Bild des Kassenberichts von 1795 aus dem Archiv Bergen/Maxhütte
In der letzten Ausgabe der Gemeindenachrichten beschreibt Martin Heigermoser, Vorstand vom GTEV Bergen (gegründet 1895), sehr gut die geschichtlichen Hintergründe zum jetzt alle 10 Jahre von den Burschen des Trachtenvereins aufgeführten Pfannenflickertanz. Die Ursprünge in Bergen gehen auf den Anfang des 20. Jahrhunderts zurück, obwohl die Zünfte der Pfannenflicker in den Städten natürlich älter sind und nach den Pestwellen vom 16. bis 18. Jahrhundert die Pfannenflicker mit die ersten waren, die von Ort zu Ort gingen und die Kommunikation wieder pflegten.
Vermutlich waren die Metaller in Bergen und in der Maxhütte am Entstehen des Brauchs nicht ganz unbeteiligt. In der Hochzeit der Maxhütte waren es die Schmiede, die eine Nagelschmiede-Zunft in Bergen unterhielten. Der Nagelschmiedeverein wurde vermutlich um 1677 gegründet, da der hunderste Kassenbericht für das Vereinsjahr 1776/1777 geschrieben wurde. Ab 1710 gibt es originale schriftliche Kassenberichte und Jahresprotokolle, die aber oft wegen Wasserschäden nur schwer zu lesen sind.
Der Kassenbericht von 1795 beginnt wie folgt:
Rechnung
Eines ehrsamen Handwerks- und der
Viertllad der Nagelschmiedmeister zu Ber-
gen churfürstl. Landgerichts Mar-
quartstein, so von den dermaligen Lad-
meister als Joseph Grienaug Nagelschmid-
meister im Hammer Ober<ladmeister> und Michael
Fodermayr Naglschmiedmeister im Ein-
fang Unterladmeister abgelegt worden
vom Sonntag nach Johanni ao. 1794 bis
wiedrum solche Zeit anno
1795.
Die alten Hofnamen wie Oberschmied, Unterschmied, Nantlschmied, Bachschmied, Schmiedmeister (Eisenhammer), Einfangschmiede zeugen von den vielen Werkstätten im Dorf. Es waren Nagel-, Huf-, Waffen- und Zeugschmiede, die hier die entsprechenden Waren herstellten. 1775 zählte der Ort 6 selbstständige Schmiedmeister mit insgesamt 30 Gesellen. 1864 öffnete sich der Verein der Nagel-, Hammer- und Waffenschmiede für andere Handwerker und nannte sich seitdem Gewerbeverein.
Aber zurück zum Pfannenflickertanz, der vom Bergener Trachtenverein nachweislich seit 1909 aufgeführt wird. Da das Pfannenflickerlied in Bergener Mundart gesprochen wird, hier die Übersetzung zum besseren Verständnis (das Original steht im Heimatbuch S. 446):
Ein Pfannenflicker der’s versteht, leidt nie an Arbeit Not.
Wenn nur a bissl a Handwerk geht, hat er das beste Brot.
Da mach ich mir ja gar nix draus, schrei: "Pfannenflicker" Haus für Haus.
Da bringens Pfannen groß und klein, ich flicks weil’s muss geflicket sein.
Den Werkzeug trag ich stets bei mir, das bringt mein Handwerk mit.
Ein jedes Haus ist mein Quartier, wo’s was zu flicken gibt.
Da mach ich mir ja gar nix draus, ich flick eine jede Pfanne aus.
Und wenn’s vom Feuer auch durchbrennt, und jeder Fleck vom Fleck weghängt.
Die Pfannen sehn oft gefährlich aus, wenn sie der Rost durchfrisst.
Es ist halt oft a rechter Graus, wenn gar kein Niet ned schließt.
Da aber weil ich Meister bin, so setz ich Fleck auf Flecken hin.
Und das bringt mich so ins Kredit, weil ich so meisterlich verniet.
Zunächst ging ich in die Arbeit aus, da kam ich in.die Au.
Da schreit aus einem schönen Haus, eine alte, dicke Frau:
He, Pfannenflicker, da herein! Es wird schon was zum flicken sein.
Und ich ruckte dann meinen Hut, und sprach: "Madam, es ist schon gut"!
Die Pfannen schaun beim Donnerkeil, oft ganz gefährlich aus.
Die flick ich nicht um teures Geld, Madam da werd nix draus.
Und für den Rat a paar Mass Wein, da müsst ich schon ein Hundsfott sein.
Da lass ich meine Niet’n drin, geh hin woher ich gekommen bin. Adjö!
Das Pfannenflickerlied geht auf das 19. Jahrhundert zurück und es gibt verschiedene, in der Regel leicht erotische Fassungen davon. Die Bergener Version ist eine Persiflage auf die althergebrachten. Die in den üblichen Versionen rufende Jungfrau wird ersetz durch eine "oide dicke Frau" mit "gefährlichen Pfannen", die der Pfannenflicker verschmäht, was in den anderen Versionen nicht der Fall ist. Auch fehlt die letzte Strophe in der es heißt:
Als kaum dreiviertel Jahr vorbei da sprang das Pfännlein auf
da schrieb sie ihm ein Briefelein ins Pfannenflickerhaus.
O Pfannenflicker kehr doch zurück
und betrachte dein Meisterstück.