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Mitteilungsblatt der VG Gemünden a Main
Ausgabe 18/2023
Amtliche Bekanntmachungen
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Aus dem Archiv von Gräfendorf

Geschichten und Geschichte

Nachkriegswohnung - Zahnarztpraxis - Mesner-Haus

Geschichte und Geschichten rund um das Mesner-Haus der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde - Teil III

Nach dem Ableben des Schuhmachers Adam Volpert zogen die Eheleute Johann und Maria Finger geb. Heil sowie Johanns Mutter Margarethe, sie stammte aus Dittlofsroda, in die Dachgeschosswohnung. Johann Fingers erste Ehefrau Maria starb 1960. In zweiter Ehe heiratete er Frieda Aukthum aus Königsberg, Ostpreußen, dem heutigen Kaliningrad.

Anfang der 50er erwarb die Evangelische Kirchenstiftung das Grundstück. Aus der Scheuer wurde 1952 das Gotteshaus, aus dem Bauernhaus das Mesner-Haus. Das erste Amt des Mesners übernahmen die Eheleute Finger in der evangelisch-lutherischen St. Michaels Kirche. Frieda Finger geb. Aukthum aus Königsberg, die zweite Ehefrau, führte den Mesner Dienst fort, bis zu ihrem Tod 1968.

Im Jahre 1950 zog die Familie Fritz und Margarete Dornauer mit Sohn Friedrich (*1950) ins gehobene Parterre des Mesner-Hauses der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde, Haus-Nr. 66, ein. Er konnte, wie er erzählte, von der Küche direkt in den Kindergarten gehen. Im Mesner-Haus vergrößerte sich die Familie im Laufe der Zeit um 4 Mädchen, Margit (*1952), Ingrid (*1956) und Gerda (*1957). Ilse (*1953, lebte nur 10 Wochen). Im Jahr 1959 starb Vater Fritz mit 33 Jahren an einem Hinterwand-Herzinfarkt.

Der Zahnarzt Dr. Hermann bezog die beiden Räume (Behandlungsraum und Wartezimmer) des Kindergartens - nach dessen Auszug 1953 - etwa im Jahre 1954-55. Er versorgte dort seine Patienten etwa bis zum Jahre 1964. Dann zog er um in eine eigene Praxis in der Nachkriegssiedlung Gartenstraße.

In der Folge wurde 1964 ein eigener Raum für die evangelische Kirchengemeinde (ehemals Praxis-Wartezimmer Dr. Hermann) eingerichtet. Dort stand auch lange ein älteres Harmonium mit fußbetätigtem Luft-Balg, nachdem für die Kirche ein neues, elektrisch betriebenes Harmonium als Orgelersatz angeschafft worden war.

In diesem Mehrzweck-Raum des Pfarrers (damals Pfarrer Hahn - Waizenbach) oder des Kirchenvorstandes wurden neben Sitzungen des Kirchenvorstandes und Bibelstunden, von den evangelischen Kirchengemeindemitgliedern auch Kirchenschmuck und in der Vorweihnachtszeit Weihnachtsschmuck gefertigt oder Girlanden und Adventskränze gebunden.

Ab November 1968 wohnten Stephan und Dora Schreihanz mit ihren vier Kindern im Haus, das im dörflichen Sprachgebrauch auch Ried-Schmieds-Haus oder Finger-Haus genannt wurde, wie Dora Schreihanz erzählt. Von ihrer Mutter Frieda geb. Aukthum übernahmen sie den Mesner Dienst. Fortan kümmerten sich Stephan und Dora gemeinsam um die Vorbereitung der Gottesdienste und kirchliche Feiern. Seit 2021 ist Dora Schreihanz Witwe und will, „solange es ihr Gott ermöglicht, den Mesner Dienst pflichtbewusst fortsetzen. Vielleicht schaffe ich die 60-jährige Dienstzeit“, fügt sie lächelnd hinzu.

Zum Schluss ein herzliches Dankeschön.

Friedrich Dornauer schrieb seine Jugenderinnerungen auf und genehmigte die Veröffentlichung. Dora Schreihanz erzählte die Geschichte des Mesner-Hauses. Sie wird mit ihrer Zustimmung wiedergegeben. Anke Hutzelmann, Gräfendorf beteiligte sich mit wertvollen Anregungen und hilfreichen Korrekturen. Theresia Kühnlein, Schonderfeld und Daniela Kriebel Gräfendorf verbrachten viel Zeit im Archiv der Diözese Würzburg. Sie recherchierten die Daten der handelnden Personen.

Die Fotos sind von Johannes Sitter, ebenso die Textzusammenstellung.