-Gauschießen, die Böllertagung, sowie an kleinere Aktionen, wie Schützennähkurs, Besuch des Bienenschauhauses, des Torfbahnhofs, der Streichenkirche, der Wanderung auf den Spuren der Grabenstätter Schützen und größere Treffen, wie dem Gaudamenpokalschießen in Mietenkam, dem Pachmayr Gedächtnisschießen, das Böllertreffen in Rottau. Zudem wurde für die Kinder ein Maskottchen in Anlehnung an das Pantier-Wappenfabelwesen erstellt.
100jährige Geschichte lebendig gemacht
Im Juni 1923 haben sich die Zimmerschützengesellschaften im Achental zum „Schützenbund Achental“ zusammengeschlossen und wurde im gleichen Jahr in den bayrischen Schützenverband unter „Gau 23 Achental“ mit Sitz in Marquartstein aufgenommen, informierte 2. Gauschützenmeisterin Vroni Huber. Bereits1924 fand in Marquartstein das erste Gauschießen statt und dies wiederholte sich jährlich bis 1934. Durch die Machtergreifung der Nationalsozialisten änderte sich die Organisationsgefüge im Sport und Schützenwesen. Damit unterstanden die Schützen dem Reichsbund für Leibesübungen und wurden in Kreis und Unterkreisverbände unterteilt. Der Unterkreis 133 Traunstein bliebt in der Hand von Eugen Kroher aus Staudach-Egerndach, der zugleich 1. Gauschützenmeister war. Ab 1939 verlosch aller Schützengeist und 1945 wurden alle Sportwaffen von den Besatzungsmächten eingezogen. Ab 1950 durfte dann im Schützengau Traunstein mit dem Luftgewehr geschossen werden und der Wiederaufbau des Sports begann. Eugen Kroher und seiner Mannschaft sei es zu verdanken, so Vroni Huber, dass der Gau in kürzester Zeit einer der aktivsten im BSSB wurde. Das erste Gauschießen nach dem Weltkrieg fand 1952 in Ruhpolding statt. Für die fehlende Königskette wurden bei den im Gau vereinten Gesellschaften Taler gestiftet. Erster Gauschützenkönig wurde 1953 Otto Walch aus Grassau und erste Gauschützenmeisterin wurde 1976 Edith Volzwinkler von den Erlstätter Schützen. Von 1964 bis 1973 war Johann Heinrich aus Rottau erste Gauschützenmeister und unter seiner Amtszeit wuchsen die Gesellschaften. Sportliche Erfolge auf nationaler und internationaler Ebene stellten sich ein. 1973 wurde Jakob Schmid gewählt, der sich stark für den Nachwuchs einsetzte. Seither gibt es auch die Gaujugendkönige. 1977 konnte das 2000 Mitglied registriert werden. Heute sind etwas über 3000 Mitglieder im Gau vereint, darunter fast 900 Damen, knapp 400 Jugendliche bis 18 Jahre in den 36 Vereinen. 1964 wurden zudem die Rundenwettkämpfe eingeführt. 1977 bis 1994 war Hans Hammerdinger Gauschützenmeister und 1979 wurde zum ersten Mal eine Gau-Damenleiterin, nämlich Resi Schmid, gewählt. Seit 1994 werden die Gauluftpistolenschützenkönige ausgeschossen. Nicht zu vergessen ist Klaus Daiber, der von 1977 bis 1994 als zweiter Gauschützenmeister, danach bis 2022 als erster Gauschützenmeister agierte und über Jahrzehnte vom 2. Vorstand Karl Hirtreiter unterstützt wurde.
Grußworte und Ehrungen
Grußworte richtete Bürgermeister Stefan Schneider an die Versammlung, der sich freute, dass das 100jährige Bestehen in seiner Gemeinde gefeiert werde. Seinen Respekt zollte er die neue Vorstandschaft, die in nur einem Jahr ihres Wirkens viel erreicht habe und in große Fußstapfen tritt. Er wünschte Mut, Tatkraft und Weitsicht. Stellvertretende Landrätin Resi Schmidhuber meinte, dass ein ganzen Jahrhundert Tradition Grund zum Feiern sei, nicht nur eine Organisation, sondern eine Gemeinschaft geschaffen wurde und unzählige Menschen diese Leidenschaft teilen.
Landesschützenmeister Christian Kühn lobte den Gau für ein Jahrhundert Beständigkeit im Wandel der Zeit und meinte, dass der Gau ein aktiver Posten im Verband sei. Er hob die vielen Aktivitäten des Gaus hervor und richtete zugleich einen Appell an die Politik, dass diese dafür sorgen solle, das Ehrenamt zu erhalten und das Waffengesetz mit Augenmaß zu ändern. „Bayern ist ein Schützenland und wir bauen darauf, dass das so bleibt“, sage er wörtlich. Vereine brauchen Unterstützung und er versprach sich für die beiden Vereine ohne Schießmöglichkeiten einzusetzen. „Bewährtes bewahren und sich nicht scheuen, Neues zu wagen“, riet der den Schützen. Mit einer schönen Schützenscheibe würdigte er das Engagement. Bezirksschützenmeister Alfred Reiner dankte Klaus Daiber für Jahrzehnte langes Führen des Schützengaus. Er betonte, den Gau präge, sich nicht nur auf das eigene Tun zu konzentrieren, sondern über den Tellerrand zu blicken. Ihn freue, dass auch die Böllerschützen am Leben erhalten werden. Er überreichte gemeinsam mit den Bezirksschützenmeistern Johannes Enders und Stefan Fersch einen Teller zur Erinnerung. Nach der Ehrung von langjährigen Böllerschützen, meldete sich Andreas Hauser, Landesschützenmeister Tirol zu Wort und erinnerte, dass vor 100 Jahren die Grenze zwischen Tirol und Südtirol vollzogen wurde. Andi Wimmer sei nicht nur einer der besten Schützen, die er kenne, sondern auch ein guter Funktionär. „Verfolgt sportliche Ziele und pflegt die Geselligkeit“, riet Hauser.
Königsproklamation im Festsaal
Ein besonderes Bild bot sich den vielen Gästen mit der Aufstellung der Schützenkönige aus den Vereinen. Sie zogen, geschmückt mit den Schützenketten in den Saal, bildeten dann einen Kreis, um die Proklamation der neuen Gauschützenkönige verfolgen zu können. Gekrönt wurde zunächst die junge Lucia Seehuber, die nun erste Lichtgewehrgauschützenkönigin wurde. Eine Schützenkette muss für diese neue Disziplin erst noch gefertigt werden. Sandra Perri wurde Gaujugendschützenkönigin Luftgewehr. Geehrt wurde Franz Seidl für das beste Ergebnis und Gewinner der Gauschützenkönigswürde Luftgewehr-Auflage. Gauschützenkönig in der Disziplin Luftpistole wurde Lothar Straub. Gekrönt zum Gauschützenkönig Luftgewehr wurde Michael Stoiber. Nach der Proklamation gab es für die gekrönten Schützenhäupter einen Ehrentanz.
Besondere Ehrung für Klaus Daiber und Karl Hirtreiter
Ehrenmitglied der Schützen und Wegbegleiter Helmut Müller hob die Leistungen der Ehrengauschützenmeister Klaus Daiber und Karl Hirtreiter hervor. Für das Ausüben dieses ehrenvollen Amtes wurden den beiden Würdenträgern geschnitzte Holzfiguren überreicht.
Letztlich wurde mit einem Lichtbildervortrag den vielen herausragenden Sportschützen im Gau Rechnung getragen und diese Leistungen außerhalb des Vereinssports gewürdigt. tb