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Duracher Wochenblatt
Ausgabe 21/2025
Vereine und Verbände
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Literarisches Frühstück

„Mit Äpfeln, die man essen kann fing leider auch das Unglück an: Denn auf den Genuss der Früchte folgte der erste Rauswurf der Geschichte und eine Folge davon war – das erste Flüchtlingsehepaar!“ Das zitierte Brigitte Rauh beim Literarischen Frühstück im April. Von Flüchtlingen aus der jüngeren Vergangenheit erzählte Elfriede Menz: „Alle samt Kind und Großmutter wurden in einen Viehwaggon gepackt und die Fahrt aus der Tschechei endete schließlich im Allgäu.“ Nicht immer kamen Leute zusammen die auch zusammenpassten. Das Klima war rauher und die Menschlichkeit war im Allgäu herber, die Sprache schwieriger. Wenn auch Reibereien nicht ausblieben, so gewöhnte man sich doch bald aneinander und mit der Zeit lernten auch die Einheimischen die Tüchtigkeit der Fremden zu schätzen. - Wie schwer es damals die Menschen hatten, beleuchtete auch Udo Horeth mit der Geschichte der Luftbrücke nach Berlin. Denn 1948 nach der Währungsreform schloss Stalin die Grenzen des Ostsektors; das führte zu einer See- und Landblockade der Stadt Berlin. Aber dank des US-Generals Lucius D. Clay wurde eine Luftbrücke eingerichtet, die täglich rund 12000 Tonnen Lebensmittel und Bedarfsgüter zu den über zwei Millionen Einwohnern der Stadt beförderte und ihnen damit das Überleben sicherte. - Auch in vergangenen Zeiten haben wohlhabende Bürger die Armen oft bedacht, so auch die Brüder Ulrich, Georg und Jakob Fugger in Augsburg: „Zu Augsburg bei St. Jakob, da hub ein Graben an, ein Zimmern und ein Mauern von manchem Handwerksmann. Mit 100 kleinen Häusern ein Städtlein stieg empor, mit Brunnen und mit Straßen und einem eignen Tor. Und als das Werk vollendet, da weihten es die drei, dass armen frommen Bürgern es eine Wohnung sei!“ (Vortrag von Brigitte Rauh). – In die Zeit der Kreuzzüge und des Kaisers Rotbart entführte uns Mathilde Wöll mit einem Gedicht von Ludwig Uhland. Einer seiner Ritter war von Türken umzingelt und wehrte sich verbissen mit dem Schwert gegen eine Übermacht von Feinden: „Da fasst er erst sein Schwert mit Macht, er schwingt es auf des Reiters Kopf, haut durch bis auf den Sattelknopf, haut auch den Sattel noch zu Stücken und tief noch in des Pferdes Rücken; zur Rechten sieht man wie zur Linken einen halben Türken heruntersinken.“ Als der Kaiser von diesem heldenhaften Kampf erfuhr, ließ er den Ritter kommen und fragte ihn: Wer hat Dich solche Streich gelehrt? „Der Held bedacht sich nicht zu lang; die Streiche sind bei uns im Schwang, sie sind bekannt im ganzen Reiche – man nennt sie halt nur Schwabenstreiche!“ Noch tiefer in die Vergangenheit führte uns Traudl Leitner und berichtete, was die Pharaonen aus den Bieren und die Biere aus den Pharaonen machten: „Voll war König Ramses bis zum Rand des Wamses, dreizehn Liter hat er glatt geschafft. Zu den Bierrauschprofis zählte Amenophis, wer nicht mittrank, kam in Einzelhaft. Sogar beim Gebete schwankte Nofretete, weils da Freibier gab nach Tempelbrauch und dank dieser Dosis waren seit Tutmosis alle Tempel voll – die Gläubigen auch.“ - In grauer Vorzeit soll laut Vortrag von Dr. Peter Schneider eine blühende Stadt am Platz des heutigen Öschle-Sees gestanden haben. Weil sich deren Bewohner aber mit dem Teufel verbündeten um das Goldmachen zu lernen und dadurch immer mehr in Genusssucht und Sünde verfielen, schickte Gott eine gewaltige Flutwelle, die die ganze lasterhafte Stadt ersäufte. Zurück blieb nur der uns bekannte Öschle-See! - Aus dem Reich der Mythen stammt auch die Geschichte eines uralten Bauern, der unter großen Mühen einen Nußbaum pflanzte. Der Kalif Al Raschid kam hinzu und fragte: „Warum machst Du Dir soviel vergebliche Arbeit?“ Der Bauer gab ihm zur Antwort: „Ich denke, was der Vater nicht genießt, das erntet der Sohn!“ Und weil ihn der Kalif mit Goldstücken belohnte meinte er: „Wer Gutes tut, wird immer reichlich dafür belohnt!“ (Vortrag von Anna Beermann, Verfasser J. G. Herder).

Die Duracher Hausmusik begleitete die Vorträge mit besinnlichen Klängen und die Moderatorin Gretel Welz-Winkler führte mit Kompetenz und ergänzenden Hinweisen durch die Veranstaltung(s. Foto). - Dazu gab es wieder das beliebte Frühstücksbuffet, das mit allerlei Köstlichkeiten aufwartete. – Zum nächsten Literarischen Frühstück am 30. Mai 2025 um 9.30 Uhr laden wir Sie wieder herzlich ins Seniorenzentrum ein. „Fröhlich sein kostet nichts“ lautet diesmal unser Thema und wir hoffen, dass Sie wieder mit dabei sind und mit uns fröhlich feiern!

J. Brettschneider – Foto G. Horeth