In der Isinger Pflege-Talkshow wird der wieder völlig genesene Junge (Philipp Sorembe, im blauen Hemd) vom Pfleger (Kay Kunschner) den beiden Eltern (David Manlik und Lara Matthé) übergeben. Rechts im Sessel Daniela Grathwohl von der Schön-Klinik Vogtareuth
Am Gymnasium Schloss Ising haben zehn Schülerinnen und Schüler in Zusammenarbeit mit dem bayerischen Gesundheitsministerium den Pflegeberuf in einem Theaterstück vorgestellt. „Wir haben Geschichten aus dem Berufsleben umgesetzt, die uns Experten aus dem Pflegebereich der Region erzählt haben, beispielsweise Daniela Grathwohl, Fachwirtin für Gesundheit und Soziales“, verrät zu Beginn Theaterpädagogin Tabea Hildner. „Diese Szenen bringen einen mal sehr zum Lachen, zum anderen berührend sie einen zutiefst.“ Die Isinger schlüpfen bei diesen Szenen in die Rolle von Patienten, Ärzten, Pflegern und Familienangehörigen - ähnlich wie bei den Einspielern zu einer Talkshow. Im Wechsel zu diesen typischen Situationen aus dem Pflegealltag befragt ein Schüler-Moderator eine echte Pflegefachkraft wie Jens Erdmann, Dozent bei der Katholischen Stiftungshochschule in München, über den Pflegeberuf und die Ausbildung dazu.
„Wie kriegt man die beiden aus dem Bett?“ Frau Müller und Frau Stein wollen sich nach ihrer Hüftoperation gar nicht mehr bewegen. Zwei Pfleger locken sie aber dann erfolgreich mit einem Trick auf den Flur und motivieren sie zu einem Laufwettbewerb - Krücken gegen Geh-Wagerl. „Empathie, Mitgefühl und Belastbarkeit braucht man für den Pflegeberuf“, bringt es Daniela Grathwohl dann in der Fragerunde auf den Punkt. Sie ist in der Schön-Klinik Vogtareuth zuständig für die Fortbildung und die Einbindung der neuen Absolventen. Andere Szene: Ein Junge ist in den Pool gefallen, lag gefühlt zehn Minuten unter Wasser. Langer Aufenthalt in Krankenhaus und Pflege. Nach einiger Zeit wird er geheilt aus der Pflege entlassen - zur großen Freude der beiden Eltern. Sie bedanken sich überschwänglich, der Junge auch. „In diesem Beruf erhält man viel positive Rückmeldung“, erzählt in der darauffolgenden Fragerunde Intensiv-Pfleger Adrian Kolb.
Diese szenische Talkshow am Gymnasium Ising ist Teil einer Kampagne des bayerischen Gesundheitsministeriums für die Pflegeberufe und das neue Bachelor-Studium dafür. Das Ministerium sucht dazu auch die Öffentlichkeit, weshalb in Ising auch die beiden geladenen Bürgermeister von Chieming, Stefan Reichelt und Markus Brunner, zusehen. Das Landschulheim Schloss Ising ist das erste bayerische Gymnasium, das in Zusammenarbeit mit dem Ministerium diese Maßnahme der Berufs- und Studienorientierung umsetzt. „Das kommt bei den Schülern an, weil’s unterhaltsam ist“, sagt Schulleiterin Catrin Brandl, denn es bricht mit den üblichen Klischees, die man mit dem Pflegeberuf verbindet. Ich denke, dass man diesen Weg auch für andere Berufe wählen könnte.“
Eine schwangere Frau wird nach einem Autounfall ins Krankenhaus gebracht. Das ungeborene Kind stirbt, die Frau erleidet einen Hirntod. Die Pfleger stehen den Angehörigen unterstützend zur Seite: Soll man die Geräte abstellen? „An dieser Szene mit der Sterbebegleitung sieht man, dass die Pflege umfassender ist als man denkt“, ergänzt Pflege-Dozent Jens Erdmann, der danach für die Isinger Pflege-Talkshow lobende Worte fand: „Hier ist Berufsberatung mit Leben gefüllt und mit viel Witz dargestellt worden. Man konnte die Bandbreite des Berufs sehr gut erkennen.“