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Mitteilungsblatt der VG Gemünden a Main
Ausgabe 23/2024
Amtliche Bekanntmachungen
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Gemeinde Gräfendorf

Geschichten und Geschichte

Teil III Die Lebensgeschichte der Familien Schiefer

Tod, Konkurs, Ärger und Verdruss und ab nach Amerika

Der plötzliche Tod ihres Gatten Kaspar jun. und die Folgen des Konkurses waren ein schwerer Schlag für Katholikin Katharina. Sie verlor nicht nur ihren Ehemann, sondern auch die Wohnung und den Ernährer der Familie. Die Erziehung der neun minderjährigen Kinder führte zur Überforderung. Das Zusammenleben mit ihrer Verwandtschaft, der Großtante Maria Dorothea und dem Großonkel Johannes Fischlein vom Bauernhof mit der Hausnummer 45 brachte offensichtlich viel Ärger und Verdruss. Die Stimmung war wohl misslich. Alles zusammen veranlasste Katharina Schiefer, Gräfendorf, mit all ihren Töchtern zu verlassen und ihre Zukunft in den Vereinigten Staaten von Amerika zu suchen.

Am 26.08.1872 war es so weit. Katharina Schiefer ging mit sieben Töchtern an Bord des Schiffes "Johanne Marie" in Bremen. Nach einer 17-tägigen Überfahrt kamen sie in New York, USA, an. Dies ist aufgezeichnet in den Listen der ankommenden Passagiere zwischen 1820 und 1957, archiviert in New York, USA. Ihre beiden Söhne Michael (geb. 1852) und Kaspar (geb. 1864) standen nicht auf der Passagierliste. Mit dabei war auch die vierundzwanzigjährige Babette Schleicher aus Heiligkreuz. Wer für die beiden Jungs sorgte, ist nicht bekannt, möglicherweise die Verwandtschaft von Johannes und Maria Dorothea Fischlein.

Der Konkurs bewirkte einen Wechsel des Besitzers für das Anwesen 61. Neuer Eigentümer des Söldenguts wurde Johann Baptist Vogt (1850-1913) und seine Ehefrau Sofia Zita (1853-1924), geborene Röder, gemäß dem Holzrechtkataster von 1890. Als neue Eigentümer waren sie ohne Verpflichtungen und Dienste gegenüber dem Grundherrn. Eine Teilfläche verkauften sie an Andreas Schärpf, der darauf eine Schmiede errichtete und von der Gemeindeverwaltung die HsNr. 61 ½ erhielt. Eine weitere Teilfläche wurde um 1894 an Alexander Glück (1864-1912) und Walburga Wirth (1872-1950) verkauft. Diese bauten im Stil des Söldenguts für sich und ihre Tochter Dorothea Babette (Barbara) (1896-1920) ein Wohnhaus mit Nebengebäuden. Ältere Gräfendorfer erinnern sich noch an ihre Tochter Ludmilla, verheiratete Wirth, eine Kriegerwitwe, die 95 Jahre in dem Anwesen 59 ½ lebte, es liebevoll hegte und pflegte.

Von den nach Amerika ausgewanderten Schiefers gibt es bis heute kein weiteres Lebenszeichen.

© Die Personendaten und Besitzverhältnisse wurden recherchiert von Resi Kühnlein aus Schonderfeld, Daniela Kriebel sowie von Johannes Sitter aus Gräfendorf u.a. nach den Archivunterlagen zur protestantischen Lokalschule, die von 1860 bis 1874 in Gräfendorf bestand. Das Symbolbild des Schiffes „Johanne Marie“ in Bremen im Jahr 1872, ist erstellt durch Bing ein KI-gesteuerter Copilot für das Internet. Die Textzusammenstellung stammt von Johannes Sitter aus Gräfendorf. Soweit der Text emotionale Worte nutzt oder Gefühle beschreibt, handelt es sich um Schlussfolgerungen des Autors. Ob sie richtig oder falsch sind, entscheidet allein der Leser oder die Leserin selbst.