Nachkriegsgeschichte 1945-1952
Die Kommunalwahl und die Frauen und die Behelfsheime am Bahnhof
Die Beteiligung der Frauen bei der Wahl 1948
1919 konnten Frauen erstmals wählen und gewählt werden. Erst 29 Jahre später stellen sich Frauen in Gräfendorf zur Wahl. Elviera Langen und Elsbeth Heinrich von der Wahlgemeinschaft Flüchtlinge kandidierten für den Gemeinderat 1948. Die übrigen Listen nominierten weiterhin nur männliche Personen.
Bei den Aufstellungsversammlungen der CSU und SPD fehlten auch weibliche Teilnehmerinnen. Anders bei den Wahlvorschlägen „Parteilos“ und „Wahlgemeinschaft Flüchtlinge“. An deren Aufstellungsversammlungen beteiligten sich 19 Frauen von insgesamt 46 Teilnehmern - Wählergemeinschaft Parteilos - sowie 25 Frauen von 40 Anwesenden - Wahlgemeinschaft Flüchtlinge-.
Flüchtlinge – Heimatvertriebenen – Wegen Bombardierung ohne Heimat
Drei Dokumente erinnern an Flüchtlinge, Heimatvertriebenen und Personen, die durch die Bombardierung ihrer Wohnorte alles verloren haben. Ein Archiv-Dokument ist die Liste „Namentliche Aufstellung aller Flüchtlinge und Heimatvertriebenen, die in Gräfendorf wohnhaft sind“. 269 Personen sind darauf aufgeführt, datiert am 6. Oktober 1947. Nahezu jedes Haus musste Geflüchtete und Vertriebene aufnehmen. Wer dort keine Unterkunft mehr fand, erhielt im Behelfsheim eine Bleibe. An die Familien Hauswirth erinnert sich sicherlich der eine oder andere. Sechs Personen wohnten im Anwesen HsNr. 9, weitere sechs im Behelfsheim.
Ein weiteres Dokument ist die Wählerliste der Bürgermeister- und Gemeinderatswahl 1948. Da findet man Namen wie Werner und Hanni Jähde, Paul und Charlotte Ramthun um nur einige zu nennen. Sie wohnten damals in den Behelfsheimen. Ein drittes Dokument ist die Wählerliste der „Insassen des Altersheims Seewiese“. 77 Personen stehen als Wahlberechtigte auf der Liste.
In der Mehrzahl waren die Neubürger Frauen und Kinder, deren Eltern, Schwieger- oder Großeltern. Ihre Männer sind gefallen, vermisst oder in Gefangenschaft. Von den Angekommenen blieben einige im Ort, andere zogen weiter, dorthin, wo es Arbeit gab. Viele, die geblieben sind, haben sich ins Gemeindeleben eingebracht und es bereichert.
Bearbeitung, Text, Scan von der Postkarte aus dem Privatarchiv Johannes Sitter, Gräfendorf