Eine willkommene Abwechslung bot den Schulkindern der 4. Klasse der Besuch des Gräfendorfer Archivs. Herr Hans-Georg Herch begrüßte die Gräfendorfer Grundschüler vor dem jetzigen Rathaus. Hier erklärte er ihnen sowohl den historischen Bau als auch die ehemaligen Nachbargebäude wie Brauerei und Gasthof Anker. Heute noch sichtbar sind die beiden Rundbogentüren zu den Gewölbekellern der Brauerei, die in U-Form tief in den Berg hinein getrieben wurden. Gespannt hörten die Schülerinnen und Schüler zu, wie das Natureis in den Wintermonaten an der Schondra gebrochen und in die oben ausgesparte Öffnung des Eiskellers gebracht wurde. Es diente ganzjährig der Kühlung der Brauereierzeugnisse.
Im Rathaus erklärte Herr Herch den interessierten Schülern das Wappen von Gräfendorf: die Mühle symbolisiert die Wasserkraft und die drei Ringe weisen auf das Geschlecht des Fürstbischofs Julius Echter hin. Im ersten Stock des Rathauses befindet sich das Sprechzimmer des 1. Bürgermeisters Herrn Johannes Wagenpfahl. Im Sitzungssaal des Gemeinderates erhielten die Kinder kurze Informationen zum Verwendungszweck des Raumes. Herr Winfried Lutz, ebenfalls Mitarbeiter des Gemeindearchivs, zeigte großformatig Bilder zum Umbau des Hauses. Ebenso fesselten die Fotos des obengenannten Gewölbekellers die Aufmerksamkeit der Grundschulkinder. Herr Lutz übertrug diese großformatig auf die Stirnseite des Sitzungssaals. Auskunftsfreudig beantworteten die beiden Herren die verschiedenen Fragen der jungen Generation.
Frisch gestärkt nach einer Pause machten sich die Archivmitarbeiter und die Schüler auf den Weg in den 2. Stock, dem eigentlichen Archiv. Beeindruckt standen die Schulkinder vor den großen Regalen, die den verschiedenen Dörfern der Gemeinde Gräfendorf zugeordnet waren. Archivleiter Herr Hans-Georg Herch berichtete über die verschiedenen Lagerungsstätten des Archivs bis es schließlich in diesen Räumen seine Heimat fand. Er erklärte den Schülern, nach welcher Ordnung das Archiv aufgebaut ist. Digitalisiert wurden z. B. auch die sogenannten Sterbebilder. Die von den Schulkindern genannten Vorfahren wurden aufgespürt, angezeigt und Verwandtschaftsverhältnisse lebhaft analysiert. Neben alten Fotos von Gräfendorf weckte auch eine mechanische Schreibmaschine die Aufmerksamkeit der Kinder – kräftig mit den Fingern tippen war hier die Bedienungsformel. In einem großzügigen Kartenschrank konnten alte Karten bestaunt werden. Eines der „Archiv-Schätze“, das „Schunderfelder neue Schatzung-Buch“ von 1815, beeindruckte durch Größe und Alter. Ebenso zeigten die Hüter des Archivs schmale „Wolfsmünsterer Gemeine Rechnung“-Papiere aus dem 17. Jahrhundert. Selbst alte Schulzeugnisse aus dem Jahr 1912 der „Werktagsschule“ waren zu sehen. Hier staunte auch die Lehrerin über Zeugnisbewertungen wie „Gedächtnisübung“ und „Schönschreiben“. Viel Spannendes aus der Vergangenheit der Gemeinde Gräfendorf mit ihren zugehörigen Gemeinden hätte es für die Interessierten noch zu entdecken gegeben. So lud Herr Herch abschließend die Viertklässler ein, beim wöchentlichen Arbeitstreffen der Archivmitarbeiter vorbeizuschauen.
Mit großem Dank verabschiedeten sich die Schülerinnen und Schüler. Was Archiv bedeutet und wo es sich befindet ist den Grundschülern nun sehr anschaulich vor Augen geführt worden.
Foto: Hildegard Wirthmann