Josef und Klothilde Klemm - Die letzten Seemüller
„Die Zeit steht still in der alten Seemühle“ titelte einst die Main-Post. Der Reporter Uli Gineiger beschrieb die Wohn- und Arbeitsstätte der Eheleute Klemm und berichtete über die dortige Familientradition: „Das Brot in der Seemühle wird noch im Holzbackofen gebacken.“ Von Feriengästen, Feinschmeckern und Einheimischen geschätzt hetzten, eilten oder schlenderten sie samstags zum landwirtschaftlichen Gehöft mit Mühle nach Gräfendorf ins Waizenbach Tal. Alle mit dem Ziel, einen der 60 frischen, wohlriechenden und schmackhaften Laib Brot zu ergattern. Nach alter Sitte schürte Josef freitags seinen Backofen an, rührte und mischte den Teig. Alles, was zu einem echten Bauernbrot gehört, überlieferten ihm Andreas und Sybille Kleinhenz, die Großeltern seiner Ehefrau Klothilde. Sie half auch ihrem Ehemann beim Herstellen, Formen und Verkauf der Brotlaibe oder beim Holen von Holz aus dem eigenen Wald hinter der Mühle. Als bescheidene, freundliche Eheleute sind Josef und Klothilde noch vielen in Erinnerung, ebenso die einfache Ausstattung der Mühle. „Den Strom gewinnt das Ehepaar Klemm aus einem Aggregat, das mit Mühe und Not 100 Volt liefert. Radio oder Fernseher gibt es nicht“, schrieb der Reporter. Frischwasser lieferte die Quelle hinter dem Haus. Eine kleine Landwirtschaft diente als Haupterwerb, Brot backen war der Nebenerwerb des gelernten Bäckers Josef Klemm. Für den einen oder anderen klingt das romantisch. Letztlich aber war es harte Arbeit mit den Verhältnissen der damaligen Zeit in der Seemühle um 1980.
Textzusammenstellung: Johannes Sitter, Gräfendorf