Von links nach rechts: Herbert Seger Courage Projekt, Helmut Zweng Alp- und Landwirt, Barbara Jörg solidarische Landwirtschaft, Nicola Reiter Künstlerin, Markus Böckler konventionelle Landwirtschaft, Roman Tischberger Moderation
Die Ausstellung „Afdərmähdag“ verbindet Landwirtschaft mit Kunst und Geschichte und beweist damit Wertschätzung für deren Arbeit. Zu sehen am 27./28. Nov. 2025 in der Villa K in Durach.
Die Rauminstallation von Nicola Reiter (Buchgestalterin, Grafikdesignerin und Künstlerin, geboren in Wildpoldsried) kombiniert in ihrem Konzept drei fotografische Bildserien, Text, Soundscape (Stall-Geräusche) sowie einen Recherche-Büchertisch. Die Installation trägt den Titel Afdərmähdag (man könnte auch Dienstag sagen) und lädt Besucherinnen und Besucher zum Nachdenken, Stauen und zu Gesprächen ein.
Ein Bestandteil der Ausstellung ist ein Gesprächsabend. Zu dessen Beginn Nicola Einblicke in ihr Journal – protokollierte Augenblicke – gewährt, indem sie Textstellen vortrug. „…Mir fällt auf: Zäune, die früher die Landschaft gegliedert haben, sind jetzt nicht mehr da…“
Der voll besetzte Gesprächsabend im Foyer der Villa K wurde moderiert von Roman Tischberger (Universität Augsburg) Er ist der Ausstellungskurator von „Butter Vieh Vernichtung“ in der Allgäu-Halle und verfügt über dementsprechende Expertise. Tischberger widmete sich der Frage, wie sich die landwirtschaftliche Gegenwart verändert. Darüber hinaus stellte er den Bezug zu den 12 Bauernartikeln von Memmingen her, wodurch regionale Geschichte in den Diskurs über aktuelle Entwicklungen eingeführt wird.
Mit dabei waren drei Landwirt*innen – unterschiedlichster Initiativen und Arbeitsweisen - deren Beiträge die Ausstellung noch greifbarer machen.
Barbara erzählt von der Umstellung vom klassischen Milchbetrieb hin zu solidarischer Landwirtschaft mit Gemüseanbau, der viel Handarbeit beinhaltet, ergänzt durch Mutterkuhhaltung und der bevorstehenden HofÜbergabe einst und jetzt.
Markus repräsentiert die letzte Milchtankstelle vor der Autobahn, seines sehr stadtnahen konventionell betriebenen Bauernhofes. Er spricht eher von einem Strukturbruch in der Landwirtschaft statt eines bloßen Strukturwandels mit Blick auf das Höfesterben. Und berichtet von der Technisierung seines Alltags im Familienbetriebe.
Helmut verbindet als Senn und Käseproduzent Tradition und Moderne: 100 Tage (Tendenz steigend) im Berg mit seinen eigenen Kühen. den Rest des Jahres als Landwirt auf dem Binzeler. So wie er Neuerungen wie Gästebewirtung und direkte Käsevermarktung eingeführt hat, so wird auch sein Sohn künftig in seine Fußstapfen treten, gleichwohl unter Einbeziehung des technischen Fortschritts.
Das Podium hob die Dynamik der modernen Landwirtschaft hervor, die sich durch Wandel bewegt, jedoch regionale Wurzeln behält. Den Klimawandel spüren alle Höfe gemeinsam. Aber solange genügend Wasser zur Verfügung steht, sehen sie sich nicht bedroht.
Herbert Seger engagiert im Courage-Projekt zum Thema 500 Jahre Bauernkriegs schlägt die Brücke zwischen historischen Bezügen und aktueller Praxis. Unter anderem mit der Frage, welche 12 Bauernartikel die Teilnehmenden heute verfassen würden.
Markus Böckler ist hier um keine Antwort verlegen: Er würde festschreiben, dass die Landwirtschaft ehrliche und faire Preise für ihre Produkte erhalten sollte, so dass sich Subventionen erübrigen würden.
Eine gelungene Veranstaltung, zumal mehrere bäuerliche Initiativen am Tisch waren: BBV, BDM, Solawi, Alpwirtschaft. Die Ansätze der Familienbetriebe unterscheiden sich, doch die Liebe zur Arbeit, die Pflege der Natur und die Erzeugung guter Lebensmittel eint allesamt.