Das Geburtstagskind (auf dem Sessel) lehnt die Feier ab und will alleine bleiben. Bruder, Freund und Mutter (von links) sind ratlos. Am Isinger Gymnasium stellten Jugendliche in einem Theaterprojekt Familienszenen nach, um auf seelische Erkrankungen aufmerksam zu machen.
Theaterprojekt „Icebreaker“ klärt in Ising über seelische Erkrankungen bei Jugendlichen auf
„Wer von euch wollte heute Morgen nicht aufstehen? Wer von euch hat sich ganz schlecht gefühlt?“ Wenn der Theatermacher Jean-Francois Drozak die Jugendlichen in der Isinger Turnhalle direkt anspricht, entsteht sofort ein Gespräch. Sie kennen das Problem. Denn während der coronabedingten Schulschließungen haben manche von ihnen sich sehr isoliert gefühlt oder waren mit ihren Sorgen und Ängsten alleine. Im schlimmsten Fall könnte sich daraus eine psychische Erkrankung entwickeln. Morgens einfach nicht aufstehen wollen, das Gefühl alleine zu sein, oder auch schwindendes Selbstbewusstsein: Eine Depression kann viele Gesichter haben und wird oftmals erst spät – oder zu spät - erkannt.
Hier setzte Theatermacher Jean-Francois Drozak am Landschulheim Schloss Ising an, um die Jugendlichen in seinem Präventionsprojekt „Icebreaker“ auf sehr persönliche Weise für das Thema Depressionen zu sensibilisieren. Als Zuschauer schlüpfen die Schüler in die Rolle von Fachleuten, in Ising sind das die beiden Elftklässlerinnen Sophia Linner und Ramona Pemsl. Sie sollen mit Hilfe von Fragen bei den kurzen Theaterszenen entscheiden und mit ihren Mitschülern diskutieren, welche Verhaltensweisen in der Pupertät normal sind und welche auf eine Depression schließen lassen: Bist du oft müde oder hast eine innere Unruhe? Ist es am Morgen am schlimmsten? Triffst du dich nicht mehr mit Freunden? Auf der BTheaterbühne waren links und rechts einer Treppe im Mehrfamilienhaus jeweils ein Jugendzimmer in einer Wohnung zu sehen, in denen ein Junge und ein Mädchen morgens beispielsweise das Aufstehen verweigerte – oder nach der Schule im abgesperrten Zimmer das gemeinsame Mittagessen. Und das, obwohl sich Vater, Mutter und Geschwister große Mühe gegeben hatten: „Ich habe extra dein Lieblingsessen gekocht: Kaiserschmarrn ohne Rosinen!“
„Die Zuschauer sollen erkennen, dass sich psychische Erkrankungen oft schleichend und zunächst unbemerkt entwickeln“, beschreibt Theatermacher Drozak sein Ziel. „Sie lernen Verdachtsmomente einer beginnenden oder vorhandenen Depression zu erkennen und diese anzusprechen.“ „Icebreaker“ ist ein pädagogisches Theaterstück, das sich mit Depression im Jugendalter und möglichen Auswirkungen auf Angehörige beschäftigt. Es wurde von Jean-Francois Drozak vor allem für Schulen konzipiert. In nur vier Tagen proben Schülerinnen und Schüler das Stück ein, um es dann am fünften Tag vor den Mitschülern aufzuführen.