Geschichten und Geschichte
Nachkriegsgeschichte 1945–1952
Die Schwesternstation - Kranken- und Kinderpflege ab 1945
Am 8. Mai 1945 endete der Zweite Weltkrieg. Die Gräfendorfer Einwohnerzahl stieg von 750 im Jahr 1940 auf 1.133 Einwohner im Jahr 1945. Organisiert werden musste: Wohnraum, Behelfsheime, größere Räume in der Schule, eine Kinderbetreuung, Arbeitsplätze, einfach alles Lebensnotwendige.
Pfarrer Hans Först reagierte sofort
Pfarrer Hans Först, Gräfendorfer Seelsorger von 1936 bis 1950, reagierte sofort. Als Vorstand des St. Johannis Zweigvereins erreichte er ein Abkommen zwischen der Katholischen Kirchenverwaltung und der Kongregation der Töchter des Allerheiligsten Erlösers, bekannt als die Würzburger Erlöserschwestern. In diesem Abkommen verpflichtete sich der Orden ab 1.12.1945: zur Übernahme der Hauskrankenpflege (sog. ambulante Krankenpflege), zur Leitung des Kindergartens und einer Handarbeitsschule. Drei Mitschwestern stellten sie für diese karitative Arbeit zur Verfügung. Die Versorgung der Schwestern übernahm der St. Johannis Zweigverein.
Schwester Maria Landuina Beck 1886–1967 hieß die erste Oberin der neu gegründeten Schwesternstation. Vorher umsorgte sie in verschiedenen Ortschaften Arme und Kranke. In Gräfendorf pflegte sie alle, die ihre Hilfe benötigten, über 10 Jahre. Schwester Luiza Hereth, geb. 1.12.1901 und Schwester Cornelis Hedwig Trunk, 19.11.1906 gehörten zur ersten Schwesternstation. Sie kümmerten sich um die Kinderpflege und Handarbeit.
In einem Schreiben des Bürgermeisters Franz-Georg Herch vom 9.5.1947 an das Landratsamt Gemünden ist zu lesen: „Der Johannisverein hat die Betreuung der Kranken sowie der weiblichen Jugend und Kinder übernommen. 150 Mitglieder hat der Verein.“ Ein weiteres Schreiben der Gemeinde bestätigt einen Kindergarten mit 50–60 Kindern, betreut von einer geistlichen Schwester und einer weltlichen Hilfskraft. In einer Notiz wird die Kriegerwitwe Eugenie Aul 1910–1993, HsNr. 16 1⁄2 als Hilfskraft genannt. Zur Amtszeit von Pfarrer Hans Först steht im Buch: Priester unter Hitlers Terror“ Folgendes:
Pfarrer Hans Först
Am 23. April 1936 hieß die Pfarrgemeinde Pfarrer Hans Först willkommen: eine Persönlichkeit, von den einen hochverehrt und von anderen, die ihn auf den Tod nicht ausstehen konnten. Mit der NSDAP legte er sich in seinen Predigten an. „1942 wurde er verhaftet, gegen Unterschrift verwarnt und nach Zahlung von 300 RM-Sicherungsgeld wieder entlassen“. 1943 wiederholte sich dieser Vorgang. Das Foto zeigt die Pfarreinführung von Pfarrer Hans Först am 23. April 1936.
© Das Foto hat uns dankenswerterweise Frau Christel Reinhard, Gräfendorf überlassen. Textrecherche und Zusammenstellung Johannes Sitter, Gräfendorf