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Mitteilungsblatt der Gemeinde Bischberg
Ausgabe 16/2024
Kirchliche Nachrichten
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Nachrichten

Der Kath. Seelsorgebereich Main-Aurach hatte für Sonntag den 17. März zu einer Kapellen-Tour eingeladen, um gemeinsam mit den Pfarrern die Kapellen des Seelsorgereichs genauer kennen zu lernen. Der Weg führte von Unteraurach nach Hartlanden, Weipelsdorf, Weiher und Stückbrunn, bevor man sich in Trunstadt bei einer abschließenden Einkehr traf.

In der Weipelsdorfer Kirche trug der Archivpfleger von Bischberg in einem ausführlichen Vortrag Interessantes zur Baugeschichte der Kirche und einer „Vorgänger-Kapelle“ vor.

Der Vortrag begann mit einem für den Bau der Weipelsdorfer Kirche sehr wichtigen Tag - der Sonntag, der 9. April 1922. Der damalige Pfarrer von Bischberg Peter Deinhart hatte die Weipelsdorfer zu einer Einwohnerversammlung in die Gaststätte Bräutigam eingeladen. Das Ziel war die Gründung eines Kapellenbauvereins. Die Anwesenden waren sich auch sehr schnell einig, einen zu gründen. Man hatte auch schon einen Satzungsentwurf vorbereitet, der einstimmig angenommen wurde.

Als Vorsitzender wurde Johann Then, Landwirt in der Haus-Nummer 16, heute Klosterweg 8 gewählt, der Schriftführer war Johann Zellmann, der Kassier Johann Baumann.

Sehr wichtig war dann auch noch der Beschluss, mit dem Bau im gleichen Jahr 1922 zu beginnen. Weipelsdorf hatte damals etwa hundert Einwohner und es ist schon sehr erstaunlich, dass sich die kleine Gemeinde vorgenommen hatte, den Bau einer Kirche, wie sie heute steht, in so kurzer Zeit zu realisieren. Und sie haben es dann auch bis zur Einweihung am 27. August wirklich geschafft, ihr Gotteshaus zu errichten.

Das Bamberger Volksblatt vom 29. August 1922 hat sehr anschaulich über den besonderen Tag berichtet:

„Nach langen Regentagen endlich ein wolkenloser Himmel. Da konnte sich eine stimmungsvolle Kirchweihfeier ohne Mißton abspielen, wie sie das stille waldumsäumte Weipelsdorf noch nie erlebte. Auf einem von der Witwe Barbara Then*) gestifteten Bauplatz hatte der Baumeister Nikol aus Mühlendorf in der kurzen Zeit von zwei Monaten ein schmuckes Marienkirchlein sozusagen aus dem Boden gezaubert. Die Stadt Bamberg, die große Stiftungswaldungen dort liegen hat, stiftete das Bauholz. … Seminardirektor Karl aus Bamberg nahm die feierliche Benediktion der Kapelle vor. …. Am Nachmittag beehrte auch Oberbürgermeister Wächter aus Bamberg die Gemeinde mit seiner Anwesenheit.“

*) Barbara Then, geb. Enkert aus Birkach, *2.11.1881, + 20.7.1955, Hs.Nr. 3, heute Dorfseestraße 1

Die Freude und die Bedeutung für die Weipelsdorfer ist aus dem Test des Zeitungsberichtes zu spüren. Zum Gelingen dieses Bauwerk haben sicher sehr viele mit Spenden aber auch persönliche Hilfe beigetragen. Dabei war die Zeit 1922 durch eine Weltwirtschaftskrise und eine hohe Inflation wahrlich ungünstig für den Bau einer Kirche. Umso mehr Anerkennung und Bewunderung verdient es, dass die Weipelsdorfer es geschafft haben, ihre Kirche zu errichten, die auch heute noch ein Mittelpunkt des Ortes ist.

Es gab auch schon vor 1922 in Weipelsdorf eine Kapelle, auf die heute leider nichts mehr hindeutet. Aus einem Ersuchen des damaligen Pfarrers Andreas Beßler aus Bischberg an das Ordinariat vom 7. Oktober 1907 geht hervor, dass es damals eine Ortskapelle gegeben hat. Ein frommer Wohltäter aus Weipelsdorf hatte für die Kapelle einen Kreuzweg gestiftet, der nun geweiht werden sollte. Auf alten Karten ist auch der Standort auf dem inzwischen aufgelassenem Flurstück 729 ½ auszumachen. Dort steht heute das Nebengebäude der ehemaligen Gaststätte Bräutigam („Festsaal), ohne dass heute noch Reste der ehemaligen Kapelle zu finden sind.

Michael Eisentraut, Archivpfleger