Bürgerbeteiligung war bei der Entwicklung des Integrierten Verkehrskonzeptes ein wichtiger Baustein.
Das Integrierte Verkehrskonzept mit Schwerpunkt Innenstadt der Stadt Forchheim steht: Der Stadtrat beschloss kürzlich das Konzept - einschließlich Erläuterungsbericht und detaillierte Maßnahmen – gegen drei Stimmen. Die Entscheidung erging ausdrücklich ohne Durchfahrtssperre in der Innenstadt.
Eine solche Sperre zur Regulierung der Verkehrsströme in der Innenstadt wird erst zur Diskussion im Stadtrat stehen, sollte die Evaluierung (Erfassung und Analyse der verkehrlichen Auswirkungen) der jetzt angestoßenen Maßnahmen eine Notwendigkeit erkennen lassen. Frühestens nach fünf Jahren wird dies also zum Thema – oder auch nicht!
Oberbürgermeister Dr. Uwe Kirschstein begründet das weitere Vorgehen: „Nun beginnt die Stadtverwaltung zunächst mit der Ausarbeitung des detaillierteren Maßnahmenplanes für das Integrierte Verkehrskonzept. Und damit steht das Projekt „Die Stadt der Zukunft“ vor großen Aufgaben: Die Anforderungen an Klimaschutz, Klimafolgenanpassung und Nachhaltigkeit, der Strukturwandel im Einzelhandel, die demografische Entwicklung, Digitalisierung, aber auch die Vermeidung weiterer sozialer Spaltung verlangen eine grundlegende Veränderung der Entwicklungsstrategien. Dazu kommen neue Gesetze, Regelwerke und Gerichtsentscheidungen (z. B. die verstärkte Verpflichtung zur Innenentwicklung, neue Vorgaben für die Verkehrsgestaltung und neue Anforderungen an die Gestaltung von Verkehrsanlagen sowie das Grundsatzurteil des Bundesverfassungsgerichts mit Verpflichtung zum klimagerechten Handeln von 2021), die eine rasche Umsetzung verlangen. Dies betrifft besonders die Anforderungen an die klimaneutrale und zukunftsgerechte Mobilitätsgestaltung und die Neugestaltung des öffentlichen Raums.“
Das Thema Verkehr beschäftigt die Stadt Forchheim schon sehr lange: Bereits im Jahr 2014 hatte der Stadtrat beschlossen, ein Verkehrskonzept für die Innenstadt erstellen zu lassen. Diese Forderung floss bereits in das Integrierte städtebauliche Entwicklungskonzept (ISEK) ein, welches Ende 2017 fertiggestellt wurde Die Arbeitsgemeinschaft Gevas-USP Projekte GmbH wurde 2019 mit der Erarbeitung des Integrierten Verkehrskonzepts beauftragt. Wichtig war dem Stadtrat besonders eine umfangreiche Grundlagenermittlung sowie eine starke Bürger*innenbeteiligung.
Noch im Herbst 2019 folgte eine aufwendige Verkehrszählung im gesamten Stadtgebiet mit Unterstützung der Polizei. Zeitgleich erfolgte eine Passant*innenbefragung. Zusätzlich wurden 10.000 Fragebögen zum Verkehrsverhalten der Bürger*innen versandt. Intensiv diskutierte die Stadtgesellschaft in der Folge in verschiedenen Lenkungsgruppen, Bürgerversammlungen, weiteren Beteiligungsforen und im Stadtrat, ob eher verhaltenes Vorgehen der Eingriffe in den Verkehr oder eher progressives Vorgehen - umgesetzt werden sollte, d.h. es ging darum zu definieren, welche Schritte zur Lenkung des Verkehrs in der Innenstadt überhaupt eingeleitet werden und welche Veränderungen bzw. Verbesserungen für alle damit erhofft werden.
Dieser intensive Beteiligungsprozess mündete im gemeinsamen integrativen Verkehrskonzept, das nun vom Stadtrat beschlossen wurde. Ein Umsetzungsplan soll die definierten Ziele nach und nach erreichen. Die Ergebnisse der parallel dazu laufenden Evaluierung werden den Umsetzungsplan stetig weiterschreiben und ggf. anpassen.
Auf Basis der vom Stadtrat 2021 beschlossenen Ziele werden im fertigen Konzept unterschiedlich weitreichende Maßnahmen kombiniert. Für die Verwirklichung eines ersten Maßnahmenpakets ist ein Zeitraum von bis zu fünf Jahren angepeilt, für die das Erreichen weiterer Schritte ist mit bis zu 15 Jahren zu rechnen. Die Ziele im Einzelnen mit geschätzter Dauer bis zur Verwirklichung:
Realisierung eines Radprimärnetzes (erste Ausbaustufe, Dauer ca. 1 - 8 Jahre); weiterer Ausbau dieses Radprimärnetzes und Ausbau eines Sekundärnetzes mit einem Fahrradstraßenring und dem deutlichen Ausbau von Abstellanlagen (Dauer ca. 9 – 15 Jahre)
Stadtbuskonzept mit ergänzenden Kleinbuslinien (Dauer ca. 2 Jahre) plus zusätzliches Bestell-(On Demand-)Angebot (Dauer ca. 4 – 10 Jahre)
Fünf bis sechs Mobilitätsstationen mit Bikesharing, Lastenrädern und Carsharing in zentralen Bereichen der Innenstadt und ÖPNV-Anbindung (Dauer ca. 1 - 5 Jahre); Erweiterung auf bis zu 22 Mobilitätsstationen (Dauer ca. 6 – 12 Jahre)
Tempo 20 Zone und Einbahnstraßen für den motorisierten Individualverkehr (MIV) (ca. 1 - 5 Jahre);
Reduzierung von Parksuchverkehr mit Anpassung Gebührenregelung zur verstärkten Nutzung von Tiefgarage und Parkhaus (Dauer ca. 1 - 2 Jahre); Einrichtung eines dynamischen Parkleitsystems (Dauer ca. 3 - 6 Jahre)
Parkraummanagement (Dauer ca. 1 - 2 Jahre)
Laufende Anpassung der Stellplatzsatzung und Installation eines Mobilitätsmanagements
barrierefreier Fußwegeausbau (Dauer ca. 1 - 8 Jahre)