Bombik holt Ju-Jutsu Goldmedaille im Fighting für Deutschland • Guercke und Feichtlbauer verpassen Sprung aufs Podest knapp
Die World Combat Games finden, anders als eine Europa- oder Weltmeisterschaft, nicht jedes Jahr statt. Um hier starten zu dürfen, müssen sich die Athleten über einen längeren Zeitraum qualifizieren und Punkte sammeln. Es ist ein extrem großes und professionell aufgezogenes Turnier, eine Art kleine Olympische Spiele für Kampfsportarten (Aikidō, Boxen, Fechten, Judo, Jiu Jitsu, Karate, Kendō, Kickboxen, Muay Thai, Ringen, Sambo, Savate, Sumō, Taekwondo und Wushu). "Nur die besten acht Athleten der Welt gehen an den Start, nachdem sie über zwei Jahre hinweg Punkte gesammelt haben. Hier muss man von Anfang an maximal da sein, fokussiert sein und abliefern," berichtet Ju-Jutsu Abteilungsleiter Lukas Bombik. Dieses Jahr war vom 21.-30.10.2023 der Austragungsort der World Combat Games in Saudi-Arabiens Hauptstadt Riad. In der Länderwertung im Ju-Jutsu holte sich Deutschland den 2. Platz hinter den Vereinigten Arabischen Emiraten und vor Thailand.
Drei Leistungssportler vom TSV Bergen haben sich in den letzten Jahren auf nationalem und internationalem Boden bewiesen und zählen in ihren Gewichtsklassen zu den 8 besten Athleten der Welt, die bei den World Combat Games antreten durften.
Die 26-jährige Anja Guercke (+70 kg) aus Bergen konnte innerhalb der letzten zwei Jahre so viele Punkte sammeln, dass sie sich nun in der ersten Runde über ein Freilos freuen durfte. Der erste richtige Kampf ging für Guercke gegen die bisher unbekannte Thailänderin Chansri Arreewan. Nach Ablauf der dreiminütigen Kampfzeit gab es einen Punktegleichstand. Den Kampf entschied aber die Thailänderin für sich, da sie in der Unterwertung einen sauberen Angriff (Ippon) mehr vorweisen konnte. Im Kampf um den Einzug ins Bronze-Finale standen sich dann unglücklicherweise die beiden Freunde und Vereinskollegen Anja Guercke und Bianca Feichtlbauer gegenüber, womit klar war, dass es nur eine von beiden ins kleine Finale schaffen würde. Mit einer Beingreifer-Technik in Part 2 und einer anschließenden Haltetechnik konnte Guercke den Kampf vorzeitig für sich entscheiden. Im anschließenden Kampf um die Bronzemedaille ging es für Guercke gegen ihre ärgste Konkurrentin und amtierende Weltmeisterin Biljanovic Nadina (Kroatien). Guercke hatte sich gut auf die gefürchteten Handkantentechniken der Kroatin eingestellt. Doch immer wieder wusste die Kroatin ihren Vorsprung auszubauen, profitierte dabei von fragwürdigen Entscheidungen der Kampfrichter und konnte sich in einem sehr engen Kampf schlussendlich mit 10:5 durchsetzen. Guercke holte sich somit den 4. Platz bei den World Combat Games.
Lukas Bombik stand für Deutschland in der Gewichtsklasse -94 kg auf der Matte. Gleich im ersten Kampf musste Bombik einen Dämpfer gegen Karel Dingemanse einstecken. Denn der Niederländer konnte sich schnell einen soliden Punktevorsprung erarbeiten, wodurch Bombik unter Zugzwang geriet. Um noch als Sieger aus dem Kampf zu gehen, musste Bombik ein Risiko eingehen, wurde aber aufgrund unsauberer Techniken von den Kampfrichtern disqualifiziert. Um sich die Chance auf einen Podestplatz zu erhalten, musste Bombik den nächsten Poolkampf gegen Christophe Mputu (Kongo) gewinnen. Gewohnt souverän konnte Bombik gegen den kongolesischen Athleten vor allem mit Atemtechniken (Schlag- und Fußtechniken) in Part 1 punkten und den Kampf mit 12:4 Punkten für sich entscheiden.
Nachdem die ersten und zweiten Plätze der beiden Poolgruppen feststanden, traf Bombik auf einen bekannten Gegner, Mikkel Kailow. Doch der Däne konnte der Entschlossenheit Bombiks nichts entgegensetzen und musste den deutschen Athleten ins Finale einziehen lassen. Im Kampf um die Goldmedaille sollte es für Bombik abermals gegen den Niederländer aus der Vorrunde gehen, welcher sich in seinem Halbfinale gegen den Serben Nikola Trajkovic durchsetzen konnte. Zusammen mit Bundestrainer Steffen Heckele bereitete sich Bombik intensiv auf den Finalkampf vor. Neu eingestellt und hoch motiviert startete Bombik mit sauberen Schlagtechniken und ließ von Anfang an keinen Zweifel an seinem Siegeswillen. Mit einem sensationellen Talfallzug konnte Bombik seinen Gegner zu Boden bringen und mit einer anschließenden Haltetechnik für 15 Sekunden am Boden fixieren, womit er sich mit Full Ippon (technische Überlegenheit) die Goldmedaille bei den World Combat Games sicherte.
Bianca Feichtlbauer startete in Saudi-Arabien für ihr Heimatland Österreich und stand gleich im ersten Kampf der amtierenden Weltmeisterin Biljanovic Nadina gegenüber. Zusammen mit Vereinskollegin Anja Guercke hatte sich Feichtlbauer in den letzten Trainingseinheiten auf die Handkantentechniken der Kroatin vorbereitet. Feichtlbauer konnte sich mit dieser Taktik auch gut behaupten, musste sich im Kampfverlauf jedoch der technischen Überlegenheit (Full Ippon) geschlagen geben. Im darauffolgenden Kampf gegen Laura Valentina Castillo (Kolumbien) konnte sich Feichtlbauer mit starken und druckvollen Angriffen mit einem Punktevorsprung von 9:6 durchsetzen, bevor sie im nächsten Kampf gegen Vereinskollegin Guercke unterlag und den 5. Platz belegte.