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Duracher Wochenblatt
Ausgabe 16/2025
Vereine und Verbände
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April vor 80 Jahren

Das Ende des „Dritten Reiches“ in Durach

Teil1

Im April 1945 kamen die feindlichen Armeen auch mit ihren mächtigen Panzern in unsere Heimat. Luftangriffe auf das Ostbahnhofgelände in Kempten gingen voraus. Ein Fliegeralarm folgte dem anderen, die Tieffliegerangriffe mehrten sich. Die Schule wurde geschlossen. Die Hauptstraße unseres Dorfes bot ein trauriges Bild, der Verkehr auf der Staatsstraße steigerte sich, deutsche Militärfahrzeuge durchfuhren unser Dorf in immer größerer Anzahl. Deutsche Soldaten, die ihren Truppenteil verloren hatten, schleppten sich auf der Straße in Richtung Tirol dahin, kriegsmüde, ohne Munition, entmutigt, hungrig. Am 24. April befanden sich bereits die feindlichen Truppen im Raum Ulm, am 26. April waren die Franzosen in Leutkirch und die Amerikaner in Memmingen. Arbeiter und Angestellte verließen ihre Betriebe. Die Geschäfte gaben ihre Butter- und Käsebestände ohne Lebensmittelmarken an die Bevölkerung ab, weil die Vorräte nicht in Feindeshand fallen sollten. In den frühen Morgenstunden standen die Hausfrauen in langen Schlangen um Brot an.

Von der Wehrmacht wurde Durach zur Verteidigung vorbereitet, indem mehrere Geschütze im Dorf aufgestellt wurden. Außerdem stand am Bahnhof ein einsatzbereiter Flakzug. Am Freitag, 27. April, zeigten sich bereits um 7 Uhr in der Früh die gefürchteten feindlichen Jagdflugzeuge über dem Dorf. Sie beschossen die auf der Straße in Richtung Sulzberg-Ried zurückweichenden deutschen Truppen.

Bereits um 7.30 Uhr bereitete das noch anwesende deutsche Militär die Sprengung der Straßenbrücke über die Durach vor. Verhandlungen von Bürgermeister Mittermayer mit dem Führer des Kommandos verhinderten dies.

Etwa um 14 Uhr ertönte Feindalarm. Die deutsche Wehrmacht verließ größtenteils das Dorf in Richtung Eizisried. Um 15 Uhr kamen die feindlichen Jagdbomber und beschossen abermals die Rückzugsstraße deutscher Truppen.

Kurz vor dem Einmarsch der Amerikaner war es gelungen, den am Bahnhof stehenden Flakzug mit der Munition und ein Geschütz, das auf den Dorfeingang ausgerichtet war, zu entfernen. Durch Verhandlungen von Ludwig Henkel und dem damaligen Fahrdienstleiter, Hans Hefele, am Bahnhof Durach verließ in letzter Minute der Flakzug Durach.

In der Nähe von Sulzberg-Ried flog der Munitionszug kurz danach, von Jagdflugzeugen beschossen, in die Luft. Als etwa zur gleichen Zeit die drei oberen Illerbrücken in Kempten gesprengt wurden, gab es gewaltige Detonationen.

Gegen 16.45 Uhr näherten sich die amerikanischen Panzer unserem Dorf. Zum einen von Kottern nach Weidach, zum anderen aus Richtung Schelldorf nach Durach. In der gemeindlichen Luftschutzbefehlsstelle wurde Bürgermeister Mittermayer von einem amerikanischen Verbindungsmann aufgefordert, innerhalb von fünf Minuten das Dorf zu übergeben. Daraufhin gingen Mittermayer, der sprachkundige erste Beigeordnete Franz Endreß und Feuerwehrkommandant August Sailer, ein weißes Tuch schwenkend, den amerikanischen Panzern entgegen. Der Kommandopanzer der Amerikaner stand etwa auf der Höhe des Gasthauses „Engel“. Hier verhandelten sie nun, mit Franz Endreß als Dolmetscher, über die kampflose Übergabe des Dorfes. Für jedermann sichtbar mussten die drei nun das weiße Tuch vor den Panzern her durchs Dorf tragen, bis zur Gemeindekanzlei. Dort wurde die bedingungslose Übergabe des Dorfes Durach an die Amerikaner unterzeichnet.

Fortsetzung folgt