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Mitteilungsblatt der VG Gemünden a Main
Ausgabe 12/2023
Amtliche Bekanntmachungen
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Aus dem Archiv von Gräfendorf - 100 Jahre Pfarrei Gräfendorf

Bischof Matthias Ehrenfried (1871-1948)

Geschichten und Geschichte

100 Jahre Pfarrei Gräfendorf - Teil 2

Bischof der Diözese Würzburg von 1924 bis 1948

Nachmittags fand im Saal „Anker“ ein Festakt statt, zu dem auch der Landrat von Gemünden, der zuständige Dekan, Pater Guardian des Klosters Schönau nebst mehreren Nachbarpfarrern erschienen waren.

Eine Lautsprecheranlage ermöglichte es, dass auch diejenigen, die im Saal keinen Platz mehr fanden, dem Festakt folgen konnten.

H. H. Pfarrer Bauer schilderte in seiner Festrede die Pfarrei Gräfendorf in Vergangenheit und Gegenwart. 1408-1550 war Gräfendorf katholische Pfarrei. Die Thüngensche Herrschaft führte 1550 die Reformation ein.1550-1633 wirkten in Gräfendorf Pfarrer des neuen Glaubens. Wegen Geldnot verpfändeten die Freiherren von Thüngen den größten Teil ihres Besitzes an Gräfendorf. Infolgedessen konnten sich die meisten Einwohner von Gräfendorf seit 1633, also seit der Zeit des Dreißigjährigen Krieges, wieder zum alten katholischen Glauben bekennen. Da die Pfarrgüter verloren gegangen waren, gelang es erst im Laufe der Zeit, die Pfarrei neu auszustiften. So kam es, dass das wieder katholisch gewordene Gräfendorf lange Zeit von einem Kaplan der ausgedehnten Pfarrei Wolfsmünster von Wolfsmünster aus versehen werden musste.

Erst 1846 konnte die Pfarrei neu errichtet werden. Um Gräfendorf in der Gegenwart zu schildern, wurden auf der Bühne eine Reihe lebende Bilder aus dem pfarrlichen Leben vorgeführt. Es kam der Kindergarten zu Wort mit mehreren Vorführungen, teilweise im heimatlichen Dialekt. Dann traten die Ministranten auf. Wir bekamen weiter einen Einblick in die Arbeit im Jungmädchenverein. Auch eine Gruppe der männlichen Pfarrjugend kam zu Wort. Wir erlebten Heimatabende. Eine Marienfeier im Park Seewiese wurde wiedergegeben, ebenso eine Feier zu Ehren der hl. Elisabeth, des Vorbilds der katholischen deutschen Frau und Mutter. Die Festfeier ehrte Gemeinde und Pfarrer in gleicher Weise. Mit Recht betonte der Hochwürdigste Herr, man müsse schon in eine größere Stadt gehen, um eine ähnliche Festveranstaltung erleben zu können. Der Festakt habe gebracht Nova et Vetera, Altes und Neues in glücklicher Mischung, Festhalten am bewährten Alten gemischt mit gesunder Aufgeschlossenheit für die Aufgaben der neuen Zeit.

Tragisch war es, dass am Tag vor dem Eintreffen des Oberhirten der Kirchenpfleger von Gräfendorf in einer Klinik in Bad Kissingen verschieden ist. Den Aufenthalt im Saaletal benutzte der Hochwürdigste Herr, um die Ausgebombten von Würzburg in Seewiese bei Gräfendorf und im Josefshaus bei Gemünden zu besuchen. Die Stadt Würzburg hat diese beiden Altersheime eingerichtet. Seewiese beherbergte rund 80 evakuierte, während im Josephshaus rund 150 untergebracht sind. Die beiden Heime werden von Johannesschwestern aus Leutesdorf im Rheinland betreut.