Doris Grimm – zweite von links – und das Archivteam vor der Alten Schutzengelkirche – ein Ort, der eng mit der Wirtshausgeschichte von Gräfendorf verbunden ist.
Schon 1626 wurden Wein und Bier in einer Schenkstatt verabreicht. Diese lag unterhalb der Pfarrkirche, zwischen dem heutigen Rathaus und dem Gemeindehaus. Älteren Einwohnern ist der Ort noch als Gasthaus „Sepp Harth“ oder als Gasthaus „Anker“ bekannt. Um 1805 entwickelte sich aus der ursprünglichen Schenkstatt das „Alte Wirtshaus“, das eine neue Form der Gastlichkeit bot: Neben dem Ausschank von Getränken wurden nun auch Mahlzeiten serviert. Die Erzählung dieser historischen Entwicklung blieb lange unbeachtet. Erst während der Amtszeit von Bürgermeister Johannes Sitter fand sie durch die Zusammenführung der Gemeindearchive endlich Anerkennung.
Die Organisation und den Aufbau übernahm damals Doris Grimm aus Himmelstadt, die zudem die erste Gräfendorfer Gemeindechronik verfasste. Bei ihren Recherchen stieß sie auf Hinweise, dass die Schenkstatt 1795 renoviert und bis 1805 verpachtet war. Diese Entdeckung gab dem Archivteam den Anstoß, die fast vergessene Geschichte weiterzuerzählen. Resi Kühnlein aus Schonderfeld fand im Diözesanarchiv die Namen der ersten Wirtsleute: Michael Nikolaus Siebenlist aus dem thüngenschen Jägershaus und seine Frau Eva Bock von der Seemühle betrieben die Schenkstatt bereits 1732. Valentin Schleicher heiratete 1764 Maria Siebenlist und führte das Wirtshaus fort – der Ursprung des örtlichen Brau- und Gastgewerbes im Schleicher’schen Besitz. Diplomingenieur Erich Hutzelmann entdeckte den Lageplan für den Bau der Alten Schutzengelkirche um 1848, in dem erstmals ein „Altes Wirtshaus“ verzeichnet ist. Zusammen mit den ersten Grundsteuerakten von 1849 ließ sich so der Standort der historischen Schenkstatt genau bestimmen. Die Verknüpfung der Daten zur Ergänzung der Gräfendorfer Wirtshausgeschichte erfolgte durch Johannes Sitter. Zum Abschluss der Nachforschungen trafen sich Doris Grimm und das Archivteam in den Saaletalstuben in Michelau. Archivar Hans-Georg Herch würdigte Doris Grimm als „Mutter des Archivs“ – ohne ihre akribische Arbeit, so betonte er, wäre die Gräfendorfer Dorfgeschichte heute um viele Kapitel ärmer. Nicht zuletzt würdigte Bürgermeister Johannes Wagenpfahl das gelungene Werk und brachte seine Anerkennung zum Ausdruck.