Nachkriegsgeschichte 1945–1952
Das vollendete Gotteshaus
Bewölkter Himmel, so der historische Wetterbericht, aber Freude im Herzen, so der Artikel im Gemündener Anzeiger, zwei Tage nach der Weihe der St. Michaelskirche. Die evangelisch-lutherische Kirchengemeinde hatte eingeladen zum Weihefest für Sonntag, den 12. Oktober 1952. Das Gotteshaus war fertiggestellt und festlich geschmückt. Die Fahnen wurden von den Frauen des Ortes selbst aus Nesselstoff genäht, die Girlanden in Gemeinschaftsarbeit aus Tannenzweigen gefertigt. Die Buchstaben über dem Altar und am Grundstückseingang sind aus Pappe ausgeschnitten und mit schwarzem Glanzpapier bezogen und auf Nesselstoff aufgenäht. Das Dorf hatte ebenfalls sein Festtagsgewand angezogen. Pünktlich um 14 Uhr verkündeten die Glocken der katholischen Schutzengelkirche die Ankunft von Oberkirchenrat Koch. Dieser erbat den Segen für das neue Gotteshaus.
Hinweis: Über den Weg der Aufnahmen und Texte vom Fotografen, Textschreiber ins Gemeindearchiv berichteten wir im ersten Beitrag vom „Bauernhaus zum Gotteshaus“. Alle bisherigen Fotos und Zitate stammen aus denselben Quellen. Herzlichen Dank an alle, die diese geschichtlichen Dokumente sammelten und archivierten.
Dank sagt das Archivteam auch Erich Hutzelmann. Ein Gräfendorfer Bub, heute Dipl.-Ing. (FH) BDB mit einem eigenen Büro für Stadtplanung und Beratung in Hammelburg. Er gab uns Hinweise von noch unerforschten und schlummernden Unterlagen im Staatsarchiv Würzburg. Im Band II. Seite 9 ist dort aufgeführt: bestandene Meinungsverschiedenheiten „über die Unterhaltspflicht der prot. Einwohner der Glocken zu Gräfendorf“ in den Jahren von 1850-1852. Im Band II Seite 11 befinden sich für historisch interessierte Akten von der „Auspfarrung der Protestanten von Gräfendorf nach Dittlofsroda“. Ein 19 Jahre dauernder Zwist von 1803 bis 1822. Die „Bildung einer evang.-luth. Tochterkirchengemeinde Gräfendorf“ umfasst zwei Aktenbündel. „Die Tochtergemeinde“ von 1924-1926 und die „Bildung der Tochtergemeinde“ von 1918 bis 1923. Die Aktenbündel findet man ebenfalls über den Band II Seite 11. Ein Gräfendorfer-Ortsproblem war die Umsetzung der Schulpflicht. Von 1860-1874 stritten die protestantischen und katholischen Gläubigen über die weltliche und religiöse Bildung ihrer Sprösslinge. Zu diesem Thema befinden sich im Gemeindearchiv mehrere Protokollbücher. Johannes Sitter, Gräfendorf hat dieses Archivgut ausgewertet und in einer Broschüre zusammengefasst.