Kempten. Schnell via App checken, ob die hochbetagte Mutter gut aus dem Bett gekommen ist? Nachsehen, ob der Großvater regelmäßig isst? Dank smarter Hausnotruftechnik ist das inzwischen problemlos möglich. Auch im in Kempten sind derlei Systeme verfügbar und lösen den klassischen Hausnotruf ab. So setzt zum Beispiel die Sozialstation der Caritas und der Diakonie Oberallgäu auf ein neues smartes System.
„Betagte Menschen möchten möglichst lange in der eigenen Wohnung bleiben und ihren Tagesablauf selbst bestimmen. Gleichzeitig wünschen sich deren Angehörige die Sicherheit, dass die Senioren im Notfall nicht hilflos in der Wohnung liegen“, erklärt Rebecca Willmann von der Caritas. Sie leitet den Bereich ambulante Seniorendienste und ist für den smarten Hausnotruf verantwortlich. Denn längst sind appgesteuerte Lösungen für die eigenen vier Wände ein Thema, mit dem sich auch immer mehr Senioren befassen.
Für die älteren Menschen selbst ändert sich in Sachen Handhabung kaum etwas: „Der Notrufknopf wird wie gewohnt am Handgelenk oder als Halskette getragen und im Notfall gedrückt. Dadurch wird die Rufbereitschaft alarmiert, die über die in der Wohnung installierte Basisstation umgehend Kontakt aufnimmt“, so Willmann. Anders sieht es für Angehörige aus. Via App haben sie – wenn gewünscht - Zugriff auf Sensoren, die in der Seniorenwohnung eingebaut sind. Welche Messfühler eingebaut werden, entscheiden die Kunden individuell. „Es gibt unter anderem Sensoren, die feststellen, ob jemand aus dem Bett aufsteht, die Wohnung verlässt oder den Kühlschrank öffnet“, sagt Willmann. So sei es möglich, Gewohnheiten in die App einzuspeisen, beispielsweise ein festes Zeitfenster, wann jemand morgens aufsteht. Willmann: „Ich kann eingeben, dass meine Großmutter – viele Senioren haben ja sehr feste Routinen - immer zwischen sieben und neun Uhr aufsteht. Hat sie bis kurz nach neun das Bett nicht verlassen, informiert mich die App. Ein kurzer Anruf bei meiner Oma genügt dann und ich weiß, ob sie einfach länger liegen bleiben möchte oder in Not ist.“ Auch wenn über einen bestimmten Zeitraum hinweg keine Bewegungsaktivität in der Wohnung stattfindet, schlägt die App Alarm. Abweichungen von der Tagesstruktur können auch ein Hinweis auf eine beginnende Demenz sein, erklärt Willmann. Vor allem, wenn alte Menschen anfingen, „nachts herumzugeistern und sich der Tag-Nacht-Rhythmus langsam umkehrt“ sei Vorsicht geboten. Hier sei die App hilfreich, weil sie genau solche Veränderungen für besorgte Angehörige sichtbar mache.
Den smarten Hausnotruf gibt es bei der Sozialstation in zwei Varianten: „Premium“ mit Sensoren und „Komfort“ ohne Sensoren. „Ab Pflegegrad eins bezuschussen die Kassen die Kosten“, erklärt Willmann, die unter 08321/6601-61 erreichbar ist und Senioren sowie deren Angehörige zum Hausnotruf berät. (pm)