Titel Logo
Bischofsheimer Bote
Ausgabe 16/2025
Nachrichten aus dem Rathaus
Zurück zur vorigen Seite
Zurück zur ersten Seite der aktuellen Ausgabe

Nachrichten aus dem Rathaus

So lautete der Titel einer Reihe des Bayerischen Fernsehens, in der im Jahr 2008 über Erwin Griebel als letzter Totengräber aus Unterweißenbrunn berichtet wurde.

Erwin Griebel feierte nun seinen 75. Geburtstag. Das nahm Bürgermeister Georg Seiffert zum Anlass und interviewte Erwin Griebel zu der doch sehr außergewöhnlichen Tätigkeit, die noch lange eine einmalige Besonderheit und eine exklusive Dienstleistung in Unterweißenbrunn war.

Bereits 1958 half er als Kind bei Bestattungen mit. Nach dem Tod seines Vaters hat er die Totengräberei von 1978 bis 2021 im Nebengewerbe weitergeführt. Denn sein Haupterwerb war seine Arbeit bei Siemens in Bad Neustadt. Alleine von der Totengräberei hätte ich und meine Familie nämlich nicht leben können, so Griebel. Mit einem schelmischen Lächeln erzählte er, dass ihn einmal Pfarrer Schultheiß fragte, wie viele Leute in einem Jahr in Unterweißenbrunn gestorben wären. Erwin antwortete ihm: „Im Durchschnitt sterben so 8-9 Leute. In diesem Jahr jedoch nur zwei – bzw. fast drei. Der fast Dritte bin ich, da ich heuer fast verhungert wäre.“

Erwin Griebel hat mit seiner Frau und seiner Familie alles selbst gemacht. Die Verstorbenen wurden mit einem Handwagen zu Hause abgeholt, gewaschen, angekleidet und eingesargt. Die Grabkreuze hat er auf Vorrat gefertigt, die dann von seiner Frau per Hand beschriftet wurden. Er bot den Unterweißenbrunnern über die vielen Jahre hinweg rund um die Uhr einen Vollservice in der Not.

„Für mich war das eine Selbstverständlichkeit. Ich habe mich auch um das Leichenhaus und den Friedhof gekümmert.“ Er kann sich noch so gut wie an alle Beisetzungen in Unterweißenbrunn erinnern.

Angesprochen auf die Belastungen durch die miterlebten Schicksale wurde er etwas nachdenklich. „Bei aller Routine waren auch Erlebnisse dabei, die einem Nahe gegangen sind.“

Er erzählte von seinen vielen Erlebnissen und Einsätzen mit der Polizei und der Gerichtsmedizin: „Ich bin viel rumgekommen. Die Polizei hat mich oft in der Nacht zu Orten im ganzen Landkreis gerufen. So musste ich auch zur Gerichtsmedizin nach Erlangen und Würzburg fahren. Ich habe viele Leute kennengelernt – Es war schon eine aufregende Zeit.“

Den Beitrag des Bayerischen Fernsehens, der ihn und seine besondere Tätigkeit würdigt, hat er auf einer DVD, die er beim Interview natürlich einlegte. „Zwei Tage waren sie für 12 Minuten Film da“ unkte er und berichtete über eine Aufregung während der Dreharbeiten. Bei einer Szene wurden bei Dunkelheit Licht- und Nebeleffekte am Friedhof eingesetzt. Deshalb bekam er sofort Anrufe, dass am Friedhof seltsame Leute ihr Unwesen treiben würden. Etwas ungläubig akzeptierten die besorgten Anrufer jedoch seine Erklärung.

Abschließend sagte Erwin Griebel: „Ich habe die Arbeit als Totengräber von Unterweißenbrunn gern gemacht.“

„Lieber Erwin, herzlichen Glückwunsch zum 75. Geburtstag und vielen Dank für Deine besonderen Dienste für die Unterweißenbrunner Bürgerinnen und Bürger“.

Dein
Bürgermeister
Georg Seiffert