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Mitteilungsblatt der VG Gemünden a Main
Ausgabe 24/2023
Amtliche Bekanntmachungen
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Aus dem Archiv von Gräfendorf

Geschichten und Geschichte

Das religiöse Bekenntnis in der Vor- und Nachkriegsgeschichte

Die Gräfendorfer Ortsgeschichte ist ab 1735 durch konfessionell verschiedene Grundherren geprägt. Drei Geschichten ab 1735 bis 1969 verdeutlichen, dass das katholische und das protestantische Bekenntnis das Zusammenleben maßgeblich beeinflusste. Wegen der Länge des Artikels wird er zwei Teile veröffentlicht.

Teil I

Das religiöse Bekenntnis in der Geschichte von Gräfendorf

Nicht gegen-, sondern nebeneinander, so lässt sich die religiöse Verschiedenheit nach dem Urteil des Reichskammergerichts in Wetzlar 1735/36 beschreiben. Danach hatte Gräfendorf zwei konfessionell verschiedene Herrschaften: die katholische Juliusspitalstiftung Würzburg und die protestantisch Lutz'sche Linie der Freiherren von Thüngen aus Zeitlofs.

Das religiöse Bekenntnis und der Schulstreit

Von 1860 bis 1874 weigerten sich die protestantischen Christen ihre Kinder in die gemeindliche Schule zu schicken. Ihre Nachkommen sollten von bekenntnistreuen Lehrern unterrichtet werden. Von dem katholisch geprägten Gemeindeausschuss und Ortsvorsteher fühlte man sich nicht ausreichend vertreten.

Das religiöse Bekenntnis und die Gemeindewahl 1870

1870 wählten Landgemeinden erstmals einen Bürgermeister. Der Gemeindeausschuss wurde von vier auf zehn Repräsentanten erweitert. Der bisherige Ortsvorsteher Michael Fischlein

(1818–1898) Landwirt, HsNr. 51 führte auch weiterhin die Gemeinde jetzt aber mit der Amtsbezeichnung Bürgermeister. Nachfolgende Ortsnachbarn vertraten die Dorfbewohner im

Gemeindeausschuss:

  • Jacob Weigand, (1827–1908) Verwalter, HsNr. 57+20½
  • Johann (es) Vogt, (1834–1884) Gastwirt, HsNr. 59+47+70
  • Michael Vogt (1831–1896), HsNr. 35+33
  • Johann(es) Aul (1823–1895), HsNr. 35+56+40, protestantisch
  • Michael Vogt (1824–1875) Tagelöhner, HsNr. 78+1
  • Kaspar Schleich (1816–1880), HsNr. 80, protestantisch
  • Kaspar Försch (1828–1895), HsNr. 26
  • Michael Rüttiger (1820–1894), HsNr. 49+16, protestantisch
  • Joseph Köhler (1829–1880), HsNr. 31+3

Nach Konfessionen verteilt war das Ergebnis eine Revolution. Acht Katholiken, ferner drei Protestanten, vertraten die Einwohner. Von diesem Zeitpunkt an befriedete sich der Schulstreit, zumal Bürgermeister Michael Fischlein es verstand pragmatische Lösungen zu finden.

Hinweis: Die evangelisch-lutherische Kirche wird in den Archivakten als protestantische Kirche bezeichnet. Deswegen wird der historische Begriff verwendet. Mehr über diesen Teil der Ortsgeschichte wird bei einem Dorfspaziergang am Tag des offenen Denkmals am 10. September 2023 erzählt.

© Bearbeitung, Text und Fotomontage der Kirchenfahnen Johannes Sitter, Gräfendorf.