1. Bürgermeister Johannes Wagenpfahl eröffnet die 5. Gemeinderatssitzung in diesem Jahr. Hauptthema der heutigen Gemeinderatssitzung ist im Wesentlichen, ob die Gemeinde Gräfendorf bereit ist, für die Einrichtung eines Biosphärenreservats Spessart Flächen zur Ausweisung einer Kernzone zur Verfügung zu stellen. Treffpunkt für die heutige Gemeinderatssitzung ist der Pfadackerhof in Weickersgrüben von wo aus die Exkursion in den Wingertsberg und Tannenberg startet. Zunächst begrüßt er die anwesenden Mitglieder des Gemeinderates, die Schriftführerin, die Presse und die Gäste. Besonders begrüßt er Frau Landrätin Sabine Sitter, Herrn Revierförster Matthias Wallrapp,Stiftung Juliusspital Würzburg, Herrn Dr. Thomas Keller, Regierung von Unterfranken, Herrn Sebastian Kühl, Landratsamt Main-Spessart sowie die Jagdpächter Herren Achim Reinhart und Sebastian Heilmann. Er stellt fest, dass ordnungsgemäß geladen wurde und der Gemeinderat beschlussfähig ist. Zur Tagesordnung werden keine Einwände erhoben.
1. Bürgermeister übergibt das Wort an Herrn Wallrapp. Herr Wallrapp zeigt zunächst die für eine Kernzonenausweisung in Frage kommenden Flächen anhand eines Planes auf. Sie befinden sich vorwiegend in den Abteilungen Wingertsberg und Tannenberg. Diese Flächen wurden bereits weitgehendst für das Projekt „Klimaangepasstes Waldmanagement“ stillgelegt. Es wird erläutert, dass die gemeindlichen Flächen auch durch Flächen aus Privatwald ergänzt werden könnten.
Alle Teilnehmer starten zur Besichtigung der ausgewählten Teile der betroffenen Waldflächen.
Exkursion zum Wingertsberg und Tannenberg mit Führung durch Herrn Förster Matthias Wallrapp und Herrn Dr. Keller, Regierung von Unterfranken unter Teilnahme von Herrn Sebastian Kühl, Landratsamt Main-Spessart, wegen eventueller Kernzonenausweisung Biosphärenreservat Spessart |
Herr Wallrapp erläutert, dass die ausgesuchten Flächen, deren Zufahrten schon schwierig sind, nur schwer bewirtschaftet werden können, da sie sehr steil sind. Beim ersten Stopp führt Herr Wallrapp weiterhin aus, dass der Boden sehr karg und felsig ist, sodass hier kaum Waldwirtschaft möglich ist. In diesem Teil des Gemeindewaldes wurde bereits mit dem Waldumbau begonnen. Es ist fraglich, ob hier jemals eine Gewinn bringende Forstwirtschaft betrieben werden kann.
Auf Nachfrage teilt Herr Dr. Keller mit, dass eine Ausweisung des Biosphärenreservats Spessart frühestens in drei bis fünf Jahren verwirklicht werden kann. Ab diesem Zeitpunkt können dann aktuell in der forstlichen Entwicklung befindliche Flächen der auszuweisenden Kernzone mit vertraglicher Nutzungsvereinbarung noch 10 Jahre genutzt werden. Die Laufzeit des Vertrages bezüglich des Biosphärenreservates mit der Regierung von Unterfranken beträgt 25 Jahre. Weiterhin erläutert er, dass sich die einmalige Ausgleichszahlung an der Ausgleichszahlung des Biosphärenreservates Rhön orientieren wird. Hier wurde für 50 % der eingebrachten Kommunalwaldfläche eine Ausgleichszahlung von 0,50 Euro/qm vereinbart. Für die nicht finanziell kompensierten anderen 50 % der bereitgestellten Waldflächen besteht die Möglichkeit Ökopunkte (2 Ökopunkte/qm) zu erhalten. Die Fläche, die für die Ausweisung einer Kernzone bereitgestellt werden würde, hat eine Größe von ca. 70 ha.
Bezüglich der Auswirkungen auf die Jagd teilt Herr Dr. Keller mit, dass für die Entwicklungs- und Pflegezonen einer Biosphärenregion sich in jagdlicher Hinsicht keinerlei Unterschiede gegenüber anderen Gebieten ergeben. In den Kernzonen ist die rechtmäßige Ausübung der Jagd in Form des Wildtiermanagements zulässig. Dies bedeutet, dass die Jagdausübung nicht mehr wirtschaftlichen Zwecken dient, sondern aus Gründen des Prozess-, Wald- oder Jagdschutzes ausgeübt wird. Es werden auf die örtlichen Gegebenheiten abgestimmte Jagdkonzepte aufgestellt, in denen die Ausübung der Jagd und die dafür notwendigen Jagdeinrichtungen dargestellt werden. Bei der Aufstellung der Jagdkonzepte sind regelmäßig Jagdverbände, Naturschutz- und Jagdbehörden eingebunden. Diese Jagdkonzepte können bei Änderungen auf Antrag angepasst werden.
Die vorhandenen Wege bleiben bestehen. Sollten neue Wege angelegt werden, müssten diese nach Abstimmung ins Wegekonzept aufgenommen werden.
Alle Teilnehmer fahren weiter zum nächsten Ansichtspunkt im Gemeindewald.
Hier erläutert Herr Wallrapp noch einmal, dass auch hier eine Bewirtschaftung sehr schwierig ist. Die Lage ist sehr steil und das hier befindliche Holz hat keine gute Qualität.
Auf Nachfrage wegen der Ausübung von Holzrechten wird erläutert, dass diese in der Tat eingeschränkt wären. Bei den in Frage kommenden Flächen der Gemeinde Gräfendorf handelt es sich jedoch um nicht Holzrecht belasteten Gemeindewald. Die Selbstwerber von Weickersgrüben würden Holz in einem anderen Teil des Gemeindewaldes zur Verfügung gestellt bekommen.
In der Diskussion wird seitens der Vertreter des Landratsamtes Main-Spessart erläutert, dass anders als in anderen Großschutzgebieten, wie z.B. Nationalparken, wo der Schutz einer natürlichen Dynamik ohne Eingriff durch den Menschen im Zentrum steht, stellen Biosphärenreservate den Menschen und dessen Handeln in den Vordergrund. Die Biosphärenregion besitzt gegenüber dem Naturpark ein viel größeres Alleinstellungsmerkmal und hat einen höheren Wiedererkennungswert. Personal, Infrastruktur und Verwaltung einer Biosphärenregion wird staatlich finanziert, wohingegen der Naturpark als Verein unter vorwiegend kommunaler Trägerschaft organisiert ist. Landrätin Sabine Sitter stellt auch noch einmal besonders die Nachhaltigkeit des Biosphärenreservates in den Vordergrund.
Es werden Bedenken dahingehend geäußert, dass durch das Ausweisen des Biosphärenreservats nutzbare Waldflächen wegfallen und zum anderen für die geplante Errichtung der Stromtrassen womöglich weitere Waldflächen wegfallen. Es wird erläutert, dass die derzeit betroffenen Waldflächen für die Stromtrassen in Privatbesitz sind.
Auf Nachfrage an den Gemeinderat erklären die Gemeinderatsmitglieder, dass sie ausreichend informiert sind und einen Beschluss bezüglich der Ausweisung einer Kernzone für das Biosphärenreservat Spessart herbeiführen können. Somit fasst der Gemeinderat nach eingehender Diskussion folgenden
Beschluss:
Für das geplante Biosphärenreservat Spessart erklärt sich die Gemeinde Gräfendorf bereit, aus dem Kommunalwald in Weickersgrüben aus den Abteilungen Wingertsberg und Tannenberg eine Fläche von ca. 70 ha als Kernzonenfläche zur Verfügung zu stellen.
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1.2. | Verschiedenes |
Hierzu ergehen keine Wortmeldungen
Der Gemeinderat Gräfendorf befand eine nichtöffentliche Beratung als nicht notwendig. Nachdem in öffentlicher Sitzung ein Beschluss herbeigeführt werden konnte und auch keine Wortmeldung unter dem TOP 2.2. „Verschiedenes“ ergeht, entfällt der angesetzte nichtöffentliche Teil dieser Gemeinderatssitzung.
Ende der öffentlichen Sitzung: 17.10 Uhr