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Chieminger Nachrichten
Ausgabe 18/2025
Kirchliche Nachrichten
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Pfarrei Chieming - Nachrichten

Zeltlager, 2025, Jettenbach. Der Himmel hat nach wochenlangem Regen – und Zittern des Orgateams – pünktlich aufgerissen. Ich sitze auf meiner Picknickdecke und lasse meinen Blick schweifen über das Gelände und genieße das Wimmelbild, das sich mir bietet: auf der Wiese zwischen den großen, runden, weißen Zelten, in denen wir untergebracht sind, toben noch einige klatschnasse Minis unter fachgerechtem Wasserstrahl von Alicia über eine große Silo-Plane, auf der noch bis vor wenigen Minuten eine riesige Wasserschlacht stattfand. Ein paar Mädls haben sich wieder mit Bastelmaterial eingedeckt und beginnen auf einer Picknickdecke mit den Gruppenleiterinnen Magda und Johanna damit, Armbänder zu knüpfen. Kathi und Tom setzen derweil zum Sprint an, um rechtzeitig einem Mädchen Hilfestellung zu leisten, das sich auf die Schultern ihrer Schwester geturnt hat, um eine lange, selbstgebastelte Wimpelkette an die Bäume zu hängen. Uffz, sie waren schnell genug – das „Kunststück“ ist gut abgesichert.

Hinter den Zelten formiert sich ein Fußballspiel um die Nußdorfer Gruppenleiter Chrissi und Bene, die mit einem Tag Verspätung angereist sind, und von den Fußballfans schon sehnsüchtig erwartet wurden. Lisa und Simon kommen gerade skeptisch von ihrer Erkundung zurück: der Weg, der für die geplante Nachwanderung vorgesehen war, scheint dafür aktuell nicht geeignet, sodass umgeplant werden muss. Unsere „dienstjüngsten“ Gruppenleiter Christian und Done werden gerade wieder vom Werwolf-Spiel-Club abgepasst und aufgefordert, das zu tun, was sie von frühmorgens bis spätabends machen: Werwolf-„Jagden“ koordinieren und anleiten. Die Runde wächst und in wenigen Augenblicke werden sicherlich wieder an die 20 Kinder diskutieren, wer wohl die mysteriösen Werwölfe unter den Mitspielern sind. Michi, der gerade noch ein Cool-Pack für einen Wespenstich organisiert hatte, ist schon mit einem Kind und der zugehörigen lapprigen Luftmatratze auf dem Weg zu unserem Camping-Kompressor. In der Küche höre ich noch munteres Geklapper – die Abwaschaktion nach dem Kaiserschmarrn, den es zum Mittagessen gab. Pauline, Theresa und Martin, die sich unerschrocken als Küchenteam bereiterklärt haben, nutzen die kurze Pause, die sie vor der Zubereitung des Abendessens haben, um ihren Großmarkteinkauf vom Vormittag nachzubearbeiten (der im Übrigen so umfangreich und „fahrzeugfüllend“ war, dass Martin vorübergehend auf dem Parkplatz in Neuötting zurückgelassen und von einer eilends organisierten zweiten Mannschaft abgeholt werden musste): Jetzt müssen Allergenlisten von der Homepage des Großmarktes heruntergeladen und den Gerichten zugeordnet werden.

Gerade sind keine aktuellen Bierzelthits zu hören, aber noch vor einer halben Stunde drang aus den Nassräumen laute Musik, als eine Abordnung der GruppenleiterInnen sich in Gummihandschuhe geworfen und Toiletten und Duschen geschrubbt hat. Eine Reinigungskraft ist zwar gebucht, bislang aber nicht erschienen und wenn’s eklig wird, hilft Auf-den-Tisch-hauen alleine auch nicht mehr – da muss halt einfach saubergemacht werden.

Mein Plätzchen auf der Picknickdecke habe ich bekommen, weil eine ausführliche Einweisung ins Lebensmittelrecht uns alle von jeder romantischen Vorstellung über gemeinsam mit den Kindern zubereitete Mahlzeitgen befreit hat. Obst darf nicht einfach aufgestellt werden, sondern muss überwacht ausgegeben werden, mit einer Zange. Dementsprechend kommen die Minis jetzt nach auf das eine oder andere Stück Wassermelone und ein Pläuschchen vorbei. Das ist jetzt mal ein Aspekt des Lebensmittelrechts, den ich wirklich sehr gemütlich finde - und ich genieße die Besuche der Kinder und ihre Erlebnisse, die sie alle mitbringen.

Doch das Lebensmittelrecht ist darüber hinaus die größte Herausforderung, die es hier zu wuppen gibt: Gesundheitsbelehrungen, Allergenlisten, Rückstellproben, Temperaturmessungen (vor und nach dem Transport, regelmäßig in den Kühlgeräten, bei der Ausgabe), putzen, desinfizieren, kontrollieren. Listen, Listen, Listen.

Und doch: Die Stimmung im Zeltlager ist gut! Die Gruppenleiter:Innen sind ein wunderbares Team! Lauter wirklich einzigartige Persönlichkeiten, wir sitzen gern bis tief in die Nacht am Lagerfeuer reflektieren über den Tag, philosophieren, kichern, lachen schallend. Und ich weiß: jeder und jede einzelne wird in aller Frühe doch wieder Vollgas geben und mit anpacken. Und nur so ist dieses Zeltlager machbar: unter maximalem Einsatz von allen und gutem Teamgeist!

Liebe Gruppenleiterinnen und Gruppenleiter, beim Abschluss-Gottesdienst werden wir im Evangelium hören: „Ihr seid das Salz der Erde, Ihr seid das Licht der Welt!“. Bei allem, was Ihr hier in diesem Zeltlager auf die Beine stellt, euch überlegt und vorbereitet habt, bei all der Arbeit, die Ihr „rockt“: Das Wertvollste, was Ihr in diesem Zeltlager von euch gebt, seid Ihr selbst! Eure wachen Köpfe, eure scharfen Sinne. Euer Gespür für Humor, euer Einfühlungsvermögen, euer Spaß am Spaß, euer Trost und Wertschätzung für die Kinder. Ihr seid Vorbilder! Und Ihr schafft ein Klima, in dem jedes Kind in seiner Persönlichkeit da sein darf, wie es ist. Ihr habt als Gruppe einen Blick für das große Ganze, dieses Zeltlagers, aber auch für das Kleine: das individuelle Bedürfnis eines Kindes auf eine Pause, eine Tasse Tee, a bisserl mehr Aufmerksamkeit oder auch Ablenkung. Beim Blick auf mein Wimmelbild sehe ich, wie euer Einsatz weiterwirkt: wie sich die Kinder auch gegenseitig umeinander kümmern, euch zu Hilfe holen, wenn es jemandem nicht gut geht. Wie die ganzen kleinen Gruppen, die hier am Montag angereist sind, Interesse füreinander haben, zusammenwachsen zu einer Gemeinschaft. Wie hier auch schon die nächsten Generationen an guten Gruppenleitner:Innen heranwachsen, die euch nacheifern. Danke euch!! Ihr wart das Salz dieser Ministrantenfahrt – Ihr seid das Salz der Erde!