Nachkriegsgeschichte 1945–1952
Einblick über die Gemeinderatsarbeit nach dem II. Weltkrieg
Die im Archiv vorhandenen Presseartikel geben einen Einblick in die Arbeit des Gemeinderates nach dem Ende des II. Weltkrieges. Sie werden wortwörtlich wiedergeben. Der folgende Zeitungsbericht wird in zwei Teile veröffentlicht und wurde der Main-Post entnommen.
Mit Strom aus dem E-Werk verbesserte sich die Beleuchtung der Ortsstraßen.
1 Teil Ein Jahr der Planung
Rückblick und Ausschau der Gemeinde Gräfendorf
Gräfendorf. Was wird das neue Jahr uns bringen? Und welche Pläne hat der Gemeinderat für 1950? So fragten vor kaum einem Jahr. Interessierte Bürger in einer Bürgerversammlung im Januar vorigen Jahres. Es wird sicherlich nicht leicht sein für den Gemeinderat, den Rechenschaftsbericht darüber zu geben. Gräfendorf, früher kaum 700 Einwohner zählend, das sich durch zielbewusstes und maßvolles Schaffen und Streben des langjährigen Bürgermeisters Fritz Harth vor dem Kriege zu einem stattlichen Luftkurort entwickelt hatte, ist durch den Zuzug von 253 Neubürger und 118 Evakuierten in die Gemeinden mit über 1000 Einwohnern aufgerückt.
Falls nicht aufgrund der geringen Verdienstmöglichkeiten größere Abwanderungen erfolgen, lassen die derzeitigen Geburten- und Sterbeziffern ein weiteres Ansteigen dieser Zahl erwarten. Im abgelaufenen Jahr standen 11 Sterbefällen (einschließlich Altersheim Seewiese) 23 Geburten gegenüber. So stürmisch das Jahr 1950 mit der Androhung eines Steuerstreiks der Landwirte wegen des außerordentlich hohen Wildschadens im Januar begann, umso ruhiger wurde es unter dem der kritischen politischen Lage beschlossen.
Wenn auch ein mit dem Juliusspital schon jahrzehntelang geführter Holzrechtsstreit noch keiner befriedigenden Lösung zugeführt werden konnte, so war es doch wenigstens gelungen, durch gegenseitiges Verständnis eine beruhigende Lösung der Gemeinschaftsjagdverhältnisse zu finden. Auch für den monatelangen Streit um ein ausgeglichenes Wassergeld und für die entstandenen Milchversorgungsschwierigkeiten konnten entscheidende Lösungen gefunden werden.
Nicht zuletzt wurden auf den immerwährenden Druck der Elternschaft hin die schon lange notwendigen Schulaborte mit einem Gesamtaufwand von etwa 8500 DM erbaut, und durch Vertrag mit dem Überlandwerk die Straßenbeleuchtung wesentlich verbessert.
Liegt es aber an der Initiative der Gemeindeverwaltung oder an der tatsächlich wirtschaftlich schlechten Lage der Gemeinde, daß von den zahlreich gefassten Beschlüssen des Gemeinderates nur wenige verwirklicht werden konnte? Es sei nur kurz erwähnt, daß weder in der Beschaffung von Wohnsiedlungsgelände noch bei der Erstellung eines weiteren Schulsaales sowie bei der geplanten Erweiterung des Friedhofes, beim Bau eines Leichenhauses oder der Anlage einer gemeindlichen Ortsplantage auf dem Gänserasen nennenswerte Fortschritte gemacht wurden.
Bearbeitung, Text, Scan von der Postkarte aus dem Privatarchiv Johannes Sitter, Gräfendorf