Titel Logo
Mitteilungsblatt der VG Gemünden a Main
Ausgabe 17/2024
Amtliche Bekanntmachungen
Zurück zur vorigen Seite
Zurück zur ersten Seite der aktuellen Ausgabe

Gemeinde Gräfendorf

Geschichten und Geschichte

Als Gräfendorf mit der weiten Welt reden konnte

In Deutschland begann der Betrieb eines automatischen Ortsnetzes für Telefonie bereits im Jahr 1908. Die Anbindung von Gräfendorf an das internationale Netz erfolgte ungefähr 1924. Die Telefongespräche wurden von einer Vermittlungstechnik im Nebengebäude des Kaufhauses Rüttiger geregelt. Allerdings hatten nur wenige Einwohner die finanziellen Mittel, um sich ein Telefon leisten zu können. Zu den wenigen, die über einen Telefonanschluss verfügten, zählten unter anderem der Bürgermeister, die Papiermühle, das Kaufhaus und die Strohhülsenfabrik Rüttiger, wie aus einem Adressverzeichnis hervorgeht. Im Laufe der Zeit wurde das Telefonieren kostengünstiger, schneller und die Qualität verbesserte sich. Von der manuellen Vermittlung ging man zum Selbstwähldienst über. Der Zweite Weltkrieg unterbrach diesen Fortschritt, doch nach dem Krieg wurde in Deutschland rasch ein neues automatisiertes Fernmeldenetz ausgebaut.

Das Saaletal profitierte von diesen positiven Entwicklungen. Im Jahr 1953 informierte die Gemeindeverwaltung das Landratsamt Gemünden darüber, dass in Gräfendorf eine öffentliche Fernsprechanlage installiert war. Die Anlage befand sich in der Poststelle des ehemaligen juliusspitälischen Forsthauses, Hausnummer 41, heute Burgsinner Str. 2 und wurde von Posthalter Max Aul betrieben. Die Vermittlungsstelle in der Hauptstraße wurde modernisiert und erweitert, um neuen Kunden der Deutschen Bundespost zur Verfügung zu stehen. Laut dem Adressverzeichnis von 1953 war der 1. Bürgermeister Otto Lindwurm unter der Telefonnummer 24 erreichbar, während die Nummer 30 die des 2. Bürgermeisters Karl Weigand war. Die Nummer 38 war zu wählen, um den Hausarzt Dr. Bernhard Siegler zu kontaktieren.

Die Hebamme Walburga Volpert, der Schulleiter August Nätscher, die Schwesternstation und der Kindergarten hatten keinen Telefonanschluss und mussten persönlich aufgesucht werden, wenn wichtige Nachrichten mitgeteilt werden mussten. Der Feuerwehrkommandant Hans Eilingsfeld hatte hingegen einen Telefonanschluss und konnte im Falle eines Brandes die Polizei und andere Feuerwehren alarmieren. Einige Gaststätten, das BayWa-Lagerhaus, das Forstamt sowie die meisten Bäckereien, Metzgereien und andere Gewerbebetriebe waren ebenfalls ans Telefonnetz angeschlossen.

Das Telefonhäuschen neben der Treppe zur Gemeindekanzlei hatte einen Münzfernsprecher. Ein Schild forderte dazu auf, "Fasse dich kurz!", damit alle im gelben Häuschen ohne lange Wartezeit telefonieren konnten. Es ist nicht bekannt, wann die Telefonzelle installiert wurde. Wer Informationen dazu hat, wird gebeten, sich an das Archivteam zu wenden.

©Das Foto ist im Gemeindearchiv zu finden, der Fotograf ist unbekannt und der Text wurde von Johannes Sitter aus Gräfendorf verfasst.