Julia Schrade auf der Hundsbrücke an der Wiesent
„Wasser ist Leben“, das ist auch das Motto von Julia Schrade, der neuen Wassermanagerin der Stadt Forchheim. Kein Wunder, dass sie auch privat gerne zum Schwimmen abtaucht, und sich bei Regen „über Grundwasserneubildung“ freut, denn es gibt kein „schlechtes Wetter, nur die falsche Kleidung“.
Für ihre neue Aufgabe in der Stabstelle Wassermanagement im Baureferat der Stadtverwaltung bringt Schrade viel Expertise mit. Sie hat Geographie in Marburg studiert und in Augsburg ihren Master gemacht, während eines Auslandssemesters in Bergen/ Norwegen Gletscher und Klimawandel-Effekte erforscht und in Sulzfeld am Main den Fokus auf Bewässerung im Weinbau gelegt, um dem Klimawandel aktiv zu begegnen.
„Geographen sind auch immer Schnittstellen“, sagt Schrade, will heißen, dass im konkreten Fall „Wasser“ der Blick niemals „nur“ auf das Wasser gerichtet ist, sondern „die Stoffkreisläufe in der Ökosphäre umfassend betrachtet werden müssen“.
Julia Schrade ist im Bundesvorstand der Deutschen Vereinigung für Wasser, Abwasser und Abfall e.V. (DWA) vertreten und Vorsitzende der Leitungsgruppe der Jungen DWA. Dieses Netzwerk und dieser Wissenstransfer kommt auch der „wasserbewussten Stadtentwicklung Forchheims zu Gute“. In engem Austausch steht sie deshalb mit Forchheims Klimamanagerin Elisa Rittmeier. „Wir müssen dem Klimawandel auch naturnah begegnen, uns die Folgen des Klimawandels bewusst machen und alle gemeinsam den Herausforderungen stellen“, sagt sie.
Hauptthemen Schrades sind Starkregen und Hochwasservorsorge, Regenwasserbewirtschaftung, Gewässerentwicklung sowie die ganz traditionelle Wiesenbewässerung, welche den Landschaftswasserhaushalt verbessert, Biodiversität fördert und Kohlenstoff im Boden bindet. „Wir brauchen mehr Schwammstädte und Schwammlandschaften, um Wasser flächig zurückzuhalten. Dies geht nicht ohne das nötige „Grün“: Stadtwald, Stadtpark, Spielplätze und Wässerwiesen, aber auch die privaten Grünflächen jedes einzelnen Bürgers verbessern in Summe erheblich das Mikroklima, steigern durch Verdunstungskühle das Wohlbefinden bei Extremhitze und tragen zum Klimaschutz bei.“
Ihre Expertise ist dabei in kleinen Bauvorhaben bis hin zu Großprojekten wie dem Hochwasserschutz gefragt. „Ich bin Sprachrohr zur Wasserwirtschaft“, sagt Schrade, etwa bei der Vorüberlegung von Bauvorhaben, in Absprache mit Hochbau und Stadtplaner*innen sowie Tiefbau und Stadtwerken. Aber auch beim Thema Digitalisierung steckt viel Potenzial, über Sensoren und Pegelmessungen sollen den Bürger*innen aktuelle Pegeldaten zur Verfügung gestellt werden und mit Frühwarnsystemen bei Starkregenereignissen abrufbar gemacht werden.
Die Wässerwiesen sind ein Thema auf Schrades Agenda und zwar in enger Zusammenarbeit mit dem Landratsamt und den Stadtwerken, denn diese sind unerlässlich für den Hochwasserschutz in der Stadt Forchheim und für deren Trinkwasserversorgung. Erwartungsvoll wird indes auf den Herbst 2023 geblickt, Ziel ist der immaterielle Kulturerbestatus der Menschheit für das Wissen und die Technik der traditionellen Wiesenbewässerung, der bei der UNESCO Kommission von den Ländern Deutschland, Österreich, Italien, Schweiz, Luxemburg, Belgien und Niederlanden in Paris im Frühjahr 2022 beantragt wurde.
Auch die privaten Kraftwerks-Betreiber*innen entlang der Wiesent im Stadtgebiet haben mit Julia Schrade zu tun: „Die Gewässer 3. Ordnung liegen in unserer Zuständigkeit.“ Hier ist Julia Schrade die Schnittstelle zwischen Unterhalt und Entwicklung der städtischen Gewässer. Für alle sichtbar wird das, wenn im Juni die Wiesent im Stadtbereich für Sanierungsarbeiten an Kraftwerken abgelassen werden muss (siehe auch in den amtlichen Bekanntmachungen dieser Stadtanzeiger-Ausgabe).
Und was sind die Ziele für die nächsten Monate? Aktiv die wasserbewusste Stadtentwicklung begleiten, die städtischen Gewässer genauer unter die Lupe nehmen und aktiv die Themen „Hochwasserschutz und Überflutungsvorsorge“ in der Stadt Forchheim vorantreiben - allen voran der Hochwasserschutz
in Kersbach. Aktueller Sachstand hier: Das Planfeststellungsverfahren läuft, die Unterlagen liegen inzwischen beim Landratsamt Forchheim.