Die Ereignisse in Durach vor 500 Jahren. (Zusammenfassung)
Aus Anlass des Jubiläums „500 Jahre Bauernkrieg“ sind einige neue Bücher erschienen. Der Text, der von Udo Horeth bei der Auftaktveranstaltung in der Aula vorgetragen wurde zusammengestellt aus den Büchern „Der Bauernjörg - Feldherr im Bauernkrieg“ von Peter Blickle (2015 erschienen) und dem Buch „Aufruhr im Allgäu - Kleine Geschichte des Bauernkrieges 1525“ von Stefan Fischer (erschienen 2024). Es handelt sich nur um einen Auszug, tatsächlich wird über Durach auch in anderen Neuerscheinungen berichtet und natürlich in der historischen Literatur zum Allgäu.
Was ist geschehen?
„Ab dem 27. April 1525 versammelten sich die Bauern des Stifts Kempten auf der Schwaigwiese vor der Stadt (Kempten) - heute ist es der Königsplatz - um über Annahme oder Ablehnung des Weingartener Vertrages zu beraten. Jörg Knopf war in der Zwischenzeit alarmiert aus dem Unterallgäu wieder nach Kempten geritten, um vor dem Vertrag zu warnen. Auch vom Seehaufen und von den Baltringer Resten, die sich noch in Oberschwaben in der Nähe des Truchsesses befanden, kamen schlechte Nachrichten über die Handhabung des Vertrages.
Die Stimmung war am Kippen, als sich Jörg Knopf am 02. Mai 1525 bei Durach ungefähr 2000 dort zusammengekommenen Bauern stellte und ihnen seine Gründe für die Ablehnung erläuterte:
So meinte er, dass durch die im Vertrag angeordnete Auflösung der Haufen die Bauern wieder wehrlos werden würden. An eine Beseitigung der Beschwerdegründe wäre dann allerdings nicht mehr zu denken, vielmehr müssten sie wie früher alle ihre Abgaben, Renten, Gilten und Frondienste leisten. Es ändere sich also nichts. Mit diesen Argumenten gelang es dem Jörg Knopf von Leubas, die Allgäuer zur Verweigerung des Weingartener Vertrages zu bewegen.
Nach der Versammlung von Durach war Jörg Knopf mit dem Allgäuer Haufen Richtung Füssen aufgebrochen, um mit Erzherzog Ferdinand in Füssen Verhandlungen aufzunehmen mit dem Ziel, die Konfrontation mit dem Schwäbischen Bund zu vermeiden. Das Treffen blieb ohne Ergebnis.
Am Abend des 12. Juli 1525 stieß Jörg Truchsess bei Schrattenbach auf 3000 Bauern. Die späte Tageszeit und die zahlenmäßige Schwäche seiner berittenen Vorhut - das Hauptheer war noch nicht nachgerückt - ließen ihn von einem Angriff absehen.
Während der Nacht hatten sich die Bauern nach Leubas zurückgezogen - als Fußknecht benötigte man für die Wegstrecke etwa eine Stunde - und sich mit der vermutlich dort stehenden Hauptmacht vereinigt. Leubas sollte kriegsentscheidend werden. Jörg Truchsess rückte ihnen am folgenden Morgen nach. Es kam am 13. Juli 1525 zu kleineren Scharmützeln, doch ließen beide Seiten nahezu den ganzen Tag das Geschütz arbeiten. Für den 14. Juli war die große Schlacht geplant. Zuvor versuchten beide Seiten, ihre Ausgangspositionen zu verbessern, nicht zuletzt durch die Stärkung der eigenen Kampfmoral.
Am 14. Juli gingen aber nicht die bündischen Truppen, sondern die Bauern zum Kampf über. Jörg Truchsess nahm den Kampf nicht an, scharmützelte nur mit einem Reitergeschwader und ließ die Falkonette auf herannahende Bauern abgehen. Jedenfalls zwang er sie so, sich wieder in ihr Lager bei Leubas zurückzuziehen.
Beide Heere erhielten Verstärkung. Aus dem oberen Allgäu kamen um die 2000 Bauern dazu. Am Abend stieß Frundsberg mit schätzungsweise 3000 Landsknechten zum Heer des Schwäbischen Bundes.
Die Größe des Bundesheeres bestand aus 9.000 Knechten. Für das bäuerliche Heer sind unterschiedliche Zahlen im Umlauf. Es ist von 8.000 die Rede, die in den folgenden Tagen auf 14.000, dann auf 23.000 angewachsen seien, so der Schreiber des Truchsesses. Hinter den Zahlen verbirgt sich eine Dynamik, die sich aus dem Zuzug aus allen Himmelsrichtungen des Allgäus erklären könnte.
Die Kampfhandlungen erneut aufzunehmen, scheiterten am fehlenden Gegner. In der Nacht auf den 15. Juli 1525 hatten die Bauern ihr Lager geräumt, sie waren abgezogen.
Die Entscheidungsschlacht konnte deshalb nicht stattfinden.
Lediglich der Haufen unter Jörg Knopf von Leubas hielt noch zusammen und wählte den Kohlenberg (Anm. Red.: Gde. Sulzberg) südlich von Durach als neue und letzte Verschanzung.
Beim Nachrücken stand der Truchsess mit seinen Truppen vor verschlossenen Stadttoren (Kempten), die Mauern waren mit gerüsteten Bürgern besetzt, die große Kemptener Kanone, die „Närrin“, war am unteren Illertor aktiviert und erbittert und enttäuscht über den verweigerten Durchzug verfuhren die Truppen des Truchsesses am 15. Juli 1525 daraufhin nach „Kriegsrecht“.
Sie brannten also südlich der Leubas in Richtung Durach alle Dörfer nieder, derer sie habhaft werden konnten. Ursularied, Leupolz und Betzigau gingen in Flammen auf, Landsknechte drangen in die östlichen Kemptener Vorstädte und Siedlungen ein und plünderten.
Die Bauern sahen, was mit ihren Höfen geschah, sie hatten Sorgen um ihre Frauen, Kinder, Knechte und Mägde, weshalb sie kapitulierten. 3000 Bauern ergaben sich nach einer Woche des psychischen und physischen Terrors am Kohlenberg bei Sulzberg auf Gnade und Ungnade dem Feldhauptmann des Schwäbischen Bundes. Aus ihnen „hat herr Georg etlich redelsfürer heraußklaubt“, es sollen 70 gewesen sein.
Sie wurden in der Kirche von Durach gefangen gehalten und 18 von ihnen in Durach vermutlich am 24. Juli 1525 hingerichtet.
Die Kapitulation der 3000 Allgäuer am Kohlenberg - diese Zahl wird durch viele Zeugnisse bestätigt - führte zum faktischen Zusammenbruch der gesamten Allgäuer Widerstandsfront.
Die sich anschließenden Unterwerfungen wurden vor Jörg Truchsess in Durach selbst oder vor den Bundes- und Kriegsräten in Kempten und Memmingen vollzogen.
Allein in Durach ergaben sich etwa 8000 Bauern. Das Ritual zog sich über eine ganze Woche hin.
Das Heer des Schwäbischen Bundes rückte Richtung Aitrang weiter. Es gab aber keine aufständischen Bauerngruppen mehr, derer man habhaft werden musste.
Der Bauernkrieg ging also im Juli 1525 in Durach zu Ende.
Textzusammenstellung: Herbert Seger Bild: Wolfgang Nagelrauf. Archiv Heimatverein.
Projekt: COURAGE der Interreg Alpenrhein-Bodensee-Hochrhein. Kofinanziert von der Europäischen Union, Gemeinde Durach, UG-Ulrich Gschwender Stiftung