Ansichtskarte Forchheimer Bahnhof, 1912. Stadtarchiv, Forchheim
Die Westfront des neu renovierten Forchheimer Bahnhofsgebäudes
Auf Anregung der Unteren Denkmalschutzbehörde der Stadt Forchheim wurde im vergangenen Jahr das hiesige Bahnhofsgebäude (Bahnhofsplatz 9) in die Denkmalliste des Freistaats Bayern mit der Inventar-Nr. D-4-74-126-491 aufgenommen.
Das Landesamt für Denkmalpflege begründete diese Qualifizierung mit der geschichtlichen Bedeutung sowie der historischen Substanz weitester Teile des Gebäudes samt Anlagen und der künstlerischen Gestaltung.
Das Objekt geht etwa auf das Jahr 1900 zurück und ersetzte damals das ursprüngliche Stationsgebäude, das 1844 von Sektionsingenieur Fries errichtet worden war. Am 25. August 1843 erfolgte nämlich der Erlass zum Bau der „Ludwig-Süd-Nord-Bahn“ (nach König Ludwig I.), dem sich zügig die Errichtung des Abschnitts Nürnberg-Bamberg als erster Teilstrecke (Eröffnung 1. September 1844) anschloss. Zehn Jahre später war die Linie zur Gänze fertiggestellt und verband nun mit Lindau im äußersten Südwesten und Hof im äußersten Nordosten das gesamte Königreich Bayern durch das seinerzeit modernste Verkehrsmittel. 1862 bis 1892 wurde die Teilstrecke zweigleisig ausgebaut, die Elektrifizierung 1939 abgeschlossen.
Der zeitliche Ablauf macht deutlich, dass es sich beim ursprünglichen Forchheimer Bahnhof von 1844 um einen der ältesten in Bayern handelte. Der Aus- und Umbau des 1900er Gebäudes von 1936/37 nach einem Entwurf des damaligen Hochbaudezernenten der Deutschen Reichsbahn, Fritz Limpert (1888-1982), erzielte mit wenigen Eingriffen in das Gebäude von 1900 (u. a. Erhöhung um anderthalb Geschosse, Aufsetzung eines flachen Walmdachs, Ergänzung der Westfrontecken um zwei über die Traufhöhe hinausragende Treppentürme mit Kegeldächern) den gestalterischen Wandel zum monumentalen Heimatstil.
In dieser für die damalige Zeit modernen Großarchitektur spiegelt sich auch die gestiegene Bedeutung des Bahnstandortes Forchheim, die diesen nicht nur den mittlerweile von hier ausgehenden Nebenstrecken nach Ebermannstadt und Höchstadt/Aisch (seit 1891 bzw. 1892), sondern vor allem der in den 1920er/30er Jahren realisierten Weiterführung der alten Ludwigsbahn nach Halle bzw. Leipzig verdankte, wodurch die Verbindung nach Berlin hergestellt war. Forchheim war somit bahntechnisch sowohl an die Reichshauptstadt als auch an die bayerischen Metropolen Nürnberg und München angeschlossen.
Die noch heute über dem Eingangsportal befindliche Skulptur des Reichsadlers (Quarzit, 1,50 x 1,15 m) schuf der Forchheimer Bildhauer Georg Leisgang (1893-1970) wohl nach Fertigstellung des Umbaus (1937/38). Ursprünglich thronte der Wappenvogel auf einem Sockel mit Hakenkreuz und Eichenlaub. Letzterer wurde kurz nach Kriegsende 1945 entfernt.
Zum Schluss noch ein Veranstaltungshinweis, der sich in diese Thematik bestens einfügt: Die spannende Forchheimer Bahnhofsgeschichte im Königreich Bayern ist Gegenstand eines
Vortrags von Robert Schäfer („Forchheim und die Ludwig-Süd-Nord-Bahn“) am Donnerstag, dem 09.10.25, 19 Uhr, in St. Gereon bei den Forchheimer Altstadtfreunden im Heimatverein.