Von rechts nach links: Maria Theresia Guilleaume, ihr Bruder Karl Leo Hermann von der Wettern und eine nicht unbekannte Person.
Teil 9 Die Familien von der Wettern und Guilleaume in Schonderfeld
Nach einem Bauantrag aus dem Jahr 1923 des Landwirts Markus Weigand, Anwesen HsNr. 4, damals HsNr. 9 war Franz Köhler (angeblich aus Wolfsmünster stammend) der mögliche Eigentümer des unbebauten Nachbargrundstücks. In den Folgejahren hat er dort ein Wohngebäude errichtet, heute HsNr. 2, damals HsNr. 24. Das belegt auch ein Anhänger aus dem Jahr 1925, der bei Abbrucharbeiten in einem Türfutter gefunden wurde. Ein konkreter Nachweis über den Bau des Hauses ist allerdings nicht vorhanden.
Es gibt jedoch Belege dafür, dass Maria Theresia Guilleaume, geborene von der Wettern, und ihr Bruder Karl Leo Hermann von der Wettern in dem Wohnhaus lebten.
Maria Theresia wurde 1885 in Köln geboren. Sie heiratete 1915 und bekam eine Tochter namens Henriette. Bei ihrer Abmeldung nach Heimbuchenthal im Jahr 1961 gab sie an, als Malerin und später als Hausfrau gearbeitet zu haben. K. H. Callaway von der amerikanischen Militärregierung registrierte sie 1945 als Heimleiterin im Gau-Kindererholungsheim Waldhaus-Seewiese, als sie 60 Jahre alt war. Ihre Tochter Henriette, zu diesem Zeitpunkt 29 Jahre alt, arbeitete als Sekretärin und war ebenfalls in Schonderfeld, Hausnummer 24, verzeichnet. Maria Theresia zog 1961 nach Heimbuchenthal im Spessart und später nach Straubing, wo sie 1964 verstarb.
Maria Theresias Bruder Karl Leo Hermann wurde 1878 in Köln geboren und war drei Jahre jünger als sie. Er starb im Jahr 1959 im Alter von 81 Jahren in der Wohnung seiner Schwester in Schonderfeld.
Maria Theresia muss 1934 oder 1935 nach Schonderfeld gekommen sein. Nach Lehrer Rudolf Reinfelder, der für den Gemündener Anzeiger schrieb, ist in einem Beitrag im Jahr 1935 zu lesen: „Im Rahmen sozialer Maßnahmen des II. Reiches erwirbt die Rhön- und Spessarthilfe das Schloss. Die Schwestern zogen weg, und im Mai wehte zum ersten Mal das Hakenkreuzbanner über Schloss und Park. In feierlicher Weise wurde die Übernahme durch den Gauleiter, Herrn Dr. Hellmuth, vollzogen und das Haus seiner neuen Bestimmung zugeführt. Und nun tummeln sich fröhliche Kinder im schattigen Park und finden unter guter Betreuung und gewissenhafter Pflege Erholung und Kräftigung. Möge es diesem edlen Zwecke - der Förderung unserer deutschen Jugend – noch recht lange dienen.“
Es ist möglich, dass ihre Tochter Henriette damals anwesend war, aber dies kann nicht belegt werden. Ihr Bruder Karl Leo Hermann könnte erst nach dem Kriegsende oder nach dem Tod seiner Frau nach Schonderfeld gekommen sein. Bislang wurde kein Anmeldedokument gefunden. Seine Beerdigung im Jahr 1959 in Schonderfeld sorgte für viel Aufregung im Dorf, da er nicht, wie damals üblich, in einem Sarg, sondern in einer Urne beigesetzt wurde. Daran erinnerte sich Resi Kühnlein aus Schonderfeld.
Während der Zeit des Nationalsozialismus hing das Hakenkreuzbanner am Anwesen mit der Hausnummer 24 in Schonderfeld. Außerdem waren prominente Nationalsozialisten oft Gäste bei der Familie Guilleaume, was durch vorhandene Fotos bewiesen ist.
© Das Foto erhielt unser Archivteam von Christel Reinhard, Gräfendorf. Die Personendaten wurden mit Hilfe des stellvertretenden Geschäftsführers der Verwaltungsgemeinschaft in Gemünden, Benedikt Steigerwald, im Landesarchiv Nordrhein-Westfalen gefunden. Den Text stellte Johannes Sitter, Gräfendorf, zusammen.