Außergewöhnliche Gastfreundschaft und wunderbare Erinnerungen
Nach dem Besuch aus Manduel im Juli 2023 in Bischofsheim, stand Ende Mai 2024 der Gegenbesuch in der südfranzösischen Partnerstadt auf dem Programm. Die 27-köpfige Bischofsheimer Reisegruppe, darunter der erste Bürgermeister Georg Seiffert, wurde bei Häppchen und Getränken aufs Herzlichste vom Mandueller Partnerschaftskomitee, Bürgermeister Jean-Jacques Granat und einer Abordnung traditionell gekleideter “Arlésiennes” empfangen. Georg Seiffert überreichte seinem Amtskollegen dabei als Gastgeschenk eine Rhöner Spezialitätentruhe und eine Löbbe - ein traditioneller hölzerner Rhöner Bierkrug, der bei den Anwesenden besonders gut ankam. Nach dem Empfang ging es dann gleich in die Gastfamilien, um nach der zwar entspannten aber doch recht langen Busfahrt am nächsten Morgen gut ausgeruht für den Start des umfangreichen Besichtigungsprogramms zu sein.
Als erstes stand Arles - eine schmucke Kleinstadt unweit von Manduel und Namensgeberin der o.g. traditionellen Tracht - auf dem Programm. Die deutsche Reiseführerin Gabriele, ihres Zeichens bereits seit 45 Jahren in Frankreich verwurzelt, führte die deutsch-französische Gruppe u.a. in das antike Theater, in die Arena und in ein regionales Museum und wusste viel Wissenswertes und Interessantes über Arles und die Region zu berichten. Der Tagesabschluss ging im Weingut Campuget im wahrsten Sinne des Wortes über die Bühne, überraschten doch die Tambourinaires die deutschen Gäste mit einer musikalischen Einlage, zum Teil sogar mit bekannten deutschen Melodien. Da ließen sich auch die Bischofsheimer nicht lumpen und stimmten spontan - unterstützt von Matthias Poppe an der Gitarre - das Kreuzberglied und das Rhönlied (“Ich weiß basaltene Bergeshöh’n”) an. Bei leckeren hausgemachten Salaten, selbst gegrillten Fleisch- und Wurstspezialitäten und lokalem Wein ein besonders gelungener Abend.
Am nächsten Tag ging es in die Cevennen, ein wirklich beeindruckender Ausflug. Immer wieder entlang des Gardon oder denselben überquerend ging es - flankiert von einer Bilderbuchlandschaft - nach St. Jean du Gard. Im Museum Maison Rouge gab es viel über Land und Leute, einst und heute, zu erfahren, z.B. wie schwer es die Bewohner der Cevennen in den früheren Jahrhunderten hatten, ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Tatsächlich wurden hier auch eine gewisse Zeit lang erfolgreich Seidenraupen gezüchtet und Seide produziert. Die zweite Station war die Bambouseraie in Anduze. Hierbei handelt es sich um das größte Bambusgehölz außerhalb Asiens. Einfach außergewöhnlich und wunderschön, diese prächtige Gartenanlage. Den Tagesabschluss beim gemütlichen Beisammensein in Manduel umrahmte der neu gegründete Chor Voix Si Voix La (voix=Stimme; voilà=hier ist), zum Teil auch auf Deutsch: U.a. die Europahymne “Freude schöner Götterfunken” und “Am Brunnen vor dem Tore” wurden gesungen.
Wenn man vom Wetter her grundsätzlich gesegnet war - i.d.R. war es sonnig bei angenehmen 21 bis 25 Grad - machte uns Petrus ausgerechnet am Strandtag einen Strich durch die Rechnung. Unter zwanzig Grad und zeitweise leichter Regen sind dann doch nicht das optimale Strandwetter. Trotzdem war es auch in Grau du Roi sehr schön und die Hartgesottenen ließen sich es sich nicht nehmen, zumindest die Füße ins Meer zu tauchen, die Allerhärtesten schafften es gar bis zu den Hüften. Danach stand noch eine Führung an der Perrier-Quelle an und der Abend wurde in den Familien verbracht, Zeit sich besser kennenzulernen und die freundschaftlichen Bande zu verfestigen.
Am letzten Ausflugstag war Nîmes das Ziel, mit zwei speziellen Orten: Die beeindruckende Arena, in der einst Gladiatoren Schaukämpfe ausfochten und das Maison Carrée (Quadratisches Haus), ein antiker römischer Tempel, der mit 19x26m gar nicht mal sooo quadratisch ist, aber das zu erklären, würde jetzt hier wirklich zu weit führen...
Zurück in Manduel standen am Nachmittag Stierwettkämpfe auf dem Programm. Auch wenn es sicherlich kein reines Vergnügen für den Stier ist, wenn er von den sogenannten Raseteurs geärgert wird, geht es bei der Course Camargaise meist glimpflich für alle Beteiligten aus. Die Stiere werden - Unfälle ausgenommen - nicht verletzt und auch nicht getötet. Die mutigen jungen Männer versuchen lediglich, dem Stier den Schmuck, der ihm vor dem Wettkampf zwischen den Hörnern angebracht wurde, wieder abzureißen. Außerdem ist der Wettkampf auf fünfzehn Minuten pro Stier begrenzt. Jedermanns Sache sind Stierkämpfe nicht und man kann die Wettkämpfe sicherlich auch kritisieren, aber ein Spektakel ist die Course Camargaise auf jeden Fall und wesentlich weniger grausam als die Corrida.
Beim Abschlussabend wurden wir einmal mehr aufs höchste verköstigt, mit festen und flüssigen regionalen Spezialitäten und sogar mit deutschem Bier, deutsche Lieder erklangen und es wurde auch getanzt. Gerhard Nägler, der Präsident des Bischofsheimer Partnerschaftskomitees, bedankte sich im Namen der Bischofsheimer Delegation bei Jean-Louis Mouret, seinem Pendant auf Mandueller Seite, für die hervorragende Organisation, das wunderbare Ausflugsprogramm und die außergewöhnliche Gastfreundschaft und überreichte einen Präsentkorb mit Rhöner Spezialitäten. Die eine oder andere Träne verdrückend machten wir uns am frühen Sonntagmorgen auf die Heimreise, bestens ausgestattet mit Reiseproviant und vielen wunderbaren Erinnerungen im Gepäck.
A l’année prochaine - bis nächstes Jahr, wenn zum 20-jährigen Jubiläum aller Voraussicht nach Besuch und Gegenbesuch durchgeführt werden!