Bürgermeister Göbel eröffnet die Gemeinderatssitzung und begrüßt die anwesenden Gemeinderatsmitglieder, Herrn Bach vom AELF Karlstadt, Abteilungsleiter, Herrn Pietron als Betriebsleiter für den Gemeindewald Karsbach, Herrn Kaufmann als Revierleiter, Herrn Egg als Werkfertiger, Herrn Huber, Praktikant, Frau Spiegel, Forstamt Kitzingen, die Gemeindearbeiter Herr Zierold und Herr Legedza, einen Zuhörer, Herrn Hussong von der Presse sowie Frau Heim als Schriftführerin.
Es wird festgestellt, dass der Gemeinderat Karsbach ordnungsgemäß geladen
wurde und beschlussfähig ist.
I. Öffentliche Sitzung
I.1. Besprechung der derzeitigen Inhalte für die neue Forsteinrichtung für den Gemeindewald Karsbach.
Zunächst erläuterte Herr Bach die allgemeine Bedeutung der Forsteinrichtung sowie deren rechtliche Grundlagen und gab einen Ausblick auf den Zeitrahmen der Arbeiten.
Die letzte Forsteinrichtung der Gemeinde Karsbach wurde 2008 erstellt. Die jetzige Neufassung wird bis Ende des Jahres 2026 erstellt. Die Kostenaufwendungen belaufen sich auf ca. 85.000 € wovon der Freistaat Bayern 50 % an Förderung übernimmt.
Im Anschluss umriss Betriebsleiter Johannes Pietron die wichtigsten betrieblichen Ereignisse und Sachverhalte der letzten Jahre.
Frau Verena Spiegel vom AELF Kitzingen-Würzburg stellte kurz ihr Aufgabenfeld als Koordinatoren der Forsteinrichtung für Unterfranken vor.
Von Herrn Bach wurden die Gemeinderäte aufgefordert, eine Bewertung für die in Zukunft wichtigsten waldbaulichen Ziele zu treffen. Es wurden fünf Kriterien genannt. Die Gemeinderäte sollen sich für eine 3-stufige Prioritätenreihenfolge entscheiden (hoch-mittel-nachrangig).
1. Hohe Baumartenvielfalt
2. Hohe ökologische Wertigkeit des Waldes
3. Hohe Verfügbarkeit von Brennholz
4. Hoher Erholungswert des Waldes
5. Hohe Einnahmen
Das Ergebnis der Abfrage unter den Gemeinderäten wird in der Forsteinrichtung dokumentiert.
Bevor der Gemeinderat Karsbach in den Gemeindewald aufbricht, wird noch über das IL-Holz abgestimmt. Es wird vorgeschlagen, dass unverändert, wie im vergangenen Jahr, je Haushalt 1 Polter á 3-5 fm angeboten werden und der Preis je fm 72 € betragen soll.
Beschluss: 9 : 0
Im Rahmen des Waldbeganges wurden einzelne Waldorte zur Erörterung bestimmter Themen aufgesucht.
Als Einleitung wurde ein kurzer Überblick gegeben über:
Wichtige Kennzahlen zu den Bestockungsverhältnissen zum Stand der letzten Forsteinrichtung (FE)
6. Baumartenverteilung
7. Altersaufbau
8. Nutzungsarten
Betriebliche Ausgangslage der neuen FE
| - | Geologische Ausgangslage je 45% Muschelkalk und Buntsandstein, 10% Lös; |
| - | Im Muschelkalkbereich höherer Anteil skelettreicher Böden mit eingeschränkter Wasserversorgung (35%); im Buntsandbereich höherer Anteil an Zweischichtstandorten mit wechselnder Wasserführung (16%); |
| - | Hoher Anteil an Beständen mit Mittel(Nieder)-Waldherkunft und ausgeprägter Strukturierung (55% / FE-2008); |
| - | Sehr ungleichmäßiger Altersaufbau (ca. 75% älter 100 Jahre / FE-08 fortgeschrieben; |
| - | Große Waldschutz-, bzw. Vitalitätsprobleme bei Fichte und Kiefer aber örtlich auch bei Eiche und Buche; |
| - | Hohes Naturverjüngungspotential (Edellaubholz im Muschelkalk-, Eichen im Buntsandsteinbereich); |
| - | Große Pflegerückstände in der Jungdurchforstung (FE-2008 38% pflegedringlich); |
| - | Ca. 30% der Forstbetriebsfläche im FFH-Gebiet. |
| Themenschwerpunkte des Beganges | |
| - | Künftige Erfordernisse und Arbeitsvolumen in der Bestandspflege, v.a. der Jungdurchforstung; |
| - | Behandlung und Zielsetzung in Bestockungen mit Mittelwaldherkunft im trockeneren Muschelkalkbereich unter Einbeziehung der FFH-Vorgaben; |
| - | Strategie zum weiteren Vorgehen in vitalitätsgeschwächten Eichenbeständen auf wechselfeuchten Zweischichtstandorten; |
Exkursionspunkt 1:
Waldort: VII 3-5, Hottegrund VII 4-4 (VII 4-0), Hohmall
Bestockung: geschlossen bis gedrängter BAh-Lbh-Mischbestand der JD-Phase / noch mit zahlreichen Grobformen;
Standort: frische und mäßig frische bis frische Feinlehme (STE 304 und STE 303); Hochleistungsstandort; FE-04: VII 3-5 und VII 4-5 > Jungbestandspflege (JP); neg. Auslese;
Diskussion: auf Grundlage einer Probeauszeichnung:
Pflegedringlichkeit/Umlauf/Nutzungssatz/Bedeutung des Nebenbestandes >
>Arbeitsvolumen
Ergebnis: JD, 2 Eingriffe im Jhrz.; Nutzungssatz>20/fm/ha; Kir asten;
Exkursionspunkt 2:
Waldort: VII 3-2 (Hottegrund)/Zwischenstop und VII 4-1 (Hohmall)
Bestockung: Licht geschlossene bis lückige, mattwüchsige Bestockung aus schlechtem ehemaligen Mittelwald mit merklichen NV- und Unterschicht-/Jungwuchs-Gestängeanteilen, partienweise auch Strauchwuchs;
Standort: Mäßig trockene (bis trockene) Kalkverwitterungslehme (STE 441);
FE-08: Nutzungsart: Altdurchforstung (AD) / Nutzungssatz > 50 fm/ha (II 3-2) bzw. 60 fm/ha (VII 4-1);
Diskussion: bei Zwischenstopp (VII 3-2) markierte Baumarten der Vorausverjüngung: Baumartenpotential, Höhenentwicklung In Bestand VII 4-1 (FFH/LRT-9170)
Einbeziehung der LRT-Grenzen und LRT-Anforderungen
Ergebnis: Langfristige Behandlung (LB); Bestandsstrukturierung durch Ausnutzung von NV- und Unterschichtanteilen behutsam weiterentwickeln zur Sicherung höchstmöglicher Baumartenvielfalt; Ei wo immer sinnvoll in die Folgebestockung überführen; Totholzanreicherung (v. a. stehend).
Keine Einpunktierung der LRT-Grenzen (Übersichtlichkeit) aber Sondervermerk im Bestandsbeschrieb.
Inventur: Vorstellung eines „Muster-Aufnahmepunktes“
Zusatzpunkt: Vorstellung einer getätigten Pflegemaßnahme in VII 4-3: Bestand bei FE08 als pflegedringlich eingestuft; Beurteilung der Harvestermaßnahme in 2024 (40fm/ha).
Exkursionspunkt 3:
Waldort: X 3-1, Ruhweg
Bestockung: Im Schluss sehr heterogenes, in der Hauptschicht reines Ei-Baumholz; Herkunft aus Mittelwald guter Provenienz mit starkem Vorherrschen der jüngeren Phase; diese überwiegend von passabler bis besserer Qualitätsentwicklung, aber noch schwach dimensioniert; auf 2/3 Naturverjüngung v.a. aus Ei; NV bestandsklimatisch (Höhenentwicklung) noch überwiegend ohne nennenswerte Relevanz; in der Vergangenheit Waldschutzproblematik durch Prachtkäfer und Kernbohrer.
Standort: 50% STE 702, 50% STE707 / mäßig frische bzw. mäßig wechselfeuchte Schichtsande über Ton in ebener Lage
FE-08: Nutzungsart: Altdurchforstung (AD) / Nutzungssatz > 60 fm/ha;
Diskussion: Nutzungsart (LB/ViT); Nutzungssatz; Waldschutzstrategie (Kontrollintensität/Bestandshygiene); Mischbaumarteneinbringung;
Ergebnis: Langfristige Behandlung (LB) mit behutsamer Vorgehensweise (Bestandsinnenklima/30 fm/ha); Strukturierung der Vorausverjüngung (Bestandsinnenklima); intensive Befallskontrolle und zeitnahes Aufarbeiten und Verbringen von befallenen Bäumen; wo sinnvoll truppweise Anreicherung der VV mit Mischbaumarten.
Waldschutz: Vorführung der Schadbilder von Eichenprachtkäfer und Kernbohrer am lebenden Baum durch Robert Kaufmann
Am letzten Punkt wird auf die geplante Hiebsmaßnahmen in der Abt. Seitlach eingegangen. In genannter Abteilung soll die Durchforstung mittels Harvester durchgeführt werden. Grund hierfür ist vorrangig die angängige Buche auf ca. 90% der Fläche. Eine motormanuelle Aufarbeitung scheidet hier aus Arbeitssicherheitsgründen aus. Die Aufarbeitung von Rechtholz wird sich aus den vorher genannten Gründen schwierig gestalten, zumal das Kronenholz der Buche so morsch ist, dass kein wertiges Brennholz aufgearbeitet werden kann.
Aus diesen Gründen kam seitens der Forstverwaltung der Vorschlag, dass Holz aus der Harvesterdurchforstung komplett aufzuarbeiten bzw. zu vermarkten, als Ausgleich dafür können die Rechtler in der Abteilung Kräutel stärkeres, eigentlich durch Gemeinde vermarktetes Holz aufarbeiten.
Zum Abschluss des Waldbegangs bedankt sich Bürgermeister Göbel für die genannten Ausführungen der Fachleute und lädt alle Teilnehmer in den Bauhof Weyersfeld zu einem gemütlichen Beisammensein ein.
Ende der Waldbegehung: 16.30 Uhr