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Amtsblatt der Gemeinde Dittelbrunn
Ausgabe 19/2025
Nachrichten aus dem Rathaus
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Erinnerung an die Radsportlegenden

Im Untergeschoss des Hambacher Rathauses wird nicht nur die Geschichte des Radsports, sondern auch ein Stück Heimatgeschichte lebendig.

Zahlreiche Exponate dokumentieren die sportlichen Erfolge regionaler Fahrer ebenso wie die technische Entwicklung des Rennrades.

Heinz Winkelmann hängt gerade eine Urkunde auf – er gewann seine fünfte Goldmedaille bei den Weltmeisterschaften in St. Johann. Mit 90 Jahren denkt er nicht ans Aufhören: Auch im kommenden Jahr will er wieder starten. Doch heute blickt er zurück. Er ist der letzte lebende Vertreter jener Radsportlegenden, die in Hambach, Dittelbrunn und Schweinfurt nach dem Zweiten Weltkrieg Sportgeschichte schrieben. Nach dem Tod seiner Freunde kümmert er sich um das 2003 eröffnete Rennsport-Museum.

„Was wir hier zeigen, ist weniger die Geschichte des Radsports als vielmehr Heimatgeschichte“, sagte der 2023 verstorbene Bernd Jänicke anlässlich der Eröffnung. Zeugnis davon geben vor allem die beiden Schweinfurter Vereine RV 89 und RV 92 – einst besaß die Stadt sogar eine eigene Radrennbahn.

Schon der Eingangsbereich beeindruckt: An einer Wand hängen die Räder der Erfolgssportler, gegenüber stehen zwei Hochräder aus den Anfängen des Fahrrads.

Im Hauptraum reihen sich Medaillen, Pokale und Urkunden aneinander, darunter auch die Trophäen von Bernd Jänicke. 1969 wurde er Landesmeister von Nordrhein-Westfalen im 4000-Meter-Verfolgungsfahren, nahm an der legendären Transeuropa-Tour über 5500 Kilometer von Hammerfest bis Syrakus teil und bewältigte sie auf seinem blauen Rennrad, das samt Originaltrikot ausgestellt ist. Ein Plakat zeigt die Sponsoren: Fichtel & Sachs, Kugelfischer und Winora.

as Museum zeigt die Entwicklung des Rennrades mit den unterschiedlichsten Materialien. Es gab sogar Holzfelgen. Bei Fichtel & Sachs wurden Nabenschaltungen seit 1904 (Torpedo) immer wieder verbessert.

Zu den erfolgreichen Fahrern aus der Region zählen außerdem Hans Markert, Otto Schenk, Otto Karlein, Andreas und Philipp Ziegler sowie Dieter Burkhardt.

Eine herausragende Figur war Ludwig Geyer: 1934 gewann er die Tour de Suisse, startete fünfmal bei der Tour de France (mit Platzierungen zwischen Rang 7 und 23), zweimal beim Giro d’Italia und sechsmal bei Weltmeisterschaften. Im Museum sind eines seiner Wolltrikots sowie die schwere Metalltrinkflasche aus seiner aktiven Zeit zu sehen.

Auch Günther Ziegler wird gewürdigt. Der RV-89-Fahrer nahm 1956 als Amateur an den Olympischen Spielen in Melbourne teil, wechselte später ins Profilager, wurde elfmal Deutscher Meister und gewann insgesamt rund 350 Rennen. Für seine Leistungen erhielt er das Silberne Lorbeerblatt aus den Händen von Bundespräsident Theodor Heuss.

Der letzte ganz große Name war Remig Stumpf (1966–2019). Schon mit zwölf Jahren Vizeweltmeister im Einzelzeitfahren, 1980 Deutscher Meister, später erfolgreicher Profi: Er fuhr bei der Tour de Suisse und der Tour de France, wo er zweimal Etappenzweiter wurde.

Mit ihm endete die große Radsportära der Region. Auch das Museum geriet ein wenig in Vergessenheit und ist heute nur noch auf Anfrage zugänglich (Tel. 09721/712421). Umso erfreuter zeigte sich Bürgermeister Willy Warmuth beim Ortstermin, dass sich Heinz Winkelmann bereit erklärte, an der Kirchweih persönlich Führungen anzubieten.

Öffnungszeiten: Das Museum im Rathaus Hambach kann nur nach telefonischer Anmeldung, Tel. (09725) 712424 besichtigt werden.

Bericht: Karl-Heinz Körblein