Aktuell erfolgt die Dachsanierung am Hauptbau. Das komplette Schutzdach mit Einhausung des Turms und Sturmsicherung der Giebelwände ist fertig gestellt.
Erhalten bleibt die historische Spindeltreppe, die für die Baumaßnahmen in einen „Schwebezustand“ versetzt wurde.
Es geht voran an Forchheims markantester Baustelle. Knapp die Hälfte der Bauzeit ist bereits geschafft. Zeit für die Stadtanzeiger-Redaktion, wieder einen Blick ins Baustellen-Tagebuch zu werfen.
Zweieinhalb Jahre, bzw. 28 Monate Bauzeit an Forchheims Mega-Baustelle sind geschafft: Halbzeit an der Rathaus-Baustelle.
Es geht voran, berichtet Architekt Stephan Fabi: Vier Gewerke sind gleichzeitig an und in der Rathaus-Baustelle aktiv. Alleine für die Holzbau- und Zimmererarbeiten sind 14 Handwerker vor Ort. Die Baumeisterarbeiten laufen, die Natursteinarbeiten sind vorbereitet, die Fachwerksanierungsarbeiten starten, sobald die Witterung es zulässt.
Auch die Archäologen können Erfolge vermelden: Nach mehr als zweieinhalb Jahren sollen Ende Januar 2023 die Grabungen beendet sein. Eine Gesamtschau der Grabungen konnte dabei bereits jetzt der Bamberger Archäologe Claus Vetterling im jüngsten Rathaussanierungsausschuss geben. „Bedeutende Ergebnisse“ könne man vermelden, so der Archäologe, der gar von einem „Inseldenkmal“ spricht. Die Zahlen, die Vetterling vorlegt, sind beeindruckend: 2.500 Befunde wurden dokumentiert, dazu gab es 400 Einzelzeichnungen der Befunde und gar 50.000 Digitalbilder und 80.000 bis 100.000 Einzelfunde.
Seltene und bedeutende Glasfunde sind dabei, und auch eine Reiterfigur aus glasiertem Ton, die wie ein Playmobil-Männchen des 13. Jahrhunderts aussieht. Was der Mini-Reiter darstellen könnte, darüber kann Vetterling mutmaßen: Damit könne Jesus gemeint sein, oder – mit direktem Forchheim-Bezug auf die Fundstelle und die Nähe zur Stadtpfarrkirche St. Martin – auch der Heilige Martin auf seinem Pferd.
Bedeutender Fund im Rathaus-Boden ist auch ein Silberstift, der zum Zeichnen von Skizzen verwendet wurde – namhafte Künstler wie Leonardo da Vinci und auch Albrecht Dürer, führt Vetterling aus, haben einst ihre berühmten Porträts und Bildnisse mit einem eben solchen Silberstift geschaffen.
Skelette und Knochen wurden im Magistratsbau gefunden, Einzelgräber und eine sogenannte „Knochenschüttung“ weisen auf einen Friedhof hin. Die Funde reichen dabei ins 12. und 13. Jahrhundert zurück. Früh- bis hochmittelalterliche Erdbefunde wurden im Innenhof des Rathauses entdeckt.
Dass seit jeher Handel am Rathausplatz betrieben wurde, zeigen Hinweise auf eine sogenannte „Schranne“: Zwanzig Meter lang und 18 Meter breit war die einstige Markthalle, die im 13. Jahrhundert als Vorgänger des Rathauses gesehen wird, ein zweischiffiges unterkellertes „Kaufhaus“ mit Ziegeldach und Glasfenstern mit gleich mehreren Eingängen zu den Kellerräumen, wo die Waren einst gelagert wurden.
Die ältesten Fundstücke stammen aus dem 5. und 6. Jahrhundert und lassen Rückschlüsse auf eine „massive Besiedlung der Pfalz“ zu. Zahlreiche „qualitätvolle Funde“ lassen sich vom 13. bis 17. Jahrhundert datieren, damit, so der Archäologe, zählen die Grabungen rund um Forchheims Mammut-Baustelle zur „größten und bedeutendsten Stadtkerngrabung Oberfrankens“.
Zu den Zahlen: Das Gesamtbudget von insgesamt 34 Millionen Euro (inklusive einer Risikoreserve und einer Indexprognose für kommende Ausschreibungen) bleibt fix. Auch der avisierte Zeitplan bleibt bestehen: Anfang 2025 soll die Sanierung abgeschlossen werden können, im Herbst 2025 ist die Eröffnung des „Haus der Begegnung“ geplant.
Für alle interessierten Bürger*innen bieten Bauamt und Architekt an drei Terminen einen Blick hinter die Kulissen von Forchheims Großbaustelle.
Am 12.5., 26.5. und am 2.6.23 wird es Führungen durch das Rathaus geben. Beginn der eineinhalbstündigen Führung ist jeweils um 14.30 Uhr. Die Teilnehmerzahl ist begrenzt, eine Anmeldung über die Volkshochschule ist ab dem Erscheinen des neuen VHS-Programms am 31.01.2023 möglich.
Zusätzlich wird Archäologe Claus Vetterling, Leiter der archäologischen Grabungen rund um das Forchheimer Rathaus, die Bürger*innen tief ins Stadtgeschehen eintauchen lassen und die zahlreichen archäologischen Funde im Rahmen eines Vortrags anschaulich erklären. Die Veranstaltung findet in Kooperation mit der VHS und dem Heimatverein statt. Termin ist am 14. März, um 19 Uhr, im Kulturraum St. Gereon. Auch hier ist eine Anmeldung über die VHS zwingend erforderlich. Eine Anmeldung ist ab dem Erscheinen des neuen VHS-Programms am 31.01.2023 möglich.
Die Rathaus-Baustellenführung und auch der Vortrag von Claus Vetterling sind kostenlos.